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Newsletter Nr. 13: Q&A Gaza und Ukraine

Palästinenser tragen Hilfslieferungen

Auf der Facebook Fanpage (Öffnet in neuem Fenster) biete ich ab und an Q&A an: Nutzerinnen und Nutzer können mir Fragen stellen, die ich dann kurz beantworte.

Das hat zwei Nachteile.
Zum ersten kann ich nur knapp antworten, weil meist dutzende Fragen gestellt werden. Zum zweiten lesen das zumeist nur diejenigen, die daran teilnehmen, zufällig darauf aufmerksam werden und die vor allem Facebook haben.

Also habe ich ein Experiment gemacht.
Ich habe am vergangenen Samstag ein Q&A angeboten und angekündigt, die interessantesten Fragen in einem Newsletter zu beantworten.

Hier das Ergebnis. Ausnahmsweise ohne Bezahlschranke.

„Warum haben die Palästinenser mit dem UNRWA ein spezielles Hilfswerk? Haben noch andere Volksstämme eigene Hilfswerke?“ [sic!]

Das liegt an dem chronologischen Ablauf.

1945 wurde die UN 1945 gegründet.

1946 wurde das ehemalige britische Völkerbundsmandat aufgeteilt, aus allem östlich vom Jordan wurde Jordanien. Bis heute leben dort knapp zwei Millionen arabische Palästinenser, denen das Bürgerrecht verwehrt wird.

1947 kam dann der Teilungsplan, der das Gebiet westlich des Jordan, also das heutige Israel und die palästinensischen Gebiete, zwischen Juden und Palästinensern aufteilen sollte. Die Juden akzeptierten das, die Araber nicht.

1948 griffen alle umliegenden Staaten Israel in der Nacht seiner Gründung an. Und verloren. Einige Palästinenser wurden vertrieben; viele flohen, weil sie nicht in einem jüdischen Staat leben wollten. Etwa 700.000 Menschen waren auf der Flucht.

1949 wurde das UNRWA gegründet, das „Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten“. Das damals auch den jüdischen Flüchtlingen helfen sollte, denn etwa 850.000 wurden aus den arabischen Staaten vertrieben. „Palästinenser“ waren bis in die 1960er alle in der Region, also auch Beduinen, Drusen, Christen und Juden.
Wegen diesem Hilfwerk werden bis heute viele Stadtteile von der UN (und den Medien) als „Flüchtlingslager“ bezeichnet, obwohl es längst normale Städte sind.

1950 wurde der UNHCR gegründet, der „Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen“. (Der einfach noch so genannt wird, ähnlich wie der deutsche Wehrbeauftragte, der aber einen ganzen Stab hat.)
Aus irgendeinem Grund hat man das UNRWA aber nicht dem UNHCR untergeordnet. Ganz persönlich nehme ich an, weil die damals durch Ölfunde erstarkenden arabische Staaten etwas dagegen hatten. Zudem war Israel ein Protegé der USA und somit hatte die Sowjetunion etwas gegen Israel.

„Was hältst du von diesem Hilfswerk der UNO für palästinensische Flüchtlinge? Deutschland hat erst im November 91 Mio Euro dafür freigegeben. Soll D. Auch die Gelder streichen?“ [sic!]

Deutschland zahlt laut eigenen Aussagen jährlich 200 Millionen an das UNRWA. Es ist nach den USA zweitgrößter Geldgeber.
Solche Unternehmungen der UN werden nicht durch die üblichen „Mitgliedsbeiträge“ bezahlt, sondern durch freiwillige Spenden. Was bereits zu Kritik führt.

Wie ich auf der Facebook Fanpage (Öffnet in neuem Fenster) erklärt habe, sind derzeit nur 213 Mitarbeiter des UNRWA „international“ und über 27.500 sind „lokal“. Es ist also im Grunde ein palästinensischer Verein. Und somit ist er zwangsläufig korrumpiert.
Und die vielen Waffenfunde in Schulen und Einrichtungen, Tunneleingänge, Schulungsunterlagen, die das Existenzrecht Israels absprechen, und der aktuelle Skandal der letzten Tage zeigen, dass das UNRWA mindestens im Gazastreifen durch die Hamas unterwandert ist.

