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Mail von letzter Nacht: Ich, die Projektionsfläche

In der vergangenen Nacht bekam ich eine Antwort auf meinen gestern veröffentlichten Kommentar (Öffnet in neuem Fenster) per Mail. Ausnahmsweise nehme ich mir die Zeit, ausführlich darauf zu antworten. Noch ausnahmsweisiger mache ich das öffentlich.
Nicht, weil die Mail vernünftig formuliert ist. Sondern weil sie ein Paradebeispiel für das ist, was ich ausgerechnet in dem Beitrag erklärt habe, auf den der Verfasser antwortet. Eine ossierfüllende Prophezeiung.

Machen wir uns den Spaß.

„Hallo,

sobald es um den guten alten heiligen sozialen Konsens der alten westdeutschen BRD geht, machen selbst kluge westdeutsche Köpfe dicht und lassen keinerlei Logik mehr an sich ran.“

Wir sprechen hier also offenbar mit einem Ostdeutschen.
Und weil er – wie wir noch sehen werden – auch nach bummelig 35 Jahren noch mehr Grenzen im Kopf hat als ich, würde ich ihn eher als Ossi einordnen. Da er sich gewählt ausdrücken kann, vermutlich als Ossi deLuxe oder als Edelzonie.
Das mit der Logik lassen wir fürs Erste mal so stehen.

„Natürlich halten Grenzkontrollen Menschen davon ab, die BRD zu betreten.“

Nicht einmal die DDR konnte Menschen davon abhalten, die Grenze zu überwinden.
Wäre ich nicht so alt, dick und faul, würde ich um viel Geld wetten, dass ich - bis auf die koreanische - jede Grenze dieser Welt überwinden kann. Aber dafür müsste ich eine Hose anziehen, das ist es mir dann auch nicht wert.

Wie ich schonmal erklärt habe: Ich habe auch eine militärische Zusatzausbildung im Objektschutz, habe als Verantwortlicher über einen Wachzug mehrere Monate eine NATO-Kaserne bewacht und habe etwa zwei Jahre im Sicherheitsdienst gearbeitet, u.a. als Schichtleiter am Airport Düsseldorf International.
Wenn es nicht möglich ist, solche Objekte abzuschotten, kann man es bei einer 3900 Kilometer langen Grenze (inklusive Seegrenze) sicherlich ausschließen.

Ein kleiner Denkanstoß: Umso besser eine Grenze bewacht ist, umso größer muss die kriminelle Energie derer sein, die sie überwinden. Würde also versucht, die Grenze dicht zu machen, wäre das ein recht sicheres Verfahren, die Harmlosen auszusieben.
Hinzu käme, dass wer eine so gesicherte Grenze überwindet, sich sicher nicht bei den Behörden meldet, sondern stickt in die Illegalität abtaucht.

Sehr viel könnte ich dazu schreiben. So viel, dass es mir völlig absurd erscheint, dass jemand tatsächlich glaubt oder glauben will, man könne einen Binnenstaat abschotten.

„Die meisten dieser Menschen kommen aus kaputten familiären und sozialen Strukturen, sind robust genug, ohne Geld und Ausrüstung lebensgefährliche Reisen ans andere Ende der Welt zu unternehmen, kommen derzeit zumeist aus nichtstaatlich hierarchisch organisierten, gewalttolerierenden, kulturell stark antichristlich geprägten Strukturen.“

Ich bin auch eine kulturell stark antichristlich geprägte Struktur.

Ich verstehe absolut nicht, wie jemand darauf kommt, dass alle Flüchtlinge aus „kaputten familiären und sozialen Strukturen“ kommen. Daher kann ich nicht einmal etwas dazu sagen.
Auch die Verallgemeinerung, alle würden ohne Geld und Ausrüstung kommen, ist mehr als fragwürdig.

„Am Ende ihrer traumatisierenden Odyssee ins vermeintliche Paradies landen sie in einem räumlich enorm beengten Auffanglager mit unmenschlichem Fraß, Ablehnung, Kälte, Entfremdung, Aggression und vor allem Perspektivlosigkeit.“

Die Odyssee ist traumatisierend, aber die Gründe, aufgrund einer bloßen Hoffnung auf eine bessere Zukunft die Heimat zu verlassen, aber nicht. Verstehe.

