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Was nach Social Media kommt

Montagmorgen. Du liest die Blaupause, den Newsletter, mit dem du Communitys besser verstehst und erfolgreich Mitgliedschaften anbietest. Diese Woche: Was kommt nach Social-Media-Plattformen?

Hallo!

Hefte raus, HÜ! Hausaufgabenüberprüfung. Wollen doch mal sehen, ob du die vor- und vorvorletzte Blaupause aufmerksam gelesen hast.

Warum bezeichnet man Social-Media-Plattformen als Walled Gardens?

Weil sie abgeschlossene Räume sind. Zum Beispiel kannst du Tweets nur auf Twitter lesen, und um deine Instagram-Posts zu sehen, musst du zu Instagram gehen.

Warum machen die Plattformen das?

Um dich auf ihrer Plattform zu halten. Und gleichzeitig deine Daten zu sammeln. Um damit Werbung zu verkaufen.

Aber warum muss man dazu seine Nutzer:innen einsperren?

Die Plattformen haben Abermillionen von Investoren bekommen, mit dem Auftrag, dieses viele Geld nochmal zu vervielfachen, und zwar durch das Anzeigen von Werbung. Das geht nur, wenn sehr viele Leute sehr viel Zeit auf dieser Plattform verbringen, und weniger Zeit auf anderen Plattformen. Jede Plattform muss also einen großen Teil des Marktes kontrollieren, um für gigantische Investitionen gigantische Umsätze zu liefern. Der Wettbewerb um unsere Lebenszeit ist darum sehr hart. Also versuchen alle alles, um uns auf ihrer Plattform zu halten.

Warum ist das für unabhängige Medienmacher:innen ein Problem?

Selten verdienen die Leute Geld, die die Inhalte produzieren. Das verdient fast immer die Plattform allein (Ausnahme: Youtube). Um Geld zu verdienen, haben Creators Plattformen bisher genutzt, um Reichweite für Produkte im offenen Internet zu sammeln, indem sie zum Beispiel auf Ihre Webseiten mit Paywalls, Podcasts oder Newsletter mit Mitgliedschaftsangeboten verwiesen haben. Aber das machen Plattformen uns immer schwerer. Niemand klickt inzwischen mehr auf Links bei Instagram oder Tiktok. Dadurch haben wir Medienmacher:innen dort kein Geschäftsmodell mehr.

Wo kommt dann zukünftig unser Publikum her?

Gute Frage. Sollten die Suchmaschinen, wie allgemein erwartet, durch AI-Suchen uns ebenfalls weniger Traffic schicken, bleiben nur noch eigene Kanäle, wie Newsletter. Das wird nicht reichen. Unsere Distribution geht gerade kaputt.

Aber die Leute wollen es doch so!

Glaub’ ich nicht. Die Plattformen wollen das. Aber wir Nutzer:innen haben keinen Vorteil dadurch, dass wir tausend Accounts bei Facebook, X, Linkedin, Instagram, Tiktok, Threads, Bluesky, Pinterest, Substack, Youtube, Whatsapp, Signal, Discord und Steady haben. Überall sollen wir DMs beantworten, liken, sharen und kommentieren, obwohl all diese Plattformen mehr oder weniger die gleiche Funktionalität haben. Niemand will das! Wir sind es nur nicht anders gewohnt.

Was wäre denn die Alternative?

Okay, jetzt wird es interessant. Und jetzt kommt der Teil, den du nicht aus bisherigen Blaupausen kennen kannst.

Seit den Anfängen des Internets, verstärkt aber wieder seit etwa 2019, gibt es die Idee von dezentrale Protokollen – also offenen Standards – als Alternative zu Walled Gardens. Ein Beispiel für so einen Standard, der nicht zentral von einer Firma kontrolliert wird, ist das E-Mail-Protokoll (SMTP, IMAP und POP3). Auch das World Wide Web (basiert auf offenen Standards wie HTTP und HTML), und RSS (Really Simple Syndication), mit dem Blogs und Podcasts verbreitet werden, sind solche Protokolle.

Einfacher ausgedrückt?