Irgendwie traut sich da aber niemand ran. Im Gegenteil: Der Flüchtlingsstatus, und damit Anspruch auf die Hilfsgelder, kann ja nicht nur vererbt werden. Inzwischen leben dort Flüchtlinge in der dritten und vierten Generation, die die „Heimat“ nie gesehen haben. Sondern seit 2014 kann der Flüchtlingsstatus auch noch per Adoption weitergegeben werden.

Ich persönlich bin für eine Zweistaatenlösung, einen souveränen palästinensischen Staat und gegen Siedler.
Ich bin aber auch dafür, dass jegliche Unterstützung sofort gestoppt und das UNRWA dem UNHCR untergeordnet wird.

„Was sagst Du zu den UNRWA Mitarbeitern, die an den Massakern beteiligt waren? Wird das endlich zu seiner realistischen Beurteilung führen?“ [sic!]

Israel hat nachrichtendienstliche Informationen gesammelt, dass viele UNRWA-Mitarbeiter bei der Hamas sind oder zumindest mit ihr kooperieren. Diese hat Israel dann der UN vorgelegt. Ohne größere Reaktion.
Israel hat die Informationen aber auch den USA vorgelegt, die dem UNRWA sofort den Geldhahn zugedreht hat. Erst danach wurde es dann öffentlich und die UN ging damit öffentlich. (Foto: Der Sprecher der UN vor den Medien.)
In den deutschsprachigen Medien wird dieser Zusammenhang nicht näher erläutert. Er ist lediglich in einem langen Beitrag der New York Times zu finden.

UN-Sprecher Stephane Dujarric während der Pressekonferenz zum Skandal

Foto: UN-Sprecher Stephane Dujarric während der Pressekonferenz zum Skandal

Ich denke persönlich, dass es immer eine realistische Beurteilung gegeben hat. Und dass die UN das weiß und genauso beurteilt. Man spricht aber nicht darüber und erzählt es nicht auf Cocktail-Partys. Weil das zur Folge hätte, dass die Geldgeber abspringen. Und damit würden der in meinen Augen durch und durch korrumpierten UN hunderte Millionen flöten gehen.

Eigenzitat von der der Facebook Fanpage (Öffnet in neuem Fenster):
»Dabei sagte der damalige Generalkommissar Peter Hansen CBS News bereits im Oktober 2004:
„Oh, ich bin sicher, dass es Hamas Mitglieder auf den Gehaltslisten des UNRWA gibt und ich sehe darin kein Verbrechen.“«

Ich habe der UN einen eigenen Beitrag gewidmet: Link (Öffnet in neuem Fenster)

Inzwischen haben 12 Staaten (auch Deutschland) die Zahlungen gestoppt. Francesca Albanese, die UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete, schrieb gestern dazu auf X, der Zahlungsstopp werde „rechtliche Verantwortung nach sich ziehen“ und der Zahlungsstopp verletze „vermutlich“ die „Verpflichtungen gemäß der Völkermordkonvention“. Auf gut Deutsch: Wer nicht freiwillig Geld gibt, verstößt gegen das Völkerrecht. Was einigermaßen absurd ist, aber die Gedankenwelt des UNRWA zeigt.

„Hat das UN-Urteil jetzt irgendeine Relevanz?“ [sic!]

Gemeint ist das Urteil des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag. Südafrika hatte gegen Israel geklagt.
Und um es klar zu sagen: Das Urteil hat keine größere Bedeutung, von der wir irgendetwas mitbekommen würden.

Das Verfahren Südafrika gegen Israel vor dem IGH.