Um das mal etwas aufzuräumen:
Ein großes Problem am derzeitigen Flüchtlingssystem ist die Föderalisierung, also die Aufteilung nach Bundesländern. Denn für die Unterbringung der Flüchtlinge ist nicht der Bund, sondern sind die Länder verantwortlich. Wie viele Flüchtlinge - genauer Erstantragsteller – jedes Bundesland aufnehmen muss, ergibt sich aus dem Königsteiner Schlüssel. Danach werden schon seit 1969 sogar Aussiedler verteilt. Der ist aufgeschlüsselt nach Steueraufkommen und Bevölkerungszahl. Nordrhein-Westfalen muss mehr Flüchtlinge aufnehmen, als alle alten neuen Bundesländer plus Berlin zusammen. Bayern mehr als die Bundesländer ohne Berlin.

Die Länder verteilen die Flüchtlinge dann auf die Kommunen. Wie sie das tun, ist bereits unterschiedlich. Und die Kommunen müssen dann für die Unterbringung und Versorgung sorgen. So lange, bis sie eingegliedert sind.
Da die Kommunen kein Geld haben, geht es dann nach wirtschaftlichen Faktoren. Soweit Beamte wirtschaftlich denken, zumindest.

„Auffanglager“ gibt es in dem Sinne also höchstens in verschiedenen Bundesländern.
In meiner Heimatstadt gibt es eine Containersiedlung. Sehr ordentlich übrigens, habe ich mir selber angeguckt. Mit Heizung, Küchen und Grillplatz. Dort werden die Flüchtlinge aber nur als erste Station untergebracht. Die Stadt hat nämlich seit zehn Jahren Wohnungen angemietet (ist preiswerter), in denen sie dann Wohngemeinschaften unterbringt. Die Menschen kommen also sehr schnell in eine Situation, in der sie sich selbst versorgen, in der sie mit anderen Menschen ihrer Nationalität oder Ethnie untergebracht sind, und so weiter.

Es gibt also keinen „unmenschlichen Fraß“. Einer der Flüchtlinge, den mein Verein damals begleitet hat, hat inzwischen als gelernter Koch einen eigenen Imbiss aufgemacht. Sicher, anekdotisch. Aber höchstens so anekdotisch, wie der „unmenschliche Fraß“. Ich frage mich, welche Stadt so bekloppt ist, noch einen Catering Service zu bezahlen.
Meine Heimatstadt wird übrigens regiert von einer lokalen Jugendpartei.

Dieser Absatz zeigt mir, dass der Schreiber im Grunde keinerlei Ahnung hat, wie das so mit Flüchtlingen in Deutschland abläuft. Oder zumindest in anderen Bundesländern.

„Es sollte jedem eingängig sein, dass es sich um einen humanistischen Imperativ handelt, diese Menschen spätestens an der Staatsgrenze von den ihnen auferlegten Qualen zu befreien und sie in ihre Heimat zurückzuführen.“

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen:
Es wäre besser, einen Kurden wieder in den Iran zu schicken, einen Schwulen nach Afghanistan oder einen Christen nach Syrien, als ihn den „auferlegten Qualen“ in Deutschland auszusetzen. Weil die Notunterkunft „kalt“ sein könnte und das Essen nicht so gut.
Grenzen schließen und Asyl unmöglich machen als humanitäre Maßnahme. Das soll hier wohl das Narrativ sein.

„Geh doch lieber nach Hause, hier ist es kalt und das Essen ist scheiße.“
Kobanê, Syrien, 2017, Bombardierung durch Russland im Kampf gegen den IS.

„Leider haben sie das Pech, eine politische Spielmasse, also Garant eines Bundestagsmandats für rücksichtslose empathiefreie Monster ohne Gewissen zu sein und Rohstoff einer Menschenlagerindustrie mit unvorstellbar vielen Zulieferbetrieben rund um‘s Stammwerk Asylantenheim.“

Oha, jetzt sind schon alle, die das Grundrecht auf Asyl hochhalten „Monster“.
Es gehört viel Energie dazu, sich das im Kopf so zurechtzulegen. Sowas muss man wollen.

