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Stationierung in Deutschland, Langeweile im Weltraum, hässlichstes Wort im Deutschen

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Liebe Leser*innen,

es waren zähe Verhandlungen bis in die frühen Morgenstunden, die ganze Nacht versuchte die Bundesregierung, mit Washington zu einer Einigung zu kommen. Wolfgang Kubicki? Giovanni di Lorenzo? Sahra Wagenknecht? Beatrix von Storch? Diese Optionen wurden erwogen, aber verworfen. Am Ende zeigten sich beide Seiten zufrieden mit der Entscheidung:

Zu sehen sind Christian Lindner, Oliver Pocher, Juli Zeh, Thomas Bach, Wolfgang M. Schmitt, Markus Söder, Uwe Steimle, Richard David Precht, Melanie Müller, Carsten Stahl, Nena und Maximilian Krah, dazu der Text »Abschreckung oder Provokation? Hunderte Knallköpfe in Deutschland stationiert«.

Provokant und abschreckend ist auch der Panzer. Eigentlich! Momentan können aber viele unserer tarnfarbenen Helferlein ihr stürmisches Naturell nicht ausleben.

Ein mit roten Punkten übersäeter Panzer schwitzt, auf ihm liegt ein Eisbeutel, in seinem Rohr steckt ein Fieberthermometer. Dazu der Text: »Endlich Ruhe im Osten! Panzer kriegen Waffenpocken«.

TITANIC wünscht gute Besserung! Besonders leiden unter der Panzerpause die Organsucher*innen – der Markt ist leergefegt. Der Gesetzesentwurf des Bundesrates zur Reform der Organspende kommt somit genau zur richtigen Zeit. Uns liegt die erste Version des neuen Formulars exklusiv vor.

Widerspruchslösung Organspende

Hiermit widerspreche ich …
der Nutzung meiner Organe.
der Nutzung meiner Organe für KI-Trainingszwecke.
der Nutzung meiner Daten durch die für dieses Formular zuständige Behörde.

Folgendes Organ:                       spende ich nicht, weil …
bereits entnommen
nicht mehr zu gebrauchen
MHD überschritten

Ich spende ausschließlich:
Hornhaut (Auge)
Hornhaut (Fuß)
Blinddarm
Weisheitszähne (Öffnet in neuem Fenster)

Füllen Sie das Formular hier (Öffnet in neuem Fenster) aus, drucken Sie es und seien Sie einer der Ersten, die Organspende in diesem Land ernst nehmen!

Wo das Formular leider noch nicht verfügbar ist: im Weltraum. Dabei wünschen sich Suni Williams und Butch Wilmore bestimmt, sie hätten das Dokument nur zur Sicherheit mal ausgefüllt. Wir haben aber immerhin ein paar Vorschläge, was sie stattdessen tun könnten:

Gefangen auf der ISS

Wegen technischer Schwierigkeiten sitzen die NASA-Astronauten Suni Williams und Butch Wilmore auf unbestimmte Zeit auf der Raumstation ISS fest. Was sie in der Zwischenzeit tun können:

  • Alle Staffeln von Battlestar Galactica schauen

  • Sterne in der Milchstraße zählen

  • Lebensmitteltuben gründlich ausquetschen

  • Kosmischen Staub wegwischen

  • Faul in der Schwerelosigkeit rumhängen

  • Mal gründlich über alles nachdenken (Warum habe ich nicht einfach eine Banklehre gemacht? Altere ich jetzt eigentlich schneller? Ist die Erde vielleicht doch eine Scheibe?)

Schön die Zeit vertrieben hat sich auch unser Sprachkolumnist Torsten Gaitzsch und mal in Ruhe durch die neue Duden-Ausgabe geblättert:

Torsten Gaitzsch trinkt eine Tasse Kaffee und schaut in die Kamera

Dude(n), where’s my word?*

Der Presse entnehme ich, dass der 2024er Duden** 3000 neue Wörter enthält, darunter Gemüsekiste, Distanzunterricht, Balkonkraftwerk und Gojibeere. Viele andere Einträge sind dagegen ausradiert worden: Dampfradio, UMTS-Handy, bedünken und Saumsal. Na, von mir aus. Im Online-Duden stehen diese scheintoten Vokabeln eh nach wie vor. WEIL DIE DUDEN-REDAKTION WEICH IST! Hätte sie Mumm, Chuzpe und cojones, würde sie jedes Lexem, das aus dem gedruckten Wörterbuch verschwindet, auch aus ihrer digitalen Datenbank entfernen.

Ach, Quatsch, das meine ich nicht ernst. Glauben können Sie mir indes dies: Ich wusste bisher nicht, dass es zu dem Adjektiv saumselig ein Substantiv gibt! Klar, Ersteres ist eine Ableitung von Letzterem, aber dass Saumsal bis in die Gegenwart hinein existiert(e) und sogar im amtlichen Regelwerk stand, blows my fucking mind.***

Abseits von Mühsal und mühselig war mir kein -sal/-selig-Paar bekannt. Gibt es etwa auch »labselig« (von Labsal)? Was sagen die Grimms (Öffnet in neuem Fenster) dazu? »LABSELIG, adj. labsal gewährend, eine bildung Fischarts: von unsern labsäligen reben.« Wow! Und es kommt noch dicker: »DRANGSELIG, adj. und adv. drangsälig arctus, pressus, afflictus, vexatus, exagitatus«.

Man beachte das alternative -ä- in den Adjektivableitungen! Da wundert’s mich direkt, dass mühselig im Zuge der Rechtschreibreform, die sich ja anschickte, (volks-)etymologische Zusammenhänge stärker sichtbar zu machen (vgl. Stängel, Quäntchen), nicht in »mühsälig« geändert wurde. »Mühsälig« wäre ein guter Kandidat für das hässlichste Wort der deutschen Sprache. Man schämt sich regelrecht beim Artikulieren, wenn man erst die Lippen wie ein pfeifender Stör nach vorne stülpt, dann die Lefzen mickjaggermäßig auseinander reißt. Bah!

Ihr Torsten Gaitzsch

* »Hat diese Kolumne ab jetzt jedes Mal eine krampfhaft originelle Überschrift, statt mit einer Begrüßung der Lesenden eingeleitet zu werden?« fragen Sie sich womöglich. Keineswegs! Heute ist mir halt diese Zeile eingefallen, und die hätte im Rest des Beitrags keinen Platz gefunden.

** Mmmh, 2024er Duden, ein ganz feines Tröpfchen!

*** »Ist diese Kolumne ab jetzt eine Sprachkolumne?« fragen Sie sich womöglich. Nein.

Verabschiedet sich ebenfalls und wünscht Ihnen ein gut informiertes Wochenende:

Ihre TITANIC-Redaktion

TITANIC-Veranstaltungstipp:
Festival der Komik XII
von Freitag, dem 23.8., bis Sonntag, den 25.8., Weckmarkt (Öffnet in neuem Fenster)

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