Meine Interpretation – die inzwischen auch von drei Juristen (einem in den Kommentaren auf der Facebook Fanpage (Öffnet in neuem Fenster)) bestätigt wurde – ist, dass das Gericht nicht entscheiden hat.
Das ist sehr Überschriften-mäßig ausgedrückt, trifft es aber.

Denn Südafrika hatte in dem seitenlangen juristischen Kauderwelsch im Grunde zwei Forderungen: Zum Ersten die Feststellung, dass Israel einen Völkermord begeht. Und zum zweiten eine Beendigung der Offensive.
In ebenso langem journalistischem Kauderwelsch hat das Gericht festgestellt, dass es zuständig ist. Bei diesen beiden Zielen konnte Südafrika aber „nicht durchdringen“. Das Gericht sah keinen Anlass, dass die Offensive abgebrochen werden müsste. Und es sah keinen Hinweis, dass ein Völkermord wahrscheinlich ist. Sonst hätte es anders entscheiden.

Es hat jedoch entschieden, dass Israel sich an einige Dinge halten muss. Beispielsweise, dass humanitäre Hilfe gewährleistet wird oder dass Leute, die zum Völkermord aufrufen, dafür juristisch belangt werden.
Das sind aber alles die grundsätzlichen Bestimmungen, die eh vorgeschrieben sind.
Darüber hinaus geht einzig die Forderung, dass Israel das zu dokumentieren und innerhalb eines Monats an das Gericht zu berichten hat.

Warum die Tagesschau am 26.01. titelt „Keine Feuerpause, aber mehr Schutz für Palästinenser“, erschließt sich mir nicht. Es wird auch im Text nicht belegt. Ich habe das Verfahren und die Urteilsverkündung live verfolgt. Von „mehr“ war nicht die Rede. Weil das ja auch eine Beurteilung eingeschlossen hätte, dass bisher zu wenig Hilfe geleistet wurde. Und genau das hat das Gericht ja eben nicht beurteilen wollen.

„Meinst du, dass die Taten der Hamas und der beteiligten palästinensischen Zivilisten vom 7.10.23 bzw. die davon existierenden Videos den deutschen Journalisten und Politikern bekannt sind d.h. dass sie Zugang dazu haben, wenn sie wollen?“ [sic!]

Ich gehe davon aus, dass Politiker mit Verbindungen zu Israel Zugriff darauf hätten.
Ich gehe aber auch davon aus, dass solche brutalen Szenen keinen Einfluss auf das politische Handeln des Einzelnen haben dürfen.

Ich weiß, dass Israel mehrfach Journalisten die Aufnahmen vorgespielt hat. Denn sie waren ja teilweise auch veröffentlicht.
Journalisten wurden nach Israel eingeladen. Ein Zusammenschnitt der ungeschnittenen Aufnahmen wurde ihnen vorgeführt.

Dazu hat Tobias Huch einen Beitrag in der Jüdischen Allgemeinen (Öffnet in neuem Fenster) veröffentlicht, der bei eienr solchen Vorführung dabei war.

„Wieso hat die ARD gestern auf allen Kanälen darüber berichtet, dass ein palästinensischer Journalist von Israel von der Ausreise aus Gaza (wohin auch immer) abgehalten wird? Müsste es nicht eher um die Einreise nach Israel gehen? Oder ging es dabei um Ägypten? Dann hätte doch Israel damit gar nichts zu tun.“ [sic!]

In dem Fall ist es tatsächlich so, dass Israel die Ausreise verweigert hat. Wie das vor Ort in der Praxis aussieht, kann ich nicht sagen. Aber es ist so, dass auch israelische Truppen den Grenzübergang nach Ägypten in Rafah kontrollieren.

Ich kann ich verstehen, dass Israel nicht einfach Leute ausreisen lässt, von denen sie nicht wissen kann, ob sie zur Hamas gehören. Und der Status als Journalist oder für die ARD zu arbeiten spricht davon ja nicht frei.

