"We need a witness to our lives"
Ich habe den Drang, Geschichten zu erzählen. Ich habe das Gefühl, mit Fakten lässt sich so schlecht überzeugen. Und ich möchte überzeugen. Wenigstens einen ehrlicheren und produktiveren Versuch des Überzeugens unternehmen. Ich habe im vorigen Satz zuerst "Versuch wagen" geschrieben, aber nach einem zweiten Überlegen habe ich mich doch für das neutralere Verb "unternehmen" entschieden. Ich habe nämlich nichts mehr zu verlieren. Kann man etwas "wagen", wenn man nichts zu verlieren hat? Das Einzige, was ich verlieren kann – das ist auch nur eine Behauptung von mir – wäre "eure" Aufmerksamkeit.
Aber auch die ist nicht bedingungslos. "Ihr" hört mir nicht immer zu, "ihr" hört nur dann zu, wenn "ihr" es für wichtig hält. Und das ist nicht oft, bzw. ich muss "euch" daran erinnern, dass es wichtig ist, mir zuzuhören. Manchmal nenne ich Gründe wie zum Beispiel "Für unsere Demokratie" oder "Damit wir uns einander mit Respekt begegnen" dafür. Das sind nicht meine Gründe; das sind die Gründe, von denen ich denke, dass "ihr" sie vielleicht ernst nehmen wird. Wenn ich "euch" meine Gründe nennen würde, würdet "ihr" sie vielleicht nicht ernst nehmen. Vielleicht würdet "ihr" sagen, "wer denkt sie, wer sie ist? Wieso soll ich ihr so oft und so lange zuhören?", weil "ihr" euch selber nicht zuhört. Ich habe Empathie dafür. Es kann schwer sein, jemandem mehr Empathie als sich selbst zu zeigen. Vor allem kann es schwer sein, jemandem zuzuhören, dem "ihr" Schmerzen zugefügt habt, auch wenn das nicht wirklich beabsichtigt war. Oder wenn es beabsichtigt war, und ihr das heute insgeheim bereut.
Ich frage mich in letzter Zeit sehr oft, mit wem ich hier in diesem Text Space wirklich in den Dialog treten möchte oder kann. Seit einigen Wochen beschäftige ich mich viel mit dem Thema Bedürfnisse. Mein Bedürfnis zurzeit ist es, das Kind beim Namen zu nennen, wie "ihr" es so schön sagt. Nur ich kenne das Kind nicht, und ich weiß auch nicht, wie ich es nennen soll. Oder ob ich es überhaupt einen Namen geben muss.
Ich sehe das Kind aber. Ganz klar, deutlich.
Ein paar klärende Worte zum Titel:
https://www.youtube.com/watch?v=1FfW5iTe61k (Öffnet in neuem Fenster)"We need a witness to our lives"
I have the urge to tell stories. I feel like it's so hard to persuade with facts. And I want to persuade. At least make a more honest and productive attempt at persuading. After all, I have nothing left to lose. The only thing I can lose – and this is just a claim of mine – would be "your" attention.
But even that is not unconditional. "You" don't always listen to me, "you" only listen when "you" deem it important. And that's not often, or I have to remind "you" that it's important to listen to me. Sometimes I mention reasons like "For our democracy" or "So that we treat each other with respect" for that. These are not my reasons; these are the reasons that I think "you" might take seriously. If I were to tell "you" my reasons, "you" might not take them seriously. Maybe "you" would say, "who does she think she is? Why should I listen to her so often and for so long?", because "you" don't listen to yourselves. I have empathy for that. It can be difficult to show someone more empathy than yourself. Especially, it can be hard to listen to someone to whom "you" have caused pain, even if it wasn't really intentional. Or if it was intentional, and you secretly regret it today.
Lately, I've been wondering very often with whom I really want or can engage in dialogue here in this text space. For several weeks now, I've been dealing a lot with the topic of needs. My need at the moment is – in German, we say "das Kind beim Namen nennen" or "to give the kid a name", meaning, to call a spade a spade – But I don't know the kid, and I don't know what to call it. Or whether I even have to give it a name.
But I see the child. Very clearly, distinctly.
A few clarifying words about the title:
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