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Der 03. Juni in der Geschichte

Von Blinden, Logikern, fragwürdigen Naturschützern und toten Rekruten

713 – Der byzantinische Kaiser Philippikos Bardanes sitzt im Hippodrom und schaut sich gerade Pferderennen an, als eine Reihe von revoltierenden Truppen in den Veranstaltungsort platzt und meint: »So, genug geschaut.« Dann stechen sie ihm die Augen aus. Oder machen irgendwas, damit er erblindet.

Philippikos daraufhin: »Na, dit is ja auch keine Art.«

Er starb dann noch im selben Jahr.

1141 – Petrus Abaelardus, zumeist nur Abaelard genannt, wird der Häresie für schuldig befunden. Der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux hatte vor allem bemängelt, dass Abaelard dort Logik angewandt hatte, wo er es nicht sollte, sprich: in Relgionsfragen. Quasi nach der Art: »Ey, komm mir bei der Bibel doch nicht mit Logik. Gott steht da drüber und wenn du was anderes sagst, dann bist du ein Ketzer!«

Der Papst urteilt ihn später mit Klosterhaft und ewigem Schweigen ab.

1740 - Preußens Herrscher Friedrich der Große verbietet das Foltern, ausgenommen bei Hochverrat, Landesverrat und Mordtaten mit vielen Opfern. Also eigentlich verbietet er es nur ein bisschen. 

1801 - Robert Fulton führt in Le Havre sein »Nautilus« genanntes U-Boot vor, welches mit sechseinhalb Metern Länge jetzt nicht unbedingt riesig zu nennen war. Es gab zwar vorher schon U-Boote, aber die blieben meist nicht lange unten und gingen nie tief. Die »Nautilus« taucht immerhin über sieben Meter tief und das auch noch über vier Stunden lang. Noch wichtiger: Es taucht dann auch wieder auf. Im Endeffekt will für die Entwicklung dann doch keiner was bezahlen, aber immerhin beeindruckt das Ding Jules Verne so sehr, dass er das U-Boot von Kapitän Nemo später ebenfalls »Nautilus« nennt.

1839 – Der chinesische Sonderkommissar Lin Zexu lässt 20.000 Kisten britischen Opiums verbrennen, weil der Kaiser meint, dass das Volk wegen des Herumliegens und Bekifftseins nicht mehr aus der Hüfte kommt. Vermutlich denken die Leute, die bei der Verbrennung dabei sind: »Boah, geiles Zeug!«, und schnüffeln noch ein wenig. Nicht ganz so begeistert sind die Briten und ihre East India Company, die zu der Zeit der größte Drogenhändler der Welt ist. Da die Firma quasi nur so an Geld aus China kommt, kriegt sie ordentlich Puls und die britische Regierung lässt es zum ersten Opiumkrieg kommen.

1844 – Zwei Trophäensammler kommen auf die isländische Insel Eldey und finden dort das letzte Brutpaar der Riesenalks, eines flugunfähigen Wasservogels. »Oh, schau mal, das letzte Paar!«, sagt der eine.

»Jau, die müssen natürlich geschützt werden.«

»Genau. Am besten in Formaldehyd in einem Museum.«

»Richtig. Lass uns die umbringen.«

Sie erwürgen das Riesenalk-Paar und zertreten das letzte Ei. Später werden die toten Tiere ans Kopenhagener Naturkundemuseum verkauft, wo man sie heute in Formaldehyd eingelegt besichtigen kann.

1887 – Der deutsche Kaiser Wilhelm I. legt bei Kiel-Holtenau den Grundstein für den Nord-Ostsee-Kanal. Wobei ich mich frage, was man da einen Grundstein legt. Man buddelt doch was, da packt man doch nicht extra noch einen Stein hin. Na ja...

1937 - Der vorherige britische König Edward VIII., der abgedankt hatte, um die geschiedene Wallis Simpson zu heiraten, tut genau dies. Keiner aus der königlichen Familie ist bei der Zeremonie in Frankreich zugegen, weil das unschicklich wäre. Edward VIII., der jetzt lediglich Duke Of Windsor ist, und seine Frau reisen kurz darauf nach Nazi-Deutschland, weil die total toll finden, was Hitler so macht. Dort werden sie auch hofiert, als wären sie König und Königin.

Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Edward statt George im Zweiten Weltkrieg König gewesen wäre. Vermutlich hätten wir dann eine ganz andere Art von vereintem Europa.

1941 – Nachdem die Nazis das Stück erst als »Führerdrama« ausschlachteten, befiehlt Hitler an diesem Tag, dass »Wilhelm Tell« von Friedrich Schiller nicht mehr aufgeführt werden darf. Da es in dem Stück um Tyrannenmord geht, fanden die Nazis wohl irgendwie unpassend. So selbstreflexiert waren sie also immerhin.

1947 - Der britische Vizekönig Mountbatten gibt den Plan zur Teilung Indiens bekannt. Damit wird es dann einen überwiegend muslimischen Staat, der sich Pakistan nennen wird, und einen überwiegend hinduistischen Staat, der Indien heißen wird, geben. Und hinterher leben alle glücklich und zufrieden als Nachbarn, weil das überhaupt keine Probleme nach sich zieht. Nee, wirklich nicht. Alles tuffig da. Über die Atomwaffen, die beide Staaten auf sich gerichtet haben, muss man sich auch keine Sorgen machen.

1957 – 28 Rekruten der Bundeswehr laufen bei Kempten durch die Iller, weil irgendwer denkt, dass es eine gute Idee ist, wenn man statt über die Brücke, die da steht, lieber durchs eiskalte Wasser watet, denn im Krieg könnte die Brücke ja weg sein oder so. 19 von ihnen werden weggeschwemmt, nur vier davon können sich noch retten. 15 Grundwehrdienstleistende finden den Tod. Da die Einführung der Bundeswehr schwer umstritten war, sagt Kanzler Adenauer: »Uh, is ja Mist jetzt. Stellt nur sicher, dass da nicht das System sondern irgendein Einzelner Schuld hat, sonst können wir das mit der Bundeswehr gleich wieder vergessen.«

Letztlich gibt man den Unteroffizieren die Schuld, sagt aber, dass die Strafe mit der Untersuchungshaft im Grunde erledigt ist.

1989 - In West-Berlin demonstrieren mehrere Tausend Menschen per Fahrzeugkorso gegen das vom Bürgermeister Walter Momper verhängte Tempolimit auf der AVUS. Statt mit Tempo 250 km/h durch die Stadt zu brettern, sind jetzt nur noch 100 km/h erlaubt. Das geht natürlich gar nicht und ist vermutlich der Untergang der Zivilisation, so wie wir sie kennen und überhaupt sind Tempolimits auf Autobahnen ja völlig schwachsinnig und die Unfälle bei hohen Geschwindigkeiten nur Propaganda und wie kann man nur, schließlich zahlen wir doch Steuern, und sollen jetzt alle nur noch Ford Fiesta fahren oder was und so laut und gefährlich ist das doch alles gar nicht.

Oder so.