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Jetlag im Bauch - Zeitumstellung für deine Darmkeime

Mikrobenzirkus-Kolumne im März 2024

Liebe Mikroben-Fans,

der Frühling lässt sich nicht mehr aufhalten. Überall leuchten die Osterglocken und Krokusse. Beim Joggen habe ich gestern die erste 5 Kilometer-Hürde in diesem Jahr genommen. Im Garten haben wir schon die Terrasse geputzt, die Bänke lasiert und die Fenster am Schreibhäuschen weiß gestrichen. Die Sonne wärmt schon gut durch und ich kann es kaum erwarten, draußen zu schreiben.

Ich habe einige Termine und Tipps für euch zusammengestellt. Vielleicht ist etwas dabei:

  • Wir lesen aus “TOXIN” (Kathrin Lange & Susanne Thiele)
    in der Gemeindesbücherei in Delligsen (Niedersachsen) am 7.03.2024 um 19:00 Uhr alle Infos (Öffnet in neuem Fenster)

  • “Hör mal, wer da schreibt”- Podcast zu “Toxin”

    Meine Koautorin Kathrin Lange im Gespräch mit Christian Gaschler zu unserem gemeinsamen Schreibprozess & Tipps zum Schreiben Link (Öffnet in neuem Fenster)

  • Mein Filmtipp für euch auf Netflix “Amerikanische Fiktion” von Cord Jefferson

    Ein frustrierter Romanautor, der keine Lust mehr auf das Establishment hat, das von Schwarzer Unterhaltung profitiert - schreibt unter Pseudonym in Geldnot ein ausgefallenes Buch voller aller erdenklicher Klischees über die schwarze Gemeinde und setzt eine Marketingmaschine & Medienzirkus in Gang. Soll er das Geld kassieren? Anschauen! Klug und unterhaltsam…

  • Passend zum heutigen Newsletter -Thema:
    Planet Wissen: Mikrobiom - Schlüssel zur Gesundheit? -
    Samstag 23.3. 24, hr-fernsehen & Mediathek (hier der Link (Öffnet in neuem Fenster))

    Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den menschlichen Körper besiedeln. Wie kann man seine mikrobiellen Mitbewohner im Gleichgewicht halten, warum machen übersatte Bakterien krank und was verraten Tausende Jahre alte Kotproben über das Mikrobiom?

Und hier kommt schon das mikrobiologische Thema für den März!

Jetlag im Bauch - Wie die Zeitumstellung unser Darmmikrobiom beeinflusst

Die Zeitumstellung beeinflusst auch unser Darmmikrobiom (Pixabay)

Bei der Umstellung auf die Sommerzeit am Sonntag dem 31. März wird die Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr vorgestellt. Die Nacht ist also eine Stunde kürzer. Eine Stunde geklauter Schlaf - alle “Eulen” werden aufschreien. Dafür bleibt es abends länger hell.

Die Sommerzeit wurde in Deutschland 1980 eingeführt und es wird sie auch 2024 wieder geben - auch wenn es immer wieder Diskussionen deshalb gibt. Große Energiespareffekte sind leider nicht nachweisbar. Bei sensiblen Menschen kann es dagegen vorübergehend zu Müdigkeit und Schlafstörungen führen. Wie ist das bei euch?

Die "Eulen" sind dabei die Schlaftypen, die abends länger wach sind und morgens nur mühsam aus den Federn kommen. Die Umstellung auf die Sommerzeit wird ihnen daher schwerer fallen, weil sie morgens eine Stunde eher hoch müssen. Ich bin Frühaufsteherin und „Lerche“ und werde mich wohl wieder auf 5 Uhr einpendeln.

Unsere innere Uhr

Alle Lebewesen haben eine innere Uhr – selbst die Mikroorganismen, die unseren Darm bewohnen, sind davon nicht ausgenommen. Die mikroskopisch kleine Gesellschaft in unserem Inneren ist genauso störanfällig, wie der Mensch für die Zeitverschiebung. Das berichteten israelische Wissenschaftler im Fachjournal "Cell". (Öffnet in neuem Fenster)

Auch Fernreisen über verschiedenen Zeitzonen haben Einfluss auf unsere Darmflora und damit auf unsere Gesundheit (Pixabay)[/caption]

Die Forschenden hatten im Jahre 2014 zum ersten Mal beobachtet, dass auch die Darmbewohner ihren eigenen Biorhythmus mit dem ihres Wirtes synchronisieren. Gerät unsere innere Uhr durcheinander, kommen auch die Darmkeime aus dem Takt. Schuld daran können die Zeitumstellung, aber auch Fernreisen über mehrere Zeitzonen oder Schichtarbeit sein. Dies könnte sogar unsere Gesundheit und Psyche beeinflussen.

