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Suchtpersönlichkeit

Mika fragt sich, ob sie eine Suchtpersönlichkeit hat:

Ich bin dreizehn im Sommer 2003. Ich sitze mit meinem Freund Björn und seinen Kumpels auf einem staubigen Hügel in Süddeutschland und schaue auf den See, der sich glitzernd vor uns erstreckt. Die Luft ist trocken und heiß, in meiner Hand wird das Bier warm, deshalb trinke ich schnell. Die Jungs bauen eine Tüte und ich schaue betont uninteressiert dabei zu. Die fertige Kreation wandert von Hand zu Hand. Kai nimmt einen Zug und macht das Kiffergesicht, bei dem sich das Kinn beim Einsaugen erst nach vorne schiebt, sich dann alles in den Hinterkopf zieht, gefolgt von der Entspannung beim Ausatmen. Dann ist Benni dran, dann Björn. Björn nimmt einen zweiten Zug und Kai protestiert »Ey, nur ein Zug«, aber Björn sagt nur lässig »Ein Zug hat mehrere Abteile« und ich denke, er ist der coolste Mensch der Welt. Björn hält mir die Tüte hin, aber ich schüttele den Kopf. »Nee, lass mal«, sage ich, als hätte ich keine Angst. Die anderen Jungs wollen wissen wieso: »Kiffst du gar nicht?« Ich weiß nicht, ob sie es nur nicht aushalten, in der Gegenwart einer (naja) Nüchternen zu sein, ob sie meinen, mir was Gutes zu tun oder ob sie richtig Bock haben, dabei zu sein, wenn jemand zum ersten Mal bekifft ist. Vielleicht auch von allem ein bisschen. Auf jeden Fall versuchen sie, mich zu überreden, bis Björn sagt »Ey, lass mal. Wenn sie nicht will, will sie nicht« und ich denke, er ist der coolste Mensch der Welt.

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Kategorie Weekly

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