Das hat der Fall von Hassan Eslaiah eindrucksvoll bewiesen. Der als „freier Journalist“ den Anschlag zumindest bis an die Grenze begleitet hat. Später wurde dann u.a. das Selfie publik, auf dem er vom Chef der Hamas Yahya Sinwar ein Bussi bekommt.
Eslaiah hatte für die Agenturen Reuters und AFP gearbeitet.

Der "Journalist" Hassan Eslaiah (rechts) mit dem Chef der Hamas Yahya Sinwar.

Dass die Tagesschau derart prominent darüber berichtet, halte ich jedoch für reinen Eigennutz. Da viele Journalisten wohl unkritisch die Vorstellung vertreten, dass Journalisten neutral sind und damit über allem erhaben. Doch wie bei Ärzten erlischt dieser völlig berechtigte Schutz, wenn sie sich mit gewissen Positionen gemein machen. „Journalist“ ist kein geschützter Begriff.
Ich halte diese Berichterstattung in den Schlagzeilen des größten deutschsprachigen Nachrichtenportals für nicht in Ordnung.

„Es kursiert die Behauptung, die ukrainische Regierung sammele willkürlich Männer ein (unter anderem wird von Entführung gesprochen) und verfrachte die dann praktisch ohne Ausbildung an die Front. Ist da was dran bzw wie ist das einzuordnen?“ [sic!]

Das halte ich für eine typische Social-Media-Fake-Meldung. Die übrigens auch nicht neu ist. Das ging schon 2022 durch die Plattformen. Damit sollen die Dummen abgeholt werden.

Zunächst ist es so, dass jeder Staat festlegt, wer wehrpflichtig ist. Was wir mit dem Grundwehrdienst verknüpfen, bedeutet eigentlich genau das: Wer im Ernstfall eingezogen werden kann. Die Pflicht sich zu wehren.
Und wenn jemand sich dem entzieht, wird er gesucht. Das ist übrigens ein nicht unerheblicher Teil der Tätigkeit der Militärpolizei, in Deutschland der Feldjäger.
In den meisten Staaten dürfte das eine Straftat sein.

Ich war selber für einige Monate auch Wachhabender, also „Schichtleiter“ der Wärter im Café Viereck. Wir hatten eigentlich immer mindestens zwei „UA“ einsitzen. (Unerlaubt Abwesend)

Die Ukraine hat bereits verkündet, dass sie nun 100.000 Wehrpflichtige einziehen wird. Ob das bereits umgesetzt wurde, weiß ich nicht. Bemerkenswert ist aber, dass Russland schon zwei Mal ein großes Kontingent eingezogen hat, die Ukraine aber noch gar nicht. Da sind noch Soldaten im Einsatz, die seit Februar 2022 dabei sind.
Personell hat die Ukraine also Spiel nach oben.

In diesem Märchen, das sicher auf russische Fake Accounts zurückgeht, wird einfach Stimmung gemacht.

„Werden die Waffenlieferungen westlicher Länder an die Ukraine in irgendeiner Art vergütet (werden)? Wenn nein, was befürchten/erhoffen sich die Hilfegeber?“ [sic!]

Eine gute Frage, die ich so kaum beantworten kann.
Das Folgende ist also sehr, seeeeehr vereinfacht. Nur, um mal Perspektive zu öffnen.

Die einzelnen Deals sind ganz unterschiedlich und werden von den großen Medien nie wirklich erklärt. Meist sind sie sogar geheim.
Das führt zu vielen falschen Vorstellungen. Weil die Leute nicht verstehen, was da passiert.

Ganz ähnlich war das Argument beim Brexit, dass Großbritannien ja so viel für die EU bezahlt. Dass es dafür aber weit mehr zurückbekommen und wirtschaftlichen Nutzen hatte, haben viele nicht verstanden. Und jetzt hat es Mehrausgaben von etwa 140 Milliarden jährlich. Und keine Dosentomaten mehr.
Ähnlich die deutschen Kredite an Griechenland.

