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Dreierhopp am Challenge Day

Logo »TITANIC-Wochenrückblick. Der endgültige Newsletter«

Liebe Leser*innen,

militiant, kämpferisch, überzeugt von ihren Idealen – viel wurde schon über die Huthi-Miliz im Jemen geschrieben. Was aber die Wenigsten wissen: Bei fast allen Mitgliedern der Gruppe handelt es sich um telefonatscheue Millennials und Gen-Z-lerinnen. Deswegen befindet sich die gesamte Bewegung nach Trumps letzter Ankündigung in Schockstarre:

Trump hält einen Telefonhörer in der Hand und schaut grimmig. Dazu der Text: »Neue Eskalationsstufe: Trump droht Huthi-Miliz mit Anruf«. Trump sagt: »... and if you don’t pick up, I’ll call again later!«
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Auch sogenannte Pick-up-Artists haben häufig das Problem, dass die Leute, die sie anrufen, nicht abheben. Möge das folgende Gedicht bei der Verarbeitung der Zurückweisung helfen:

Manosphere-Blues

von Fabian Lichter

O Holde, Liebste – siehst du nicht?
Ich bin für dich gedacht.
Die breite Jawline im Gesicht,
hab Hals-Crunches gemacht.

Ich drücke echt so manches weg,
nicht nur emotional.
Der Bizeps hart, am Bauch kaum Speck,
bin shredded, auch mental.

Mach Kryptomoney, breit gestreut,
mag’s sonst traditionell.
Echt schade, hätt’ mich schon gefreut …
Was rennst du denn so schnell?

Markus Söder wurde schon 1999 zum König der Bundesmännerrepublik Deutschland ernannt. Über ihm steht nur noch der Männerkaiser, doch die Hoffnung auf dieses Amt musste Söder leider aufgeben: Kaiser Rainer Brüderle hat schon wiederholt verkünden lassen, dass er a) bis zu seinem Tod die Regierungsgeschäfte leiten werde und b) bei bester Gesundheit sei. Nun hat Söder allerdings ein Amt gefunden, das ihn über den unerreichbaren Posten hinwegtröstet:

Markus Söder im Papstornat, dazu der Text: »Weißwurstdampf über Sixtinischer Kapelle gesichtet. Söder ruft sich zum Papst aus«.

Söders erste Amtshandlung bestand darin, den Eucharistiewein durch Bier zu ersetzen. Außerdem soll jede Sakristei eine Schankgenehmigung bekommen. Iraden, von denen sich der alte Erbfeind noch eine Scheibe abschneiden kann:

Niedergeschlagener Mann sitzt an einer Bar. Er stützt seinen Kopf in einer Hand. 
Er trägt ein Barett und vor ihm steht eine Weinflasche.

Kaschemmen-Sterben

Mon dieu! Immer weniger Franzosen setzen sich abends oder morgens um zehn auf einen erfrischenden Liter Rotwein in die Kneipe! Um die Bistros wieder zum Treffpunkt des Volkes zu machen, hat die Regierung deshalb ein paar perlende Änderungen geplant:

  • Bald sollen auch Fahrschulen Alkohol ausschenken dürfen (positiver Nebeneffekt: bessere Vorbereitung auf den späteren Fahralltag in französischen Städten)

  • Gäste dürfen einfache Snacks wie pochierte Wachteleier mit Trüffelcreme oder Weinbergschnecken in Knoblauchbouillon selbst mitbringen

  • Gérard Depardieu wird als Beispiel herangezogen, was passiert, wenn man nur 4 Liter Wein am Tag trinkt

  • Sonderaktionen wie »1 Meter Bordeaux« sind in Planung

  • In den so populären französischen Land-Komödien, Land-Musikvideos und Land-Pornofilmen müssen 95 Prozent der Szenen in real existierenden Kneipen spielen

  • Das Mindestalter für Alkoholkonsum soll von neun auf sieben gesenkt werden

  • Alle derzeit inhaftierten Sexmonster des Landes (14 Prozent der männlichen Bevölkerung) dürfen ihre Reststrafen in Bars absitzen

