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Did your day pass Bechdel test?

Hat deine heutiger Arbeitstag den Bechdel Test bestanden? Von Autorin Alison Bechdel geprägt ursprünglich in der Film Industrie angewandt besteht der Bechdel-Test besteht aus drei einfachen Fragen.

Werden sie positiv beantwortet, hat der Film den Test bestanden und gilt als nicht sexistisch. Hierbei handelt es sich keineswegs um einen wissenschaftlich validen Test sondern eher um eine statistische Annäherung. Die Fragen lauten.

  • Gibt es mindestens zwei Frauenrollen?

  • Sprechen sie miteinander?

  • Unterhalten sie sich über etwas anderes als einen Mann?

Diesen Test kannst du aber ganz einfach auch auf deinen Arbeitstag anwenden. Wenn du selbst eine Frau bist lautet die Frage also hast du heute in der Arbeit mit einer anderen Frau ein Gespräch geführt. Das nicht über Männer ersetze ich hier im Arbeitskontext  mit war es ein inhaltsvolles Gespräch. Bei einer anderen Frau einen Kaffee zu bestellen gilt also nicht.

Seit ich wieder als Freelancerin unterwegs bin und mich entsprechend mehr kreuz und quer in verschiedensten Unternehmen bewege, passiert es mir wieder schockierend oft, dass es Tage gibt wo ich im beruflichen Kontext keinen einzigen Kontakt zu einer anderen Frau habe. Ok ich arbeite gelegentlich 1:1 coachend da ist es theoretisch eine 50:50 Chance ob wir ein Mann oder eine Frau gegenüber sitzt. Aber auch wenn ich mit Teams arbeite sitzen mir im Softwareentwicklungsbereich immer noch schockierend oft reine Männerteams gegenüber. Arbeite ich mit Führungsteams sinkt die Chance einer Frau zu begegnen noch einmal signifikant ab. Ich möchte heute nicht in einen feministischen Rant verfallen was daran alles problematisch ist und das wir das als Gesellschaft verdammt nochmal endlich in den Griff bekommen müssen sondern über 2 Phänomene sprechen die uns unterbewußt davon abhalten diversere Teams zu fördern.

Arbeiten in diversen Teams fühlt sich zunächst unangenehmer an. Es ist anstrengender. Hierbei handelt es sich um die sogenannte fluency bias. Unser Gehirn verarbeitet Dinge die es bereits kennt oder die Ähnlichkeit mit etwas haben das es kennt leichter. Entsprechend fühlt es sich weniger anstrengend an und wir empfinden es als richtiger, besser. Das ist fluency bias. Es gibt Experimente in welchen nachgewiesen wurde, dass diese Bias dazu führt, dass diversere Gruppen ihre eigene Leistung schlechter einschätzen und homogenen Gruppen ihr Ergebnis überschätzen einfach nur deswegen weil sich die Diskussion oder die Entscheidungsfindung leichter angefühlt hat.

Die zweite entscheidende Voreingenommenheit ist eine Überschätzung von Konfliktpotenzial.

Wir erwarten uns mit gleichartigen Menschen automatisch besser zu verstehen. Egal ob es bei der Ähnlichkeit um inhärente Merkmale wie Geschlecht oder Herkunft oder erworbene Merkmale wie Erfahrung geht. Sie sind wie wir, sie denken wie wir, sie sind also eher von unserer Meinung zu überzeugen. Umgekehrt erwarten wir also wenn wir in einer diversen Gruppe diskutieren, dass Konflikte auftreten werden.

Und zwar sogar in Blindstudien in denen der Gesprächs, Diskussions- und Konfliktverlauf vollkommen identisch waren und nur die vermeintliche Diversität in der Gruppe verändert wird. Heißt Probanden wurde ein Diskussionsprotokoll gezeigt und gleichzeitig wurden ihnen Hintergrundinformationen bezüglich der Gruppenzusammensetzung gegeben. Entweder homogen oder divers. Die Probanden attribuierten den diversen Gruppen automatisch mehr Konflikte als den homogenen obwohl die Gesprächsprotokolle die sie zu lesen bekamenvollkommen identisch waren.

Wenn wir diese beiden Fehlermechanismen unseres Gehirns betrachten verwundert es nicht, dass wir unbewusst immer wieder auf homogene Teams, auf uns bekannte Player zurückfallen. Unser Gehirn optimiert schließlich auf minimalen Energieverschwendung. Aber nachdem wir nicht mehr in der Steppe sitzen und jedes bißchen Energie sparen müssen um zu überleben sollten wir vielleicht gelegentlich die Extraenergie aufwenden. Für diversere Umfelder von denen wir ja alle wissen, dass sie bessere Ergebnisse erzielen aber auch für vielfältigere Umfelder in denen sich jeder wohlfühlen kann.

https://hbr.org/2016/09/diverse-teams-feel-less-comfortable-and-thats-why-they-perform-better (Öffnet in neuem Fenster)

https://de.wikipedia.org/wiki/Bechdel-Test (Öffnet in neuem Fenster)

Kategorie Thoughts in motion