Selbstheilungskräfte im Tanz
„Die Ratsuchende trägt bereits alles in sich, was zu ihrer Gesundung notwendig ist. Dies zu erkennen und damit die Selbstheilungskräfte im Menschen zu wecken, ist das oberste Ziel der Therapie“(1)
Was sind Selbstheilungskräfte?
Als Tanztherapeutin gehe ich davon aus, dass der menschliche Organismus sowohl körperliche als auch psychische Störungen aus eigener Kraft beheben kann. Klarer wird das, wenn wir z.B. an eine Erkältung denken. Wir alle haben schon mal erlebt, dass wir erkältet sind und die Erkältung auch wieder vergeht. Ohne Eingriffe von außen.
Und wir haben auch erlebt, dass diese Heilung schneller oder leichter vor sich geht, wenn wir unser Immunsystem unterstĂĽtzen.
Immunsystem der Psyche
Und genau so funktioniert Tanztherapie. Durch Tanz, Bewegung und Reflexion des Erlebten stärken wir unser „psychisches Immunsystem“. Das kann dazu führen, dass Menschen von „sich aus“ wieder in ein psychisches Gleichgewicht kommen.
Selbstaktualisierungstendenz
Damit folge ich als Tanztherapeutin der humanistischen Psychologie und gehe von einer Selbstaktualisierungstendenz des Menschen aus.
„Aktualisierungstendenz (Öffnet in neuem Fenster) ist ein Begriff aus der Humanistischen Psychologie und bedeutet: jeder Mensch versucht alle seine körperlichen, seelischen und geistigen Möglichkeiten zu entfalten, zu verwirklichen und zu erhalten.“ (2)
Hilf mir, es allein zu tun
Persönlich bin ich auch vom Weltbild Maria Montessoris (Öffnet in neuem Fenster) beeinflusst. Im Zentrum ihrer Vorstellung von Entwicklung stehen:
die Einzigartigkeit des Individuums,
sein Streben nach Selbstverwirklichung und seine
Selbstaktualisierungstendenz
Wie die Pädagogik Maria Montessoris setzt Tanztherapie (Öffnet in neuem Fenster) voraus, dass die menschliche Entwicklung „von selbst geschieht“, solange dieser Prozess nicht behindert wird.
Ins Gleichgewicht kommen
Als Tanztherapeutin möchte ich also meine Teilnehmerinnen / KlientInnen dabei unterstützen, ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren und wieder in ein körperlich-seelisches Gleichgewicht zu finden.
Die Therapeutin/der Therapeut bietet eine „vorbereitete Umgebung" aus Empathie (Öffnet in neuem Fenster), Wertschätzung (Öffnet in neuem Fenster) und kongruentem Verhalten (Öffnet in neuem Fenster). Dabei können sich Klientinnen und Klienten entspannen, sich selbst wahrnehmen, annehmen und von da aus Schritte in neue Richtungen setzen und ihre gesunden Anteile in den Mittelpunkt stellen.
Petra Klein schreibt ĂĽber Trudi Schoop:
„Eine ihrer therapeutischen Grundannahmen ist, den gesunden Anteil beim psychisch kranken Menschen wahrzunehmen und mit diesen gesunden Anteilen zu arbeiten. Das Erlebnis oder (Wieder-)entdecken der eigenen Fähigkeiten gibt dem Patienten in den meisten Fällen das nötige Selbstvertrauen als Grundlage für die Durcharbeitung der problematischen Anteile.“ (3)
Neue Erkenntnisse und Entwicklungen
Neurowissenschaftliche Bestätigung
Neuere Studien haben die positiven Auswirkungen von Tanz auf die Gehirnplastizität - also die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Lernen und Erfahrung kontinuierlich zu verändern und anzupassen - und kognitive Funktionen bestätigt. Tanztherapie zeigt positive Effekte auf Koordination, Fitness, Körpergefühl und Interozeption (die Wahrnehmung körpereigener Signale wie Herzschlag, Atmung oder Hungergefühl) – Aspekte, die bei der Traumabehandlung eine wichtige Rolle spielen.
Erweiterung der Anwendungsbereiche
Tanztherapie wird zunehmend bei einer breiteren Palette von Erkrankungen eingesetzt, einschließlich neurologischer Störungen wie Parkinson und Demenz. Besonders in der Traumatherapie zeigt sie vielversprechende Ergebnisse.
https://www.spektrum.de/news/koerpertherapie-dem-trauma-davontanzen/2181858 (Ă–ffnet in neuem Fenster)Quellen und Anmerkungen:
(1) Petra Klein – Tanztherapie – Ein Weg zum Ganzheitlichen Sein
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Aktualisierungstendenz
(3) Petra KleinTanztherapie: eine einfĂĽhrende Betrachtung im Vergleich mit konzentrativer und integrativer Bewegungstherapie