Deutschland und andere geben der Ukraine Geld. Damit sie damit wirtschaften und Waffen kaufen kann. Es werden auch alte Sachen geschenkt, wie aus NVA-Beständen. (Boden-Luft-Rakete Strela etc.)

Wenn Waffen abgegeben werden, wie aktuell die deutsche Sea King (die ich noch persönlich kenne) dann kommt das immer groß in den Medien. Aber Deutschland alleine hat inzwischen über fünf Milliarden (Stand Mitte 2023) an die Ukraine gegeben. Was die Waffenlieferungen weit übersteigt.

Und das passiert dann auch über Kredite, die mit Zinsen zurückgezahlt werden müssen. Es ist also ein Vabanque-Spiel. Denn wenn die Ukraine verliert, kann sie die Kredite nicht zurückzahlen. Und das führt dazu, dass umso mehr in die Ukraine investiert wird, umso mehr investiert wird. (Siehe: Eskalierendes Commitment)
Der so genannte „Westen“ ist inzwischen so weit eingestiegen, dass er - überspitzt gesagt - die Ukraine gar nicht mehr verlieren lassen kann.

Was die westlichen Staaten sich davon versprechen ist ein größerer Absatzmarkt. Handel, Gewinne und daraus Macht. Die Ukraine ist der flächenmäßig größte Staat Europas. Und es ist ein Agrarland, es könnte der größte Agrarlieferant der EU werden.
Und niemand spricht öffentlich darüber, wie viele MacDonalds-, Starbucks- und Mercedes-Filialen man da eröffnen könnte, oder wie viele Agrarmaschinen man da verbimseln kann.

Das erhoffen die westlichen Geldgeber sich. Es ist eine Investition.
Das ganze militärische Geschwafel habe ich schon 2022 versucht zu widerlegen. Salopp gesagt: Ob eine „Atomrakete“ der NATO aus der Ukraine oder von einem strategischen U-Boot (SSBN) aus dem Nordmeer gestartet wird, macht einen Unterschied in der Anflugzeit auf St. Petersburg oder Moskau von höchstens drei Minuten. (Ich hatte es tatsächlich mal ausgerechnet.) Da kräht kein Hahn nach.

Und deshalb spielt die NATO in diesem Konflikt auch keine große Rolle. Einen Tag nach dem Überfall Russlands hat die NATO ein Statement abgegeben. Nämlich, dass sie sich raushält. Ab da war für mich der Fisch geputzt.

„Was wäre denn tatsächlich die Folge für die Ukraine, wenn Taurus geliefert würde? Wäre das tatsächlicher große Unterschied?“ [sic!]

Es gäbe keinen großen Unterschied.
Dazu habe ich bereits eine ausführliche Erklärung veröffentlicht: Link (Öffnet in neuem Fenster)(ohne Bezahlschranke)

Der Nutzer stelle auf der Fanpage die Anschlussfrage, warum das Thema dann so sehr auf Social Media gepusht wird. Worauf ich nur schulterzuckend geantwortet habe, dass die Leute keine Ahnung haben.
Die Erregungsbereitschaft ist sehr groß und wird durch die Plattformen und die Medien gezielt gefördert.

Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion um den Ringtausch.
Großbritannien hat Deutschland im November scheinbar vorgeschlagen, dass es Taurus nimmt, und dafür dann weitere Storm Shadow Marschflugkörper an die Ukraine liefert. So die Medien.
Verteidigungsminister Pistorius sagt, er wisse nichts davon. Das alleine reicht eigentlich schon, um das zu hinterfragen. Trotzdem springen dann viele Politiker darauf an und geben Statements ab, die Regierung würde „zögerlich“ handeln. Was schlicht Quatsch ist. Die Regierung hat „Nein“ gesagt.
Es gab also offenbar nie einen Plan für einen solchen Ringtausch, trotzdem wird es tagelang medial gepusht.

