Zum Hauptinhalt springen

Es läuft gut


Für
Die Menschheit
Sie werden immer älter.
Die Leute. Warum auch nicht, da das Leben doch selbst in unterentwickelten Ländern, wie die westliche Welt sie nennt, angenehmer wird. Seit westliche Firmen den Leu­ten da endlich sauberes Wasser verkaufen und durch die Intervention von China blühende Landschaften in Pakis­tan, Uganda, Somalia und wie sie alle heißen errichten. Präzisionsfarminganlagen, die so groß sind wie Länder, Batteriefirmen, Solarparks bringen den Eingeborenen Arbeit, Wohlstand, Entwicklung und Endgeräte.

 Und die Technik. OMG.
Die Technik heilt Krebs, macht Gelähmte gehen, Taube hören, sie versorgt Alte mit Roboterrobben zum Ku­scheln und Pflegepersonal zum Liebhaben. Immer mehr ermüdende, krank machende Berufe verschwinden in die geöffneten Arme der künstlichen Intelligenz. Das Weltwissen ist im Netz verfügbar für jeden, Rechner sind zum Lebensmittel geworden, das zunehmend der gesam­ ten Bevölkerung frei zur Verfügung steht. Es gibt so viele positive, beschwingende Aspekte in der Entwicklung, dass es nicht unwahrscheinlich scheint, dass unser Alltag bald wie in den leuchtenden Utopien aussehen könnte, mit lachenden Menschen, die, gut ausgebildet und mit wunderbaren Freiräumen zur Selbstverwirklichung aus­ gestattet, auf Grünflächen stehen und fliegenden Taxis nachwinken.
Die Abschaffung der Monarchie erfolgte so schnell wie die Öffnung der deutschen Mauer, die Ost und West ge­ teilt hatte. Oder wie die Machtergreifung der Faschisten in Europa. Der Ausbruch der Enzephalitis in Afrika, die sich zur Epidemie auswächst. Diese Momente, die das Leben einiger fundamental verändern, die unvorstell­bar schienen und doch nach einem Tag komplett aus der Schwarmintelligenz­Hardware gelöscht werden. Weil sie eben die meisten der acht Milliarden nicht betreffen.
Der neue König trat vor die Kameras. Er bekundete sei­ nen Rücktritt, er war der modernste Angehörige der Kö­ nigsfamilie und damit der unbeliebteste. Es folgte. Nichts. Erstaunlich. Da war immer geraunt worden, dass die Mo­narchie ein zentrales Fundament des Zusammenhalts sei. Dem Menschen Fels im brandenden Meer, Halt in der Hoffnungslosigkeit. Da war gedacht worden, allein die Anwesenheit einiger Gesalbter sei wichtig, um Gott in das Leben der Untertanen zu tragen, und würde Re­volutionen verhindern. Und dann erfolgten – keine Stra­ßenschlachten zwischen Royalisten und Monarchie­ Has­sern. Alle zuckten die Schultern. Die Königsfamilie packte ihre Koffer. Die Queen hatte vor ihrem Ableben Modenschauen besucht. Sie hatte verzweifelt versucht, die Monarchie wieder hip zu machen. Was leider nicht funktionierte. Die zwei bürgerlichen Heiraten waren der Tiefpunkt, die Heirat mit einer Schwarzen war der Trop­fen. Sie wissen schon. Der tief in der Genetik verwurzelte Hass auf alles Nicht­Pinkfarbene der königstreuen Be­völkerungsschichten hatte nicht mehr besänftigt werden können. Man kann sagen, eine nicht pinkfarbene Person hatte das Ende der Monarchie besiegelt. Der Palast wurde zu einem Museum des britischen Reiches umgewandelt. Teile des MI5 wurden einquartiert. Die ehemalige Kö­nigsfamilie zog sich, immerhin noch im Besitz ihres Mil­liardenvermögens, nach Schottland zurück.

Ein weiteres nervöses Zucken der Augenlider, und die Sache war vergessen ...
Die Gehirne der Weltbevölkerung. Sie wissen schon. Die Menschen, die ohne den Einfluss von Mobilgeräten auf­ gewachsen sind,

Sind tot.
Jedes Kind in der westlichen Welt verbringt mehr als fünf Stunden täglich an seinem Endgerät. Es checkt im Zehn­ Minuten Takt, also freundlich gerechnet, seine sozialen Medien, Messenger und Chatforen. Das Suchtpotenzial einer gesamten Generation ist um 300 Prozent gestiegen, der Anteil von Gamma­. Aminobuttersäure im Vergleich zu Glutamat und Glutamin im anterioren cingulären Kortex ist stark erhöht, wenn man die Werte der Toten zugrunde legt. Die dritte Generation von Suchtkranken, Angstgestörten, Depressiven, die nicht mehr in der Lage sind, sich länger als zwei Minuten auf ein Thema zu konzentrieren.

Oder eine Kreativität
Oder
Ein Mitgefühl zu entwickeln. Sie agieren motorisch ver­langsamt und weisen eine signifikant reduzierte Gehirn­leistung auf.
Was soll sein.

Das war passend zur Krönung ein kleiner Text aus dem sehr netten udn auch lustigen Buch GRM Brainfuck- Ich hänge euch noch ein video dran und wünsche allen ein wunderbares Fest

https://www.youtube.com/watch?v=8IJxcXXbcS0 (Öffnet in neuem Fenster)

 

Kategorie Sehr aktuelle Texte

2 Kommentare

Möchtest du die Kommentare sehen?
Werde Mitglied von Sibylle Berg regelt das und diskutiere mit.
Mitglied werden