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Der 29. Dezember in der Geschichte

Eine Schädeldecke fliegt, ein Palast brennt und ein paar Massenmörder entschuldigen sich

1165 – Karl der Große wird heiliggesprochen, allerdings nur vom Kölner Erzbischof unter Billigung des Gegenpapstes Paschalis III. Der Rest der katholischen Kirche sagt: »Wat? Der? Nee.«

1170 – In Canterbury wird der ehemalige Lordkanzler von England und zu dem Zeitpunkt Erzbischof von Canterbury Thomas Becket umgebracht, weil er den Mitkönig Heinrich den Jüngeren etwas »getrollt« hatte. Er hatte kurzerhand die bei seiner Krönung zuständigen Bischöfe aus der Kirche geschmissen. Heinrich rastete daraufhin aus und beschimpfte ihn, weswegen ein paar Ritter das als Mordauftrag verstanden. Sie dringen in die Kirche ein und schlagen ihm buchstäblich die Schädeldecke ab. Das findet später der Papst so cool, dass er Becket gleich heiligspricht.

1550 – Bhuvanaikabahu VII., König von Kotte, einem Unterstaat in Sri Lanka, wird von portugiesischen Assassinen erschossen, weil er sich weigert, zum Christentum überzutreten. »Mein Volk ist buddhistisch und ich würde ja wie eine Lachplatte dastehen, wenn ich konvertieren würde«, ist seine Entschuldigung. Am Ende landet sein Enkel auf dem Thron, der Christ ist und die Portugiesen plötzlich supertoll findet.

1610 – Auf Befehl des Königs von Ungarn wird das Schloss von Elisabeth Báthory gestürmt, denn wie sich herausstellt, hat sie dauernd junge Mädchen kommen lassen, um sie dann zu Tode zu foltern. Anscheinend hat das auch das ganze Land gewusst, aber man hat nichts gemacht, denn sie war ja adelig. Erst als sie sich dann an adeligen Mädchen vergriff, meinte man, dass das ja überhaupt nicht geht. Normale Leute, okay, aber Adelige? So weit kommt’s noch! So war Elisabeth Báthory vermutlich eine der produktivsten Serienkillerinnen der Geschichte.

1837 – Der Winterpalast in St. Petersburg brennt 30 Stunden lang und somit völlig aus. Damit nicht auch die Eremitage mit der riesigen Kunstsammlung dran glauben muss, lässt der Zar das verbindende Dach einreißen. Und in den Palast schickt er Männer, die die wichtigsten Dinge herausholen, also z.B. seinen Thron, Möbel und ein paar Bilder. Am Ende ist der Großteil der Gegenstände in Sicherheit und der Palast wird wieder aufgebaut, aber 30 Leute mussten dran glauben. Na ja, Hauptsache die Möbel sind gerettet.

1890 – Weil ein paar Lakota-Indianer keine Lust haben, sich deportieren zu lassen, ballert die US-Armee nahezu den ganzen Stamm nieder und erwischt dabei auch 25 eigene Leute. Die damaligen Zeitungen und Leute trauern um die Gefallenen ... also die weißen Soldaten. Den unbewaffneten Indianern gibt man stattdessen die Schuld. Aus den Opfern die Doofen zu machen, hat schon immer gut funktioniert. Wenigstens erinnert man sich bis heute an das Massaker bei Wounded Knee.

1930 – In Allahabad hält der Gelehrte, Dichter, Philosoph Muhammad Iqbal eine Rede, in der er im Grunde sagt: »Leute, also dit mit die Inders und den Muslimen jeht gar nich. Wahrscheinlich brauchen wa da mal zwei Staaten.« Er wird somit zum geistigen Vater des späteren Pakistans, welches natürlich seit der Gründung mit Indien im Clinch liegt.

1989 – Nachdem man gesehen hat, wie die sogenannten Mauerspechte die Berliner Mauer auseinandernehmen und z.T. die Teile verkaufen, will man selber etwas vom Kuchen abhaben. Die Regierung der DDR beschließt, den Abbau der Mauer kommerziell zu nutzen, und verkauft die Teile über einen Außenhandelsbetrieb selber. 

1989 – Der tschechische Autor, Philosoph und Dissident Václav Havel wird der erste post-kommunistische Präsident der Tschechoslowakei. Und, nein, sein Name wird nicht »Waschlapp« ausgesprochen.

1992 – Der brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello tritt zurück, weil er damit hofft, dem Amtsenthebungsverfahren wegen Korruption zuvorzukommen und so ein Urteil zu verhindern. Dummerweise sagt der Senat von Brasilien »Nee, nee, macht mal weiter« zum Gericht und er wird dann doch noch verurteilt. Er darf daraufhin ein paar Jahre nicht politisch aktiv werden, wird aber 2014 wieder in den Senat gewählt. 2015 wird dann erneut eine Untersuchung gegen ihn eröffnet – wegen Korruption. Überraschend.

1996 – Die linken Guerillaorganisationen, die unter dem Kürzel URNG in Guatemala im Bürgerkrieg kämpften, schließen Frieden mit der guatemaltekischen Regierung, weil man nach 36 Jahren Bürgerkrieg irgendwie die Schnauze voll von Mord und Totschlag hat. Drei Jahre später entschuldigt sich dann US-Präsident Bill Clinton dafür, dass die USA und insbesondere die CIA einen erheblichen Anteil an den Leiden der Bevölkerung hatten, denn immerhin hatten sie die diktatorischen Machthaber militärisch und politisch unterstützt. »Wir haben dafür gesorgt, dass der ganze Mist bei euch anfing und auch wirklich lange anhält, aber Schwamm drüber, gell?«

1998 – Die Anführer der roten Khmer, die in den 1970er Jahren mehr als eine Million Menschen umgebracht haben, entschuldigen sich. »Hoppsala, da sind wohl ein bisschen die Pferde mit uns durchgegangen, wa? Na ja, nüscht für ungut!«

2003 – Mit Maria Sergina stirbt die letzte Person auf der Welt, welche die akkalasamische Sprache fließend sprechen konnte. Es gibt zwar noch zwei Personen, die die Sprache halbwegs beherrschen, aber vermutlich ist mit denen auch nicht mehr viel los. Außerdem wohnen die alle oben in Russland, in der Nähe der finnischen Grenze, wo man echt andere Sorgen hat.

2006 – Großbritannien überweist die letzte Rate eines Kredits, den es 1946 bei den US-Amerikanern und Kanada aufgenommen hat. Der Kredit war so kurz nach dem Krieg nötig, da Großbritannien faktisch bankrott war. Fast die gesamte Industrie war auf Krieg ausgerichtet, was dann in Friedenszeiten nicht viel half. Aber das sie 60 Jahre brauchen, um 10 Milliarden Dollar zurückzuzahlen, ist schon etwas bitter.