„Warum unterstützen 'die Welt' und weitere Sektoren der "USA freundliche Presse" indirekt die AfD so vehement?“ [sic!]

Ich denke nicht, dass sie das tun.
Diese „USA-freundliche Presse“ sind meist genau die Blätter, die schlicht das veröffentlichen, von dem sie meinen, dass es die meisten Klicks bringt. Also beispielsweise die Bild und die Welt.

Die FAZ gilt als konservativ und „USA-freundlich“. Aber die unterstützen meines Wissens die AfD nicht.
Ich kann die Suggestivfrage also nicht wirklich beantworten.

„Ich erinnere mich daran, dass Du mit mal angeraten hast, auch noch eine andere Nachrichtenquelle als “nur” U.M. zu nutzen. Welche hältst Du tatsächlich für zuverlässig?“ [sic!]

Ich werde diese Frage in einem eigenen Beitrag beantworten, den ich dann verlinken werde. (Per Newsletter kommt er eh per Mail!)

Ich weise immer wieder darauf hin, dass ich hier nur einen Blog betreibe. Ich sollte niemals die einzige Quelle sein, sondern stehe am Ende der Reihe von Quellen.
Was ich mache, ist quasi die Amarena auf dem Sahnehäubchen auf dem gemischten Becher.

„Wie bewertest du, dass die USA der Türkei nun die neuen Jets liefert im Tausch gegen die Zustimmung zur Aufnahme Schwedens in die Nato?
Ist die Türkei nicht ein viel zu unsicherer Kandidat und selbst Teil des Problems in der Region?“
[sic!]

Die Türkei war über Jahre ein vielleicht nicht beliebter, aber doch zuverlässiger Partner der NATO und der USA.
Dazu darf man nicht vergessen, dass die Türkei sich nach wie vor als Nachfolger des Osmanischen Reiches sieht. Und genau auf der Welle reitet auch ein Erdogan. Denn die Türkei war nach dem Verlust beider Weltkriege und dem Zerfall des Reiches (der auch den Israel-Palästinenser-Konflikt bis heute zur Folge hat) ziemlich am Boden. Nun wittert es Morgenluft. Durch ein Erstarken, das von Erdogan größer gemacht wird, als es ist. Derzeit gibt es eine starke Inflation, weshalb umso lauter gepoltert werden muss.

Diese Lieferung ist nur eine Seite einer Medaille. Denn durch die Lieferung wird das türkische Militär weiter an die USA bzw. an die NATO gebunden. Denn die Türken stellen die Ersatzteile und die Munition nicht alleine her.
Zu meiner Dienstzeit gab es den Spruch, dass es in den USA einen Knopf gibt. Wenn man den drückt, startet weltweit keine F16 mehr.
Das ist sicher eine Urban Legend. Aber es zeigt die Logik dahinter.

„Mich würde deine Einschätzung zum BSW interessieren. Wird es Rechtsaußen reichlich Stimmen kosten?“ [sic!]

Ich bin sicher, die Wagenknecht-Partei und die Werteunion werden die AfD Stimmen kosten. Wie viele es sein werden, kann ich nicht beurteilen.

Es gab deutliche Wählerbewegungen von den Linken zur AfD. Und genug Wählerinnen und Wähler geben der AfD ihre Stimme, weil ihnen die CDU nicht mehr rechts genug ist. Wie viele das sein werden, kann derzeit wohl kaum jemand sagen.

Das Gute daran ist, dass das zu einer Zersplitterung von Rechtsaußen führen kann. Weil die AfD ja von einem Potpourri aus Unzufriedenen gewählt wird. Und das kann dazu führen, dass die Parteien damit vielleicht unter die 5%-Hürde fallen bzw. erst gar nicht darüber hinaus kommen.

Die Gefahr daran ist, dass einige der Wähler der Linken und der CDU zu den Splitterparteien wechseln, die vielleicht sogar mit der AfD koalieren würden. Und dass dadurch mehr Wähler mobilisiert werden.
Aber ich gehe derzeit davon aus, das ersteres überwiegen wird.

