Die Geschichte der Söldner: Zwei Lektüretipps
Innerhalb der Spielwelt wimmelt es ja nur vor Söldnern, die fast in jedem Genre auftauchen - vom Shooter über die Strategie bis zum Rollenspiel. Schon in Wizardry (1981) war man mit einer Gruppe für das Versprechen von Ruhm und Reichtum unterwegs in düsteren Verliesen. Sir-Tech sollte dann mit Jagged Alliance (1995) einen der Klassiker des taktischen Söldner-Abenteuers designen, während Hideo Kojima in Metal Gear Solid auch die Schattenseiten der so genannten Private Military Corporations (PMC) beleuchtete.
Aber welche historischen Überlieferungen gibt es? Wie hat man sich das Leben eines Söldners in der Antike, dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit vorzustellen? Auf jeden Fall ist das Geschäft der bezahlten Krieger ein sehr altes. Ich habe im Rahmen meiner Rezension zu Wartales zwei Literaturtipps ausgebuddelt, die auf wahren Begebenheiten beruhen und ganz unterschiedliche Einblicke liefern.
Da wäre als erste Empfehlung Der Zug der 10000 (Öffnet in neuem Fenster) von Wolfgang Will, erschienen bei Beck. Das Besondere daran ist nicht nur, dass es dort um eine der ältesten schriftlichen Quellen für Söldner, die so genannte Anabasis geht, sondern dass der Philosoph Xenophon (430-354 v. Chr.) an dieser Expedition von Griechenland nach Kleinasien beteiligt war. Im Auftrag von Kyros dem Jüngeren sollte dieses Heer, das aus vielen Spartanern bestand, gegen seinen Bruder und amtierenden Perserkönig Artaxerxes II ziehen - was ihnen allerdings nicht direkt gesagt wurde. Zunächst war Xenophon auch nur als Beobachter dabei, doch als sich die Ereignisse mit einigen Intrigen und Verrat überschlagen, muss er als gewählter Anführer den weiten Heimweg durch feindliches Gebiet nach Athen meistern. Man bekommt interessante Einblicke in Taktik und Logistik, aber auch in all die Rivalitäten und Verbrechen auf der langen Reise.
Als zweite Empfehlung hätte ich Peter Hagendorf - Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg (Öffnet in neuem Fenster) parat, erschienen bei V&R Unipress. Hier geht es um die authentischen Erlebnisse des gleichnamigen Söldners, der über 24 Jahre seines bewegten Lebens berichtet. Wie hat man als Söldner gelebt und gekämpft? Wie hat man all die Konflikte erlebt? Wie konnte man Frau und Kind versorgen? Das ist eine faszinierende, weil unverfälschte Quelle aus der Zeit dieses Religionskrieges (1618 bis 1648), der Peter Hagendorf über 20.000 Kilometer durch ganz Europa trieb. Aufgrund der klaren Sprache ist das Tagebuch einfach zu lesen und offenbart abseits von heroischem Pathos oder religiöser Verherrlichung einen nüchternen Blick auf die brutalen Ereignisse dieser Zeit sowie ganz alltägliche Beobachtungen.