Ein Protokoll ist sowas wie eine DIN-Norm für das Internet; ein objektiver Standard, an den sich alle halten müssen. Beispiel: Um E-Mails zu empfangen, brauchst du keine Plattform, sondern kannst dir einen Dienstleister suchen, zum Beispiel Gmail, Outlook, Web.de, oder Apps wie Apple Mail, Thunderbird und so weiter. Das Protokoll gehört also niemandem, aber alle nutzen es gleich. Nur deswegen kannst du diese Mail empfangen.

Okay, cool. Und warum gibt’s sowas nicht für Social Media?

Social Media wurde innerhalb geschlossener Systeme entwickelt. Twitter und Facebook funktionieren auch ohne Norm, denn sie kommunizieren nicht. Es gibt aber mit ActivityPub tatsächlich ist ein offenes, dezentrales Protokoll für soziale Netzwerke, das vom World Wide Web Consortium (W3C) entwickelt wurde. Es wurde am 23. Januar 2018 als offizielle Empfehlung des W3C veröffentlicht.

Ziel von ActivityPub ist es, die Interoperabilität zwischen verschiedenen Plattformen zu ermöglichen. Du könntest damit alle deine Feeds an einem Ort sehen und dort Feeds anderer Plattformen verfolgen, vorausgesetzt, sie sind ActivityPub-kompatibel. So könntest du Twitter-Accounts, Threads und Wordpress-Autor:innen auf Mastodon lesen, ohne die Oberfläche zu verlassen.

Hast du gerade Mastodon gesagt? Ich bekomme Kopfschmerzen.

Geht mir auch so! Mastodon, eine Twitter-Alternative, die mit ActivityPub kompatibel ist, ist fürchterlich kompliziert zu nutzen. Deswegen tun es so wenige. Heißt aber nicht, dass die ganze Idee zum Scheitern verurteilt ist. Es herrscht seit ein paar Monaten auf einmal eine Menge Aufregung rund ums Thema ActivityPub.

In den letzten Monaten haben mehrere große Plattformen angekündigt, sich mit ActivityPub kompatibel zu machen. Die Blogging-Plattform Tumblr (Öffnet in neuem Fenster), das Content-Discovery-Tool Flipboard (Öffnet in neuem Fenster), und Medium (Öffnet in neuem Fenster), die Plattform für längere Blogposts. Auch die Newsletter-Plattform Ghost (Öffnet in neuem Fenster) ist dabei. Besonders bemerkenswert: Metas Plattformen Instagram (Öffnet in neuem Fenster) und Threads (Öffnet in neuem Fenster) werden ActivityPub unterstützen.

Konkret: Was hätte ich als unabhängige Medienmacher:in davon?

Der Vorteil von sozialen Netzwerken für Medienmacher:innen war schon immer die Distribution ihrer Arbeit. Wenn du Inhalte auf einem beliebten Netzwerk veröffentlichst, gibt es ein eingebautes Publikum. Der praktische Vorteil von ActivityPub ist derselbe: Verbreitung deiner Arbeit an ein größeres Publikum. Und dank der offenen Technologie, auf der es basiert, wird das ActivityPub-Netzwerk dir letztlich Zugang zu einem viel, viel größeren Publikum verschaffen als jedes soziale Netzwerk.

Stell dir ein soziales Netzwerk vor, das du schon mal benutzt hast, wie Medium, Tumblr oder Wordpress. Dort können Leute Inhalte veröffentlichen, abonnieren, liken, kommentieren und mit anderen Creators interagieren. ActivityPub ermöglicht es, dieselbe Funktionalität für Plattformen wie zum Beispiel Steady aufzubauen, und gleichzeitig mit vielen anderen Plattformen kompatibel zu sein. Leute auf Flipboard können mit Leuten auf Steady interagieren, die wiederum mit Leuten auf Mastodon, Threads, WordPress, Ghost und vielen anderen interagieren könnten.

Steady ist also auch kompatibel mit ActivityPub?

Noch nicht.

Bis nächsten Montag!
👋 Sebastian

PS:

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