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Er war einer von uns gewesen.

Von den Freaks. Den Guten.

Einer, der Musik machte und viele Projekte hatte, die nur daran scheiterten, dass Projekte eben fast immer scheitern, wenn man nicht ein paar Millionen auf dem Konto hat. Daran  sterben täglich Millionen Start Ups, Karrieren und Träume. Was übrig bleibt, ist das normale Leben, das sich irgendwann mit Mitte Dreißig den Gegebenheiten anpasst. In dem man einen Job findet, der okay ist und jemandem zum Lieben und Zusammenziehen und auf die Rente Warten. Ausgezeichnet, wer ohne Verlust des Partners, ohne Krebs oder Amputation über die Runden kommt. Irgendwann werden die meisten zufrieden und denken: Wenigstens ist das Bein noch dran.

Er war  ein wenig über Mitte Dreißig gewesen, er hatte sich unendlich gefühlt.

Der junge Mann  hatte keine sogenannte Jobdescription, sondern ein wenig studiert, war darüber ins Jobben geraten, und er war  an die Grenzen der Kleinstadt gekommen. Sie langweilte ihn. Die Freunde, die sich in ihre Leben verabschiedeten, die Bars, die Liebhaber.

Den triumphalen Moment, als er im Bus sass, seine Geburtsstadt im imaginären Rückspiegel betrachtend, würde er nie vergessen.

Er kam da an, wo er hingehörte. In der Großstadt konnte er am ersten Tag kaum stillsitzen vor Euphorie. Die Wohnung war perfekt, die Stadt ein Traum,  im Vorbeigehen fand er einen Job in einem Burger Restaurant. Die Sonne stand lange am Himmel für einen wie ihn, und jetzt konnte die Sache losgehen. Die ersten Monate voller Staunen, Grössenwahn und Barbesuchen wurden zu einem Jahr, die Euphorie ein wenig schwächer, die Touristen nervten ihn mitunter, den Job hatte er verloren, aber direkt etwas Neues gefunden. Etwas Schlechteres gefunden. Für den Übergang. Bis die Chance eintrat, die um die Ecke auf ihn wartete. Offen, wie man es nur an neuen Orten ist, lernte er Menschen kennen, Leute wie ihn, voller Hoffnungen, mit Energie, mit Plänen über einen Tattoo-Laden, ein Musik-Café, ein Film sollte gemacht, eine Band gegründet werden, Morgen könnte irgendwas klappen, klappte nichts, er wurde krank, im zweiten Jahr, hatte kein Geld für den Arzt und der Job war schon wieder weg. Die Menschen gewöhnen sich an alles, und aus Morgen wurden drei Jahre. In denen er mitunter einsam war. In der kleinen Stadt war er der mit dem Geheimnis gewesen. Hier war er einer mit Aushilfsjobs. Die Konkurrenz war gross, die Frauen warteten auf Männer mit festen Jobs. Er redete weniger von Plänen, da war auch keiner mehr zum Reden. Seine Bekannten waren verschwunden.

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Kategorie Sehr aktuelle Texte

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