Zum Hauptinhalt springen

Es ist Montag, der 22. März und ich fühle mich, als sei ich wieder in der Vergangenheit. Ein März wie vor einem Jahr? Mich nicht zuhause in meinem Zuhause fühlen und mich nicht zu trauen, daraus eine Konsequenz, nämlich auszuziehen, zu ziehen. 

Das innere Kind in mir sagt: "Du darfst dich nicht emanzipieren. Du verlierst den Kontakt zu anderen Menschen, Du musst dich anpassen, unterordnen und still halten." 

DU hast keinerlei Rechte auf ein selbstbestimmtes freies Leben, geschweige denn, ein friedliches Zuhause.

Du musst anderen deine Energie zur Verfügung stellen und dich ausbeuten lassen. Einen eigenen Schutzraum? Verdienst du nicht.

Du bist als Zwilling in einer Symbiose zur Welt gekommen, also sieh zu, wie du damit klar kommst.

Teile deine Energie durch zwei und alles andere (Materie, Wohnung etc.) auch.

Es ist, als sage das Leben genau das zu mir.

Oder zumindest ist das der gefühlte Auftrag als Zwilling.

Oder? 

Gibt es nicht noch einen anderen Weg, mit symbiotischer Verstrickung umzugehen?!

Ich denke schon.

Wie wäre es mit EMANZIPATION:

Ein eigener Schutzraum für beide Zwillinge - ALLEINE.

Jede*r ZWILLING bekommt in einem bestimmten Alter einen komplett eigenen, selbst gestalteten Raum, wo er NUR das macht, wozu er*  wirklich LUST hat.

Kein* anderer darf reinreden oder irgendetwas umgestalten. Nichts wird angefasst von anderen oder gar umgestellt.

"Angepasst" statt angefasst wollte mein freudscher Verschreiber gerade schreiben....

Wie wahr!

Wie habe ich mich die letzten 29 Jahre angepasst, um dazuzugehören.

DAMN!

Dabei dachte ich doch, ich sei so emanzipiert von meine Zwillingsschwester.

Habe ich doch extra einige Jahre ALLES genau anders gemacht als sie.

War ich nicht extra die rebellische Außenseiterin, die mit 23 nach Berlin zog, um NUR noch Künstlerin zu sein und sich von den ganzen gesellschaftlichen Konventionen, mit denen ihr ZWILLING so gut zurecht zu kommen schien, zu befreien??? 

Nicht mehr VERGLEICHBAR sein, war ihre geheime Mission.

Was war daraus geworden?

Nun waren beide in Berlin, die eine immer noch in einem schäbigen, heruntergekommenen alternativen linksliberalen Bezirk, der seit Jahren angeblich "IM KOMMEN" war...

Die andere, im kapitalismus wesentlich erfolgreichere, im wirklich alternativen coolen hippen bezirk neukölln, mit eigener 2-Zimmer Wohnung, wo sie bereits mit Ende 20 eine überemanzipierte Selbstständigkeit betrieb, um bloß nicht von anderen abhängig zu sein...

Gut, das letzte war meine etwas missgünstige Bewertung.

Die andere, aka ICH, hatte fast eine Dekade Therapie hinter sich mit sämlichen, allen nur erdenklichen (alternativen) Therapieansätzen, eine halb abgeschlossenene ebenfalls therapeutsiche Tanzausbildung, sowie ein halb abgeschlossenes Bachelor-Studium der Sozialwissenschaften...

Dass die andere bereits mit 25 und einer 1,1 im Master abgeschlossen hatte...

Wer war jetzt nun besser? oder glücklicher?

Vielleicht KEINE von beiden.

Weil sie sich immer noch bekämpften. Und den jeweils anderen als Gefahr sahen.

So erfuhr die Alternative mit viel Therapie-erfahrung in ihrer letzten körper-therapeutischen Session, dass der andere Zwilling immer noch energetisch in ihr drin steckte.

Kein Wunder, dass dieser keinen Kontakt zu ihr haben wollte, schließlich hielten sie sich BEIDE sowohl an dem anderen fest bzw. deren Energie, und andererseits bekämpften sie GENAU DIESEN ANTEIL in sich selbst.

Wie sollte da eine glücklicher sein, als die andere???

Und ging es nicht letztendlich darum, dass BEIDE glücklich ko-existieren konnten?!

Konnten nicht BEIDE einen eigenen Schutzraum, sowie eine erfüllte Berufung und Beziehung(en) leben??

War dies nicht möglich?

War dies ihre sogenannte fucking Lebensaufgabe?

Oder zumindest Teil davon?

Wahrscheinlich.

In einem wirtschaftlichen System aufgewachsen, das sagt: "ES KANN NUR EINE GEBEN".

Nur EINE kann "germanys next topmodel" werden.

Nur EINE kann im Kapitalismus erfolgreich sein und die EINSEN mit nach Hause bringen.

Nur EINE kann erfolgreich in Beziehungen sein (in diesem Fall ich).

Und nur EINE kann beruflich so erfolgreich sein, wie Mama und Papa sich das immer gewünscht haben....

Klingt nach Krieg?

Allerdings.

So kreierte sich der beruflich bis dato nicht so erfolgreiche Zwilling, immer wieder Wohnsituationen, in denen er das Gefühl hatte, nicht willkommen zu sein...

Eigentlich keinen Platz zu haben, nicht wirklich DA SEIN zu dürfen, ständig auf der Hut zu sein, es könnte ja den anderen Menschen triggern, dass er überhaupt existierte...

und so wurden ihre Nerven immer fragiler im erzwungenen Zusammenwohnen und sie merkte: DAS WILL ICH ÜBERHAUPT NICHT.

Sie hatte sich die ganzen Jahre eingeredet, sie MÜSSE doch mit anderen zusammen leben können, weil sie sonst nicht beziehungsfähig sei und ergo: Sterben würde...

Und als ihr das klar wurde, durch eine Freundin, die sie da sehr gut drin sah und verstand, wusste sie, dass es an der Zeit war, endlich die eigenen vier Wände zu suchen und vor allem: Sich zu ERLAUBEN.

Ihr Recht auf einen sicheren Raum in Anspruch nehmen, dass sie bislang noch nicht wirklich kannte....

Nicht mal aus dem Uterus, der damals ja auch schon zwangsweise geteilt wurde. 

Symbiose adé, Autonomie jucheee.