Die humanitäre Desinformation
Die Hamas hat im Gaza-Streifen nicht nur den größten Teil der Regierungsgeschäfte inne.
Der Gazastreifen hat etwa so viele Einwohner wie Hamburg auf einer Fläche von Köln.
Die Clanstrukturen und die Hamas sind tief in der palästinensischen Gesellschaft verwurzelt.
Das zeigen immer wieder auch Erhebungen (Öffnet in neuem Fenster) - auch nach 10/7 - die nach wissenschaftlichen Regeln durchgeführt werden.
Noch im Juni fanden 67% der Palästinenser den „Angriff“ auf Israel richtig (57% Gaza, 73% Westbank). 97% der Palästinenser glauben, Israel habe Kriegsverbrechen verübt; nur 7% glaubten, die Hamas habe „Gräueltaten“ verübt. 57% wollen nach dem Krieg eine Regierung durch die Hamas, auch in der Westbank. (Palestinian Center for Policy and Survey Research, 12.06.24)
Die Schätzungen, wie viele aktive Kämpfer die Hamas hat, reichen inzwischen von über 40.000 bis zu 80.000. Hinzu kommen die Polizei und der Dschihad.
Doch das sind nur die Aktiven. Darüber hinaus müssen zwangsläufig viele Helfer da sein. Mafiöse Strukturen, in denen der eine mal Essen bringt, die andere mal Wäsche wäscht und der Junge, der als Warnposten fungiert.
Keine Organisation kann in diesem Umfeld arbeiten, ohne zumindest die Billigung der Hamas.
Würde ein Vertreter des UNRWA in den Gazastreifen reisen - was inzwischen durch Israel stark eingeschränkt wird-, könnte das nur geschehen, wenn auch die Hamas nicht auf den Konvoi feuert.
Diese Organisationen sind also mindestens korrumpiert. Sie müssen für ihre Zwecke mit der Hamas zusammenarbeiten. Weil sie sonst nicht mehr lebend da rauskommen.
Würden diese Organisationen sich aber aus dem Gazastreifen zurückziehen, würden sie auch keine Fördergelder oder Spenden mehr bekommen.
Solche Organisationen sind auch Wirtschaftsunternehmen. Ich weiß das, ich habe für einen lokalen, gemeinnützigen Verein gearbeitet und bin nach wie vor Mitglied.
Gehälter müssen bezahlt werden, Büros gemietet, Computer gekauft. Das bedeutet nicht, dass diese Organisationen ausschließlich zum Selbstzweck arbeiten. Aber es bedeutet, dass sie auch wirtschaftliche Interessen haben, wie jedes andere Unternehmen auch.
Eine Folge dessen ist beispielsweise, dass zwar derzeit mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen gehen, als vor dem Krieg. Es gibt Luftaufnahmen der Tonnen von Lebensmittel und tausende Paletten, die bei Kerem Shalom oder an dem mobilen Pier herumstehen.
Aber diese Organisationen können gar nicht anders, als wieder und wieder eine bevorstehende Hungerkatastrophe anzumahnen und implizit Israel die Schuld zu geben.
Würden sie eingestehen, dass die Palästinenser untereinander die Lebensmittel nicht verteilen können oder wollen, würden die Spender und Geldgeber anfangen unliebsame Fragen zu stellen. Beispielsweise, ob die Palästinenser nicht selber dafür verantwortlich sind und ob man dadurch nicht die menschenfeindliche Logik der Hamas unterstützt.
Stattdessen nimmt das UNRWA seine Übersicht von der Website, in der zu sehen ist, dass fast jeder LKW geplündert (Öffnet in neuem Fenster) oder gleich komplett entführt wurde, bevor er sein Ziel erreichte.
Jeder Arzt, jede Krankenschwester und selbst der Pförtner im Krankenhaus müssen mit der Hamas kollaborieren.
Das ist kein Verschwörungsmythos: Die Hamas stellt die Schecks aus, die Hamas ist der Arbeitgeber, die Hamas leitet das Gesundheitsministerium, die Hamas entscheidet, wer wo einen Arbeitsplatz bekommt.
Kein ausländischer Arzt kann dort arbeiten, ohne dass die Hamas das weiß und abnickt. Selbst wenn sie später Videos hochladen, das sei alles Lüge, sie hätten während ihrer Arbeit keine Hamas gesehen. Denn sie können gar nicht wissen, ob der Chef des Krankenhauses nicht vielleicht der Bruder eines Hamas-Kommandeurs ist.
Es sind nur kleine „Marketing-Pannen“, wenn die Ärzte ohne Grenzen beklagen, dass ihr Kollege Fadi Al-Wadiya getötet wurde, und kurz später öffentlich wird, dass er seit Jahren Dschihadist war.
„Oh, ich bin sicher, dass es Hamas Mitglieder auf den Gehaltslisten des UNRWA gibt und ich sehe darin kein Verbrechen. Die Hamas als eine politische Organisation bedeutet nicht, dass jedes Mitglied ein Milizionär ist und wir führen keine politischen Sicherheitsprüfungen durch und schließen Menschen aufgrund ihrer Überzeugungen aus.“
UNRWA-Generalkommissar Peter Hansen, CBC News, 03.10.2004
Die Organisationen entziehen sich ihrer Verantwortung. Indem sie nach vorne stellen, den Menschen helfen zu wollen. Aber lieber nicht auf Partys erzählen, was dafür nötig ist, um das zu tun.
Das ist ein Dilemma: Soll der Arzt einen einem Patienten helfen, auch wenn der vielleicht ein Mörder ist oder danach mordet?
Durch die Mechanismen der Medien führt das jedoch zu einer Desinformation. Nicht weil einzelne Medien etwas Falsches berichten. Sondern durch die Agenturmedien.
Die Medien haben keine eigenen Leute vor Ort. Agenturen nehmen zumeist offene Informationen von Protagonisten und verwursten sie zu Meldungen.
Beispielsweise melden die IDF, wenn sie Angriffe gegen die Hisbollah fliegen. Dass die Hisbollah aber täglich Israel angreift, wird nicht berichtet. Weil das außerhalb der Wahrnehmung der Agenturen passiert. Das taucht nur auf, wenn die IDF oder andere das mal veröffentlichen.
Die Agenturen nehmen also Meldungen von Politikern, der UN, des UNRWA, Amnesty, WHO und so weiter. Und erstellen daraus Beiträge nach wirtschaftlichen Aspekten. Danach, was wie viele Klicks bringt und was wie viele Medien ihnen wohl abkaufen. Und diese veröffentlichen das dann ohne eigene Recherche. Sie dürfen das, das nennt sich Agenturprivileg.
Und das führt zu einer massiven Desinformation der Öffentlichkeit. Bis plötzlich wieder alle erschrocken sind, weil ein Arzt oder Journalist getötet wurden. Und dann herauskommt, dass sie Yahya Sinwar (Öffnet in neuem Fenster) persönlich kannten.