„Haben Sie sich nie gefragt, weshalb selbst Luxusherbergen lieber Asylantenheime sein möchten? Genügte Ihnen Großherzigkeit als Handlungsmotiv?“

Nein, habe ich mich nie.
Weil es recht selbstverständlich ist, dass Hotels baulich ideal für eine solche Unterbringungen sind. Die Städte mieten teilweise solche Hotels oder einzelne Zimmer an und bringen Flüchtlinge dort unter. Ohne Zimmerservice und Pornokanal übrigens.
Für die Betreiber ist das ein sicheres Einkommen, weil das meist in Kleinstädten passiert, in denen diese Hotels eh meist leer stehen. Für die Städte ist es preiswerter, als etwas zu bauen.
Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass das auf „Luxusherbergen“ zutrifft.
In meiner Heimatstadt wurde das früher mal gemacht, um Obdachlose – vor allem Jugendliche – unterzubringen. Auch einen Kumpel von mir. Da wir aber im Speckgürtel der Düsseldorfer Messe liegen, und hier sogar kürzlich noch ein großes Hotel gebaut wurde, ist das hier schon nicht mehr zu machen. (Das Hotel hat 2015, kurz nach Eröffnung, übrigens Betten für Flüchtlinge gespendet.)

„Wir sind noch nicht bei dem Problem angelangt, dass einem politischen Flüchtling Irans, Iraks oder Bergkarabachs eher das regionale Zentralgefängnis für Politische einfallen würde als Deutschland, dass also die deutsche „Flüchtlings“politik das Grundrecht auf politisches Asyl durch nackte Tatsachen pulverisiert hat.“

Den Satz habe ich nicht verstanden.
Aber wenn damit gemeint sein soll, dass die Unterbringung so schlecht ist, dass die Flüchtlinge lieber zu Hause bleiben, empfehle ich nur einmal das monatliche Einkommen in Moldawien mit dem in Deutschland zu vergleichen.
Es ist absurd zu glauben, dass Menschen in Äthiopien, im Sudan oder Afghanistan sich vorher über die Unterbringung in Deutschland informieren und dann entscheiden lieber zu bleiben.

Ich bin tatsächlich nicht sicher, ob jemand so wohlstandsverwahrlost sein kann, so etwas zu glauben.

„Und bei alledem - und das empört mich so dermaßen! - werfen Sie nicht sich selbst, sondern Andersdenkenden vor, sie seien eben nichtchristianisierbare Primitive (in den Urwäldern Ostdeutschlands), hirnfrei, barbarisch, nochmal und nochmal total verblödet und primitiv, herzlos, egoistisch, Nazis, Rechte, Egoisten, Rückständige, Faschisten … - und immer so weiter.“

Bisher wurde etwas auf Flüchtlinge projiziert, nun bin ich an der Reihe.

Als Atheist bin ich selber „nichtchristianisierbar“, werde das also niemandem zum Vorwurf machen.
Ein Großteil der Flüchtlinge aus Syrien waren übrigens Christen. Im Libanon machen Christen etwa 40% der Bevölkerung aus. Aber lassen wir das.
Den Begriff „Nazis“ verwende ich ausschließlich, wenn ich Nationalsozialisten meine. Mehr noch, ich erkläre immer wieder, dass auch Begriffe wie „Faschisten“ und „Genozid“ inflationär verwendet werden.

Doch es kommt ja noch besser.
Ja, ich trigger gerne Ostdeutsche. Oder um exakter zu sein: Ossis.
Denn unter meinen Stammleserinnen und -lesern sind viele Ostdeutsche, mit denen ich super klarkomme.
Die Teilmenge der Ossis hingegen füllt schon die Kommentarspalten, sobald man sie nur erwähnt. Man muss nur ein Mikrophon in die Luft halten und „Ossi“ sagen, und schon kommt einer aus dem nächsten Gebüsch gesprungen und spricht etwas hinein. Weil Ossis unfassbar egozentriert sind, die ewigen Opfer. Selbst Ostdeutschen gehen Ossis auf den Sack.

In dem Beitrag, auf den der Verfasser geantwortet hat, habe ich aber mit keiner Silbe auch nur Ostdeutsche oder die Unterscheidung zwischen Ost und West erwähnt.
Eben weil sie in meinem Kopf – abgesehen von einer unterschiedlichen Geschichte – gar nicht stattfindet. Ich habe schon in den 1990ern mit Ostdeutschen gedient, Zeitsoldaten, Piloten.