Wenn es so weitergeht, sitzen die Franzacken bald auf dem Trockenen, und es geht ihnen wie den Fischen in unserem Sonntagscartoon:

Gezeichneter Cartoon: Zwei Männer stehen vor einem Tisch und schauen auf diesen hinunter. Darauf liegen mehrere tote Fische und eine Dekoschatztruhe. Über dieser Ansammlung schwirren Fliegen. Der eine Mann sagt zum anderen: »Mit einem Aquarium wäre es natürlich schöner.«
Kuhlenbeck

Hätten sich diese Fische mal lieber ein Attest ausstellen lassen, dann hätten sie sich vielleicht vor dem Erstickungstod drücken können. Unserem Newsletter-Kolumnisten hat so ein Attest nämlich schon mal gerettet!

Torsten Gaitzsch trinkt eine Tasse Kaffee und schaut in die Kamera

Heute: Die reife Prüfung (2)

Letzte Woche ging es an dieser Stelle um einen in Berliner Grundschulen durchgeführten »Probeunterricht«, bei dem gerade mal 2,6 Prozent der Getesteten bestanden hatten. Ich finde ja: Wenn bei einem Test mehr als die Hälfte der Prüflinge versagt, ist das nicht jenen vorzuwerfen, sondern dem System. Beispiel Schulsport. Wenn bei uns in der Schule eine Leistungskontrolle in Kugelstoßen, Dreierhopp oder Bockspringen durchgeführt wurde, konnte sich der Top-Athlet der Klasse über eine Drei freuen, zwei halbwegs Fitte brachten es auf eine Vier, der Rest bekam Fünfen und Sechsen.

Nun muss man dazu anmerken, dass unser Jahrgang ein besonders trauriger Haufen von Körperkläusen war. Die komplett gestörten Leistungsanforderungen sorgten dafür, dass der Verfasser dieser Zeilen irgendwann in den Bereich der Versetzungsgefährdung rutschte. Ein Attest musste her! Das war tatsächlich eine Idee unseres Sportlehrers, und es fand sich eine gnädige Amtsärztin, die mir ohne viel Federlesens motorische Beeinträchtigungen und allgemeine Ungelenkigkeit bescheinigte.

Ein Sommertag am Ende des letzten Jahrtausends. Im Vorraum einer Turnhalle sitzen: eine schwer adipöse Schülerin mit dem unglückseligen Namen Krautwurst; ein unter der Scheuermann-Krankheit leidendes Mädchen, dessen Wirbelsäule bei der leichtesten Erschütterung zu bersten drohte; und ich. Record scratch Hey, wie ich in diese verrückte Situation gekommen bin, fragt ihr euch? Ganz einfach: An unserer Schule war »Challenge Day«, und an diesem durften die Vollbefreiten nicht etwa zu Hause bleiben, sondern mussten sich däumchendrehend im Backstagebereich aufhalten.

Hintergrundinfo. Generationen Heranwachsender in diesem Land hatten sich bekanntermaßen dem Horror der Bundesjugendspiele auszusetzen. Aus irgendeinem Grund gab es das an unserer Schule nicht. Dass dieser Kelch an uns vorüberging, bedeutete jedoch kein Weniger an öffentlicher Demütigung, denn stattdessen gab es wie gesagt ein Sportfest namens »Challenge Day«.

Jedenfalls sollte die Sportbefreiung dazu führen, dass, ich schwör’!, im ersten Halbjahr der 12. Klasse fucking Religion mein schlechtestes Fach war. An so einem Quatsch sieht man, dass Noten Schall und Rauch sind. Nach meinem Abischnitt hat nie wieder jemand gefragt. Und auch die Kinder, die bei der Berliner Gymnasialvorbereitung durchgerasselt sind, können es noch zu ihrer eigenen Newsletter-Kolumne bringen.

Verabschiedet sich und wünscht ein gut informiertes Wochenende:

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