Handlungsfähigkeit #NachwachsenNachZerstörung
Adventskalender 2024 - Zehn - 10. Dezember
Heute wollte ich eigentlich eine gute Freundin am Amtsgericht Tiergarten unterstützen, die wegen eines Protests gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen UND gegen die Kriminalisierung und Inhaftierung all jener, die friedfertig, aber den Alltag störend und unterbrechend, dagegen protestieren, heute angeklagt ist.
Aber ich bin krank. Schnupfnase, Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Husten …
Und deshalb zu Hause. Schlafe viel. Trinke viel Tee & Wasser. Esse Suppe. Verwende ätherische Öle und wirksame Medikamente gegen die Schmerzen und gegen die verstopfte Nase - so dass ich schon in der Lage bin, einen Blogbeitrag zu schreiben usw. …
Das Thema Handlungsfähigkeit habe ich mir für den heutigen Tag schon vorgenommen, bevor ich wusste, dass ich - übrigens schon seit Freitag, aber eben auch noch heute und vermutlich noch bis zum Ende der Woche - krank sein werde und somit handlungseingeschränkt. Nach Rausgehen ist mir nicht. Nach körperlich anstrengenden Tätigkeiten ist mir nicht. Nach langen Gesprächen ist mir nicht. Für Online-Meetings muss ich mich zusammenreißen und danach eine Pause machen und unbedingt schlafen. Wenn ich gesund bin, ist das anders. Dann schaffe ich doppelt so viel und hab am Abend noch Lust, noch immer irgendwas zu tun, zu machen, zu erleben, zu erledigen - was auch immer.
Aber jetzt ist Pause angesagt. Ruhe. Regeneration. Genesung. Heilung. Kräfte “nachwachsen” lassen. “Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.” Jetzt muss ich warten, bis die Krankheit vorbei ist und das gewohnte Level an Gesundheit wieder da. Dass dieses Level ohnehin individuell unterschiedlich ist, dass es sich im Laufe des Lebens verändern kann, dass es sich von den Menschen in meinem Umfeld unterscheiden kann, wird uns ab und an bewusst.
Plötzlich bin ich dankbar für Kleinigkeiten, die ich sonst im Alltag oft ignoriere. Für medizinische Grundversorgung und meine Hausapotheke zum Beispiel. Für Essen im Kühlschrank und in der Vorratskammer. Auch dafür, nicht einsam zu sein, sondern Menschen um mich zu haben, die ich nicht kontaktieren muss, wenn ich sie sprechen möchte, weil sie hier bei mir wohnen. Für das hübsche Bild von Karina via WhatsApp, für Genesungswünsche von Freund*innen, die weit verstreut sind, mit denen ich aber digital-virtuell alltäglich verbunden bin.
Eigentlich bin ich dankbar für manches, was gar nicht so “klein” ist. Dafür, dass es mir sonst eigentlich besser geht als gerade jetzt. Dafür, dass es mir in all meinen Lebensjahren so gut ging, dass ich all meine bisherigen Lebensjahre hatte (und nicht schon früher gestorben bin). Dafür, dass es nur ein grippaler Infekt ist. Dafür dass mein Immunsystem mit einem grippalen Infekt fertig wird.
Aber was ist mit mir, wenn das mal nicht mehr so ist?
Und was ist mit denen, bei denen das jetzt gerade nicht so ist?
Was ist, wenn ein Ausnahmezustand “Normalität” wird?
Mehr von & über Karina Finkenau:
Ich freue mich sehr über unsere inspirierende Begegnung in 2024, die wir Karinas Sohn - Dr. David Sittler - zu verdanken haben - über unsere schwungvolle Zusammenarbeit im Kolloquium Rückenwind und im Redaktionsteam des neu gegründeten Online-Magazins RÜCKENWIND, das ich am Sonntag im Adventskalender-Türchen vorgestellt habe. Im Online-Magazin RÜCKENWIND gibt es bereits einige Beiträge von Karina Finkenau. Gemälde, Zeichnungen, Gedichte, Erzählungen. Demnächst gibt es noch mehr aus der Rubrik “Bär & Hund” für Kinder & Familien. Meine Aufgabe ist dabei das Layout der Online-Artikel. Ich freue mich schon jetzt auf die weitere Zusammenarbeit in 2025 …
Etwas, was ich auch vom Jahr 2024 ins Jahr 2025 mitnehmen will und was auch eine eigene Rubrik in diesem Blog sein soll:
The work that reconnects … - Active Hope …
Die Arbeit, die wieder verbindet
die Menschen miteinander
die Menschen mit der Erde
die Menschen mit sich selbst