„Wieviel Wahrheit ist an der Behauptung, die Ukraine wäre momentan sehr in der Defensive? Angeblich geht die Munition aus und die Russen machen von allen Seiten Druck.“ [sic!]

Dazu arbeite ich schon seit einer Woche an einem Ukraine-Newsletter (U.M.+, Bezahlschranke).

In aller Kürze: Nein, es ist nicht so.
Die Entwicklung hält genau so an, wie ich es prognostiziert habe. Die Mittel der Ukraine wachsen, die Mittel Russlands sinken.

In meinen Augen ist die „Front“ bereits seit Herbst „eingefroren“, es tut sich noch weniger als zuvor.

„Du hast diese Analysesache doch beruflich gemacht. Haben die Politiker und die Presse keine eigenen, die das leisten (können), was du hier 'mal so eben' raushaust, oder wollen die's gar nicht so genau wissen? Ich meine, sie würden sich doch einige Fehler sparen.“ [sic!]

Zunächst weiß ich nicht, was mit „Analysesache“ gemeint ist. Was ich jetzt mache, ist „Analysesache“. Weil ich beispielsweise wissenschaftliche Studien und die Wiedergabe in den Medien analysiert habe. Das ist journalistische Arbeit.
Militärisch war ich aber kein Analyst. Ich möchte das betonen. Ich habe zu denen gehört, die den Analysten zuarbeiten, die ihnen Informationen geben.

Beispiel: „In der Ostsee befindet sich an Punkt X/Y die Projekt 1144 „Orlan“.
Zu analysieren, warum sie da war, ist dann der nächste Schritt.

Ich habe mich Ende der 90er tatsächlich auch mal beim BND beworben. Sowas ging intern über Stellenausschreibungen. Genau in dem Jahr war aber Einstellungsstopp für Leute ohne Abitur. Im Nachhinein sicher gut so, ich hätte viel verpasst und es gäbe dieses Projekt U.M. (Öffnet in neuem Fenster) heute nicht.
Kurz danach bin ich ausgeschieden, was ich nie bereut habe.
Wäre ich zum BND gegangen, wäre ich in der Analyse gelandet. Ich habe bis heute Kontakt zu einigen „Seilschaften“, die genau diesen Weg gegangen sind.

Die Frage versteckt schon einen Widerspruch in sich. Ich habe das ja auch für die Politiker und Presse gemacht. Ich habe Deutschland gedient. Was ich heute mache, ist eigentlich nur ein Derivat von dem, was ich mal gelernt habe.

Ja, Politiker haben so etwas. Sie haben es ständig. Aber sie müssen abwägen. Und sie haben Abwägungen zu treffen, die sich aus der Perspektive des Einzelnen vielleicht nicht immer erschließen. Weil vielleicht auch bestimmte Gründe, die für die Abwägung eine Rolle spielen, geheim sind.

Und die Medien wollen es gar nicht so genau wissen.
Eigentlich bin ich ja selber „Medium“. Ich habe den Unfug ja schon über acht Jahre mitgemacht, bevor Russland die Ukraine überfallen hat. Ich habe u.a. dem Spiegel Infos zugearbeitet und hatte eine freundschaftliche Beziehung zu einem Soziologen und Wissenschaftsjournalisten.
Ich habe wochenlang einer Redakteurin des Sterns zugearbeitet, mich mit ihr auf ein Interview getroffen und wurde namentlich erwähnt. Mit dem Ergebnis, dass ich froh sein musste, dass mein Name richtig geschrieben wurde.

Nein, die allermeisten wollen es gar nicht so genau wissen.
Sie wollen das haben und benutzen, was ihrer jeweiligen Sache nutzt.
Das ist keine Verbitterung. Das ist einfach eine Spielregel. Die man nie vergessen sollte.

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