Was macht die Kunst?
Einblicke und Rückblicke nach einem Jahr der Selbstständigkeit.
Ich habe es diesmal gewagt einen Beitrag ganz ohne Bilder zu schreiben. Stattdessen möchte ich euch mehr mit hineinnehmen, wie es mir als Künstler so ergeht und welche Gedanken mich so antreiben und beschäftigen.
Routine
Vor ziemlich genau einem Jahr wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit und während ich mir zu Beginn noch einen strikten Zeitplan mit Arbeitsblöcken und Pausen erstellt habe, wird mir zunehmend bewusster:
Eine Routine in der Selbstständigkeit als Künstler wird sich für mich nie so richtig einstellen, dafür ist der Job einfach zu abwechslungsreich.
Wie ihr evtl. wisst, arbeite ich von zu Hause aus. Mit meiner Frau teile ich mir eine 54 qm Wohnung, deren Wohnzimmer zur Hälfte Atelier ist. Es ist daher unumgänglich, das sich private Tätigkeiten und meine künstlerische Arbeit immer wieder mischen bzw. fließend ineinander über gehen. Könnte ich mir eine separate Räumlichkeit leisten, sähe das sicher anders aus.
Einen großen Vorteil hat diese Verbindung für mich jedoch: Ich kann malen wann immer mich eine Idee oder ein Gefühl dazu antreibt. Andererseits bin ich ohnehin immer als Künstler unterwegs, ob privat oder geschäftlich: Jeder neue Eindruck, jedes Erlebnis birgt das Potential in meinem Werk einzufließen oder es fortzusetzen.
Auszeiten
Tatsächlich musste ich im vergangenen Jahr auch lernen ab und an weniger zu tun und mir auch Auszeiten zu gönnen. Darauf wies mich immer wieder aufs neue meine Frau drauf hin, wofür ich Ihr sehr dankbar bin.
Ich merke es besonders wenn Events oder Messen anstehen. Eine Veranstaltung auf der ich beispielsweise Samstag und Sonntag ausstelle vereinnahmt mich im Schnitt fünf ganze Tage und unterbricht meinen Workflow nicht nur zeitlich, sondern auch mental. Damit meine ich, dass ich wirklich einen freien Kopf brauche, um an einem Bild arbeiten zu können. Hier wünschte ich mir manchmal jemanden der mir die organisatorischen Arbeiten für Ausstellungen und Co abnimmt.
Begegnungen
Es kommt oft vor, dass ich aufgrund von Events und Ausstellungen auswärts übernachten muss. Da bin wirklich sehr dankbar dafür, dass ich mir in der Vergangenheit fast immer das Hotel sparen konnte, weil mich zahlreiche Leute aus dem Freundes- und Bekanntenkreis unterstützt haben.
Ihr habt bei Verwandten oder Freunden für mich nachgehakt, ob ich bei Ihnen für ein oder zwei Nächte unter kommen kann. Diese Unterstützung bedeutet mir viel! Es ist unglaublich was für ein Vertrauen viele von Euch mir dabei entgegen gebracht haben und mit welcher Gastfreundschaft und Selbstverständlichkeit ich aufgenommen wurde und das, obwohl einige mich noch nicht einmal kannten.
Caro und Christian aus Köln, Familie Wolf aus Erfurt, Phillip und Family bei Stuttgart, Petra und Sam bei Selb, Emanuel aus Leipzig, meinen beiden Geschwistern in Leipzig und bei Wuppertal, meinen Eltern in Lübben.
Vielen herzlichen Dank für Eure Unterstützung!
Ein weiter Punkt ist die besondere Kommunikationsebene, die sich mir als Künstler ungewöhnlich häufig mit zum Teil wildfremden, aber interessierten Menschen eröffnet. Da gibt es selten einen Smalltalk, sondern man steigt direkt in tiefe und teils intime Gespräche ein, weil ein Bild besonders berührt oder man sich selbst darin wiedererkennt.
Ich erinnere mich an einen ehemaligen Fremdenlegionär, der sich in dem Bild „Der Thron in der Tiefe II“ emotional mit seiner Vergangenheit konfrontiert sah und voll innerer Regung nach Worten rang mir seine Gefühlswelt zum Bild mitzuteilen.
Diese Begegnung ist jetzt nur ein Beispiel und ich könnte noch weitere anfügen. Für mich waren sie echte Highlights und haben mir nochmal einen ganz anderen Blick auf meine Arbeit als Künstler gegeben. Wie meine Portalbilder es versinnbildlichen kann Kunst einen unsichtbaren Zugang zum Menschen eröffnen, den man so nicht erahnt.
Where is the place I have to go?
Was soll ich mit meinem künstlerischen Talent anfangen? Für welche Zwecke möchte ich es gebrauchen? Wie kann ich mit meiner Kunst der Gesellschaft am besten dienen?
Diese und ähnliche Fragen waren für mich in diesem ersten Jahr der Selbstständigkeit so präsent wie noch nie zuvor.
Als ich mich im Februar für die Investition in eine neue Homepage entschied, war mir klar: Du brauchst eine Vision. Und zwar nicht nur in deinem Kopf, als Gefühl und Bild, sondern konkret als Text, um zumindest allgemein die Idee deiner Kunst anderen gegenüber greifbarer zu machen. Obwohl die neue Seite bereits in der finalen Phase ist, wird es noch ein wenig dauern, bis die neue Homepage online geht. An dem Visionstext möchte ich euch aber bereits teilhaben lassen. Vielleicht magst du mir auch mitteilen wie er auf dich wirkt oder was er in dir auslöst.
„Seit jeher versucht der Mensch seine Sicht auf die Welt durch die Kunst erlebbar zu machen. Während der Wissenschaftler versucht, die Welt rational zu erfassen, liegt mein Ansatz als Künstler in einer geistigen und emotionalen Aufzeichnung weltlicher und geistiger Eindrücke.
Durch meine Bilder wünsche ich dir eine innere Berührung mit deiner Identität, auf dass sie uns als Menschen verbindet und Verständnis schafft für das, was wir nicht auszusprechen vermögen.
Bildwelten, die entschleunigen, Sinn stiften und Hoffnung geben.“
Eben jene Begegnungen mit anderen Menschen, also Euch, hat diese Vision maßgebend geformt.
Ich hoffe der Beitrag hat dich ein wenig bereichert und vielleicht sogar neue Perspektiven eröffnet.
Wenn dir meine Kunst gefällt fühl dich herzlich eingeladen mich zu den Tagen des offenen Ateliers in meiner Geburtstadt Lübben (Spreewald) am 4. und 5. Mai in der Kleinbahnstr.2 zu besuchen. Es gibt einige neue Bilder zu sehen, meine Frau stellt hausgemachte Leckereien bereit und ich werde am Sonntag aus meinem Artbook lesen. Oder vielleicht sogar Co-Autor J. Fricke höchstpersönlich, falls er es schafft vorbei zukommen.
Bis dahin wünsche ich angenehme Feiertage, frohe Ostern, gesegnete Ostern oder was euch am genehmsten dünkt.
Grüße aus dem schönen Dresden
Stefan Bleyl
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