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Der 21. Mai in der Geschichte

Ludwig ist faul, Otto ist Kaiser, Luther isst Jesus und Sada schleppt einen Penis mit sich rum

878 – Nach neunmonatiger Belagerung fällt die Stadt Syrakus an die Araber. Man hatte schon vorher versucht, die Stadt zu erobern, aber da dort gerade eine Pestepidemie ihr Unwesen trieb, sagte man: »Äh, wir kommen später wieder.« Erst 1038 können die Byzantiner die Stadt zurückerobern.

987 – Ludwig der Faule, König des Westfrankenreich – also praktisch Frankreichs, stirbt. Im Grunde war er gar nicht faul, sondern ist nach nur 14 Monaten Amtszeit gestorben, weswegen er politisch nicht viel bewegen konnte. Aber die Leute nannten ihn dann einfach so, weil »Ludwig der Frühinsgrasbeißer« halt nicht so über die Zunge ging.

996 – Der sechzehnjährige Otto III., Herrscher des Heiligen Römischen Reiches, wird von Papst Gregor V. zum Kaiser gekrönt, was irgendwie zu erwarten war, weil Otto ihn deswegen nämlich erst ein paar Tage zuvor zum Papst hatte machen lassen.

1536 – In Wittenberg treffen sich ein paar Theologen, die reformatorisch tätig sind, und wollen einen Disput über Auslegungsfragen zum Abendmahl ausdiskutieren. Eine Woche lang sprechen u.a. Martin Luther und Philipp Melanchthon darüber, ob Brot und Wein nur sinnbildlich Fleisch und Blut von Jesus beim Abendmahl werden, wie es der Schweizer Ulrich Zwingli denkt, oder ob sie tatsächlich Fleisch und Blut werden, wie Martin Luther meint. Man sollte annehmen, dass die Antwort offensichtlich ist, aber am Ende setzt sich Luther mit seiner Ansicht durch. Wer also beim Abendmahl Brot isst, ist buchstäblich Kannibale.

1559 – Im nordspanischen Valladolid findet ein Autodafé - also eine öffentliche Verkündung der Urteile der spanischen Inquisition – mit 200.000 Zuschauern statt. Der Andrang ist so groß, weil man 14 evangelische Christen verbrennt und 16 weiteren saftige Strafen aufbrummt. Knusprige Menschen am Spieß locken halt die Leute an.

1924 – Die zwei Studenten Nathan Leopold Junior und Richard Loeb locken den 14-jährigen Bobby Franks in ihr Auto und ermorden ihn, weil sie mal schauen wollen, ob sie nicht das perfekte Verbrechen begehen können. (Spoiler-Alarm: Nein, können sie nicht.) Um eine Entführung vorzutäuschen, schicken sie eine Lösegeldforderung an die Familie des Opfers, aber das Opfer wird bald gefunden und mit ihm die Brille, die Nathan Leopold gehörte und welche eine Spezialanfertigung war. Beide kriegen lebenslang plus 99 Jahre, aber Loeb wird im Gefängnis umgebracht und Leopold kommt nach 33 Jahren frei. Interessante Anmerkung am Rande: Simon und Garfunkel traten wenigstens einmal unter dem Namen »Leopold und Loeb« auf.

1927 - Nach 33,5 Stunden Alleinflug über den Atlantik landet Charles Lindbergh mit seiner »Spirit of St. Louis« auf dem Flughafen Le Bourget in Frankreich. Er ist der 67. Mensch, der die Atlantiküberquerung im Flugzeug vollbringt, aber er ist der Erste, dem dies allein gelingt und dabei nationalsozialistische und antisemitische Tiraden von sich geben kann.

1932 – Fünf Jahre nach Charles Lindbergh fliegt die erste Frau allein über den Atlantik.  Amelia Erhart muss allerdings wegen schlechten Wetters in der Nähe von Londonderry in Nordirland notlanden und nicht in Paris. Sie ist damit auch der erste Mensch, der den Atlantik zweimal überflogen hat und musste dabei noch nicht mal über Juden schimpfen.

1936 - Die Japanerin Sada Abe wird festgenommen, nachdem sie tagelang mit dem abgeschnittenen Penis samt Skrotum ihres Geliebten, den sie umgebracht hatte, durch Tokio gelaufen war. Auf die Frage, warum sie seine Genitalien abgetrennt habe, antwortete sie: »Weil ich nicht seinen Kopf oder Körper mit mir nehmen konnte. Ich wollte den Teil mit mir nehmen, der mir die lebhaftesten Erinnerungen brachte.«

Die Geschichte wird in den 1970er Jahren verfilmt und sorgt in Deutschland, wo der Film auf der Berlinale laufen soll, für Wirbel, weil die Staatsanwaltschaft ihn beschlagnahmt. Später wird er dann doch noch herausgebracht. »Im Reich der Sinne«, ein Film mit sehr expliziten Sexdarstellungen, bekommt dann das Prädikat »besonders wertvoll.«

1946 – Der zweite Zwischenfall mit dem sogenannten »Dämonenkern« tritt ein. Bereits im August 1945 kam es mit dem 6,2kg schweren Plutonium-Kern zu einem Unfall, weswegen der Physiker Harry K. Daghlian Jr. starb. Beim zweiten Fall versucht der kanadische Physiker Louis Slotin ein Experiment, über dessen Gefahr er sich durchaus bewusst ist. Der Versuchsaufbau wird auch »tickling the dragon’s tail« (»Den Drachem am Schwanz kitzeln«) genannt. Auch hier geht etwas schief und eine Kettenreaktion wird ausgelöst, die Slotin so verstrahlt, dass er fünf Tage später die Hufe hochreißt. In Los Alamos, dem Atomforschungszentrum in den USA, beschließt man daraufhin, dass man vielleicht solche bekloppten Experimente nicht mehr macht.

2005 – Im US-amerikanischen Freizeitpark »Six Flags Great Adventure« im Bundesstaat New Jersey, eröffnet die damals schnellste und höchste Achterbahn der Welt, »Kingda Ka«. Heute ist sie mit 139 m immer noch die höchste Achterbahn der Welt. Zum Vergleich: Die Achterbahn ist damit fast so hoch wie der Kölner Dom. Zum Teil wirken Kräfte von 4,5g auf die Mitfahrer. Anders ausgedrückt: Da kann es einem schon mal hochkommen.

2017 – Nach 146 Jahren schließt der »Ringling Bros. and Barnum & Bailey Circus« auch gerne »The Greatest Show on Earth« genannt. Das amerikanische Zirkusunternehmen, welches auf P.T. Barnum – im Grunde der Typ, der von Hugh Jackman in »The Greatest Showman« gespielt wird – zurückgeht, gibt auf, weil immer mehr Tierrechtproteste, hohe Arbeitskosten und zurückgehende Besucherzahlen es dazu zwingen. Stellt sich doch heraus, dass manche Dinge einfach nicht mehr zeitgemäß sind.