„Wenn wir unseren Atem wahrnehmen, regelt sich unser Herzschlag sofort herunter.“
Der Taktvoll-Fragebogen mit Julia Schönleiter, Kulturwissenschaftlerin, Sängerin, Gesangspädagogin und Chorleiterin im niedersächsischen Hildesheim.

Julia Schönleiter begleitet Frauen im Einzelcoaching oder auf Singretreats dabei, die eigene Stimme zu finden und zu stärken. Dabei geht es nicht um gesangliche Höchstleistungen, sondern um mehr Präsenz im eigenen Körper, und darum, die innere und äußere Kraft der eigenen Stimme zu entdecken. „Damit du gehört wirst, überzeugst und bei dir bleibst“, schreibt Julia auf ihrer Website. (Öffnet in neuem Fenster)
Sie sieht die Stimme als Schlüssel für mehr Respekt und Harmonie in den Beziehungen untereinander und zu sich selbst. „Ich möchte denen, die den Kontakt zu ihrer Stimme verloren haben (..), vermitteln, wie die eigene Stimme ihnen wieder Trost, Energie, Mut und Kraft geben kann“, so Julia.
1. Lerche oder Eule?
Lerche
2. Was gehört für Sie unbedingt zu einem guten Start in den Tag?
Zeit für einen Moment Stille, meine Morgenseiten schreiben und mich in eine gute Energie bringen.
3. Pflegen Sie eine spirituelle Praxis?
Ich meditiere auf unterschiedliche Art und Weise, mal mit einer geführten Meditation und dann wieder in absoluter Einfachheit und Stille. Allerdings empfinde ich das Leben selbst als eine spirituelle Praxis. Das ist gar nicht so einfach in Worte zu fassen.
Aber ich habe besonders in den letzten Jahren immer mehr das Gefühl, dass ich eines der unendlich vielen kreativen Projekte des Lebens selbst bin. Ich muss nur dafür sorgen, das Leben, das sich durch mich leben will, nicht zu blockieren. Diese Sichtweise empfinde ich als entspannend.
4. Wie bereiten Sie sich auf ein besonderes Ereignis vor (einen Wettkampf, ein Konzert, ein schwieriges Gespräch ..)?
Oft schreibe ich mir meine Gedanken auf und mache mir klar, worum es mir wirklich geht, wenn es um ein schwieriges Gespräch zum Beispiel geht. Vor Auftritten, bei denen ich singe, werde ich recht praktisch und nüchtern. Ich lese zum Beispiel die Liedtexte gehend nochmal laut durch oder summe und gähne viel. Das eine hilft dem Kopf, sich an die richtigen Worte zu erinnern, und das andere ist ein gutes Warm-up für die Stimme.
5. Was bringt Sie aus dem Takt?
Zeitdruck und Unvorhergesehenes.
6. Welche Jahreszeit mögen Sie besonders? Warum?
Frühling und Herbst. Das hat mit der Temperatur zu tun. Ich mag den Sommer und das Draußensein, aber ich mag keine Hitze. Außerdem kann ich super gut entspannen, wenn es draußen grau und regnerisch ist. Herrlich!
7. Schreiben Sie Tagebuch?
Ja, allerdings mehr im Sinne eines Stream of Consciousness (Bewusstseinsstrom), anstatt festzuhalten, was ich heute gemacht habe. Ich empfinde es als super hilfreich, Papier vollzukritzeln und kann meine Stimmung immer gut am Bild meiner Handschrift erkennen. Außerdem LIEBE ich Papier und Stifte.
8. Welche Rituale ihrer Kindheit praktizieren Sie heute noch, evtl. jetzt mit den eigenen Kindern?
Zu allen klassischen Feiern wie Ostern, Weihnachten, Silvester und Geburtstagen wird das Haus entsprechend geschmückt und die Feiern werden mit Geschenken und gutem Essen und ausgelassener, herzlicher Stimmung gefeiert.
9. Tanzen Sie?
Super gerne sogar. Zurzeit tanze ich gerade abends mit meiner 10-jährigen Tochter Stopp-Tanz mit Themenansage. Das heißt, dass wir uns gegenseitig ein Thema nennen, das wir tanzend umsetzen sollen. Zum Beispiel sagt sie, ich soll jetzt wie ein Regenbogen tanzen, oder ich sage ihr, sie soll ganz viel mit den Händen beim Tanzen machen. Es macht wahnsinnig viel Spaß und wir lachen viel dabei.
10. Sie kommen nach einem anstrengenden Tag nach Hause, welche Musik hören Sie?
Ich lege mich erstmal ab und mache gar nichts und höre gar nichts.
11. Ein freier Tag liegt vor Ihnen, was machen Sie am liebsten?
Je nachdem, was davor war, lebe ich dann am liebsten in den Tag hinein oder ich plane einen kleinen Ausflug mit einer Freundin und wir gehen im Harz wandern und genießen das Essen in einem guten Restaurant.
12. Welche Rhythmen in der Natur begeistern Sie?
Oh, so viele. Die Jahreszeiten. Das Wachsen von Pflanzen. Regentropfen.
Werden und Vergehen. Dazu fällt mir der Text eines Mantras ein: „Im Samen der Baum, der Baum im Raum, der Raum in der Unendlichkeit. Unendlichkeit im Samen.“ Außerdem unser Atmen. Das einfach passiert und wenn wir unseren Atem wahrnehmen, regelt sich unser Herzschlag sofort herunter.
13. Wie sehen kleine Atempausen in Ihrem Alltag aus?
Entweder Sofa und Netflix oder Sessel und Augen zu oder Rausgehen. Um den Block oder in den Wald. Ich rufe aber auch gerne zwischendurch meine Brüder oder eine Freundin an.
14. Zeitung lesen: Papier oder digital?
Ich lese keine Zeitung.
15. Urlaub: immer das gleiche Ziel oder jedes Mal Neues entdecken?
Immer das gleiche Ziel. Mein Kindheitsort in Dänemark.
👋 Kostenfrei:
16. Wie wichtig sind Ihnen gemeinsame Mahlzeiten mit dem Partner / der Partnerin, der Familie?
Wichtig würde ich nicht sagen, aber schön.
17. Partnerschaft, Ihre Erfahrung: „Gegensätze ziehen sich an“ oder „Gleich und gleich gesellt sich gern?“
Beides. (Das Leben ist einfach viel zu kreativ, um sich da festzulegen.)
18. Lesen Sie vor dem Einschlafen? Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?
Ich lese meiner Tochter auch jetzt noch jeden Abend vor, da kommt mein eigenes Lesen etwas zu kurz. Das Buch, das ich meiner Tochter gerade vorlese, heißt „Winterschwestern“ (Roland C. Bertrand) und ich lese gerade „Windstärke 15“ (Thomas Bickhardt).
19. Gibt es eine Zahl, die eine besondere Bedeutung in Ihrem Leben hat?
Die 5. Das ist meine Lebenszahl.
20. Welche Rituale oder Rhythmen sind Ihnen unangenehm?
Darüber muss ich wirklich nachdenken. Ich weiß es nicht.
21. Was fällt Ihnen zum Begriff „taktvoll“ ein?
Hinspüren, wahrnehmen, achten, respektieren. Genauso könnte ich auch Musikalität beschreiben.
Mehr über Julia erfahren:
https://www.juliaschoenleiter.de/ (Öffnet in neuem Fenster)