„Wieso weigern sich selbst kluge Westdeutsche derart hartnäckig, ihre Hirne und Herzen eingeschaltet zu lassen, sobald sie ihren alten Bonner Sonntagsschönwetterkonsens angegriffen empfinden? Und wieso kommt selbst so umsichtigen, wirklich sensible Menschen wie Ihnen dann jedwede Empathie abhanden?“

Wer von „Bonner Sonntagsschönwetterkonsens“ faselt, hat keine Ahnung, was damals abgegangen ist. So gar keine.

Ich maße mir an zu glauben, dass ich mein Hirn sehr eingeschaltet lasse, während andere schon mit dem Herzen denken.
Weder bin ich sonderlich umsichtig. Noch bin ich sensibel. Eher das Gegenteil. Ich habe sehr wenig Gespür dafür, was andere Menschen als verletzend empfinden. Das ist nämlich die Definition von Sensibilität.
Mehr noch, ich erwarte eigentlich von jedem Menschen, dass er mit sich derart im Reinen ist, eine entsprechende Resilienz zu haben. Zumeist scheiße ich auf die Befindlichkeiten anderer. Muss wohl am Militär liegen.

An der Stelle habe ich mich gefragt, ob der Verfasser diese Mail wirklich mir schicken wollte.

„Erschreckend finde ich vor allem die Entmenschlichungen, zu denen Sie sich hinreißen lassen, den Verlust jedweder Selbstbeherrschung, den Switch von der Analyse zum zotigen Fangesang, das Verbarrikadieren hinter vorgeblicher Naivität - den asozialen Hooliganismus; offenbar und für jeden objektiven Betrachter ersichtlich, weil Sie sich in Ihrem Selbstverständnis frontal angegriffen empfinden.“

Ich habe mir meinen eigenen Kommentar von gestern nochmal durchgelesen. Um zu verstehen, wo der Verfasser glauben könnte, dass ich jemanden „entmenschlicht“ hätte. Es bleibt mir ein Rätsel. Ich frage mich sogar, ob er – und viele andere, die das bringen – wissen, was das eigentlich heißt.
Ich kann mich nicht einmal entsinnen, dass ich jemals irgendwen entmenschlicht hätte. Und ich wüsste auch keinen plausiblen Grund, das zu tun. So funktioniert meine Welt einfach nicht.
Der Mensch ist doch schon scheiße genug, da muss man ihn nicht noch entmenschlichen.

Allerdings bin ich sicher, dass man nicht zwei Seiten politischen Kommentar schreiben und ihn auf fünf Plattformen veröffentlichen kann, wenn man „jedweder Selbstbeherrschung“ verlustig gegangen ist.
Was mich aber tatsächlich umtreibt ist mein Selbstverständnis, das angeblich „Frontal angegriffen“ wurde. Von wem? Wodurch? Und vor allem: Was soll denn dieses Selbstverständnis sein?

„Gerade noch ein nach Erklärungen suchender analytischer Mensch, werden Sie plötzlich zu einem selbstbesoffenen aggressiven primitiven Rüpel, der jedem eins mit dem Bierhupen überzieht, der wagt, den Mund zu öffnen … - wieso?!“

Gut, Rüpel kann ich. Hab‘ ich im Programm. Aber Bierhupen heißen Humpen und im Rheinland bevorzugen wie Nullzweier. Leider verstehe ich zutiefst nicht, was an meinem gestrigen Kommentar so rüpelhaft gewesen sein soll. Und vor allem gegen wen?

„Ich erträume mir eine ernsthafte Antwort, rechne aber nicht damit.“

Die bekommen Sie ja nun.

„Hochachtungsvoll, aber trotzdem erschüttert“

Weder weiß ich, was daran achtungsvoll sein soll, jemanden selbstbesoffen, entmenschlichend, Hooligan und unbeherrscht zu nennen, noch warum man anch meinem Kommentar erschüttert sein sollte.

Die Projektion

Lieber Edelzonie,

ich sag es mal so, wie ich das sehe. Das ist weder eine Ferndiagnose, noch eine Analyse.

Sie haben ein bestimmtes Bild von mir. Vermutlich stark dadurch geprägt, dass ich eher links bin und auch mal über „Ossis“ ableder. Das nennt man Priming.
Und mit diesem Priming haben Sie dann meinen Kommentar gelesen.

Da Sie sich dann an einem Freitagabend die Mühe gemacht haben, einen derart langen Text in Ihr iPhone zu tippen, gehe ich davon aus, dass vielleicht auch das eine oder andere Bier eine Rolle gespielt hat. Selbstzufrieden mit Ihrem Schaffenswerk haben Sie es dann um 22:58 Uhr abgeschickt, in der Gewissheit, es mir mal so richtig gegeben zu haben.