Das Team um Eran Elinav vom Weizmann Institute of Science in Rehovot konnte in einem Experiment mit Mäusen zeigen, dass dies zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Unser Körper wird vor allem durch den Tag-Nacht-Rhythmus, den regelmäßigen Wechsel von Licht und Dunkelheit gesteuert. Statistische Analysen zeigten, dass Schichtarbeiter oder Vielreisende vermehrt an Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Übergewicht leiden.

Unsere Mikroorganismen haben auch einen Tag- und Nachtrhythmus

Unsere Darmbakterien (wie hier Klebsiella Pneumoniae) sind viel mehr als nur einfache Verdauungshelfer – das zeigt sich in den letzten Jahren immer klarer. Der richtige Mikroben-Mix scheint vor Asthma und Allergien, vor Übergewicht und Diabetes zu schützen, sogar die Psyche könnte durch Bakterien beeinflusst werden.

Klebsiella Pneumoniae gehört zu den normalen Darmbewohnern des Menschen - wie ihr Wirt haben Mikroorganismen auch einen Tag-und Nachtrhythmus. (Foto: NIH NAID /CC by 2.0)

Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich die Zusammensetzung der über 1000 Arten von Darmbakterien im Laufe des Tages änderte – zunächst bei Mäusen. Sie fanden, dass die Häufigkeit verschiedener Arten von Bakterien im Verlauf des Tages zu- und abnahm. Auch spezifische Funktionen der Darmflora veränderten sich rhythmisch. Bei den nachtaktiven Nagern dominierten in der Dunkelphase etwa Stoffwechselwege, die mit dem Energiehaushalt, der Nahrungsverwertung oder dem Wachstum in Verbindung stehen. In der hellen Phase stand unter anderem die Entgiftung im Vordergrund.


Unregelmäßige Essenszeiten sorgen im Darm für Chaos

Getaktet werde die innere Uhr der Bakterien auch über den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme, berichten die Wissenschaftler in "Cell". Veränderten die Forschenden die Fütterungszeiten der Mäuse und den Hell-Dunkel-Wechsel, geriet die Darmflora der Tiere durcheinander. Eine fetthaltige Ernährung führte unter diesen Bedingungen zu Übergewicht und Glukoseintoleranz, die als Vorstufe von Diabetes gilt. Bei den normal getakteten Mäusen geschah das nicht. Übertrugen die Wissenschaftler die Mikroben aus dem Darm von Mäusen im künstlichen Jetlag auf keimfreie Artverwandte, legten diese ebenfalls an Gewicht und Körperfett zu. Auch ihr Blutzuckerspiegel stieg.

In einem Folgeexperiment zeigten die Forscher, dass auch die Darmflora des Menschen rhythmischen Schwankungen unterliegt und ein Jetlag ebenfalls die Zusammensetzung der Bakterien verändert. Mäuse, die Bakterien aus dem Darm solcher Probanden erhielten, nahmen zu und ihr Blutzuckerspiegel stieg.

Studie erklärt, warum häufiger Jetlag krank macht

Ihre Ergebnisse seien als vorläufig zu betrachten, schreiben die Wissenschaftler. Sie legten jedoch nahe, dass Störungen der inneren Uhr beim Menschen die mikrobielle Gemeinschaft im Darm veränderten, was wiederum Stoffwechselprobleme verursachen könne. Dies erkläre möglicherweise die Verbindung zwischen Schichtarbeit, häufigen Flugreisen und Erkrankungen. Zur Behandlung biete sich demnach eine gezielt probiotische oder antimikrobielle Therapie an, schreiben die Forscher.

Eine positive Nachricht gibt es aber auch!

Zeitumstellung und Jetlag schaden der Darmflora nur vorübergehend

Dass sich die Darmflora in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme ändert, ist für weiter Expert:innen, wie den Mikrobiologen Michael Blaut, Leiter der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam nicht weiter verwunderlich. Allerdings komme die Studie seiner Meinung nach zu interessanten Ergebnissen.

Sie liefere überzeugende Argumente dafür, dass ein Organismus auch in seiner Mikroflora abgebildet werde. Blaut betonte, dass Veränderungen der Darmflora wie die nach einem Jetlag oder nach der halbjährlichen Zeitumstellung innerhalb kurzer Zeit umkehrbar seien.

Und hier kommen 4 praktische Tipps, um deine innere Uhr umzustellen:

  • Abends zur gleichen Zeit wie immer schlafen gehen!

  • Sorge dafür, dass du nachts kein Licht und tagsüber viel Licht von draußen bekommst!

  • Plagt dich die Müdigkeit, dann tanke einfach tagsüber mehr Sonnenlicht und geh an die frische Luft!

  • Keine aufputschenden Getränke am Abend, wie Kaffee etc.!

Eine gute Zeitumstellung wünsche ich dir und deinen Mikroben ;-)!

Grüße aus dem Mikrobenzirkus

Susanne

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Und zum Abschluss noch die letzte Sonntagsfrage vom 3.03.24 zum Miträtseln.
Die Auflösung findet ihr unter dem Link (Öffnet in neuem Fenster) auf Instagram.

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Kategorie Kolumne