Das Problem ist aber nicht nur, dass Sie sich sichtbar in ihre Projektion hineingesteigert haben.
Sondern dass das, was am Ende der Steigerung dabei ehrausgekommen ist, gar nichts mehr mit mir zu tun hat. Geschweige denn mit meinem Kommentar, auf den Sie geantwortet haben.

Das Spannende daran – und der Grund warum ich Ihnen überhaupt antworte – ist, dass ich genau diese Projektion in dem Kommentar, auf den Sie antworten, sogar angesprochen habe. Eine ossierfüllende Prophezeiung quasi.

Denn sehr häufig, wenn ich mich zu diesem Thema äußere, stelle ich meine Einstellung klar. In der vergangenen Woche erneut zweimal.
Dass ich nämlich nicht nur für eine rigorosere und schnellere Abschiebung all jener bin, die keine Aussicht auf einen Aufenthaltstitel haben. Und eine strenge Abschiebung aller straffällig Gewordenen. Sondern darüber hinaus gar nichts gegen Grenzkontrollen habe. Dass ich lediglich skeptisch wegen der Umsetzbarkeit bin und gerne eine Kosten-Nutzen-Rechnung hätte, um es beurteilen zu können.
Ich halte nur andere Mittel für vielversprechender, als sie derzeit kolportiert werden.

Und genau deshalb habe ich nicht nur immer wieder einigermaßen konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, was man tun könnte, um das überalterte System Flüchtling in Deutschland zu sanieren. Ich habe sogar genau in dem Kommentar, den Sie beantwortet haben, geschrieben, dass es sinnvoller gewesen wäre, den aufgebauschten Fünf-Punkte-Entschließungsantrag von Merz abzulehnen und die Gesetzesvorlage anzunehmen. Weil die darin enthaltene Maßnahme, der Bundespolizei mehr Befugnisse einzuräumen, eine der Maßnahmen ist, die ich mehrfach vertreten habe.

Sie haben etwas auf Flüchtlinge projiziert. Was Ihnen nur deshalb gelingt, weil Sie Flüchtlinge wohl als homogene Masse sehen. Was mindestens ungebildet ist.
Vor allem aber haben Sie etwas auf mich projiziert. Vermutlich das, was Sie auf alle Linken und/oder Grünen projizieren. Das Problem daran ist, dass ich gar nicht in Ihre Projektion passe. Mehr als einmal wurde ich schon als Ordoliberaler bezeichnet, was es auch recht gut trifft. Ich bin nur Mitglied der Grünen und nicht der FDP geworden, weil ich die Frage der Umwelt für wichtiger halte, als die der Wirtschaft. Und man das vereinbaren kann, wenn man will. Und weil die Realos längst gewonnen haben und die Grünen seit einem viertel Jahrhundert eben keine „Sozialisten“ mehr sind. (Was langsam auch mal jemand der Grünen Jugend mitteilen sollte.)

Um es verständlicher zu machen: Sie haben gar nicht mit mir gesprochen. Sondern mit demjenigen, den Sie sich so unter einem Grünen oder Linken vorstellen.
Überraschung: Weder bin ich sensibel, noch habe ich einen Doppelnamen, noch habe ich Genderstudies oder Postkolonialistisches Zeug studiert, noch trage ich selbstgebatikte Klamotten oder Palästinenserschals. Ich bin kein Vegetarier, bin ausreichend misanthropisch, habe Achtung vor den Ordnungs- und Sicherheitsdiensten, komme eigentlich sogar aus der Ecke.
Ich hoffe für Sie, sie sind komplexer als Ihr Weltbild.

Aber ist schon ok.
Es ist Ihre Welt.
Ich lebe nur in Ihr.

Wenn Sie nach dieser Zirkusnummer noch einen Rest Selbstachtung haben, halten Sie sich demnächst von meinen Plattformen fern.

Ich muss jetzt einkaufen.
Wissen sie, wen ich da immer wieder beim Regale-Einräumen sehe?
Einen der jungen, männlichen Flüchtlinge, die der Verein, für den ich damals gearbeitet habe, begleitet hat. Sie würden ihn nicht einmal bemerken. Er ist nämlich blonder Christ.

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