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Guten Tag, werte Lesende!

Es gibt ja tatsächlich Menschen, die immer noch glauben, dass es keinen großen Unterschied mache, ob nun Scholz oder Merkel regiert. Alles irgendwie Mitte. Werch ein Illtum, wie Elnst Jander einst bemerkte. 

Weil ich die Zeit der Menschen draußen im Land nicht unnötig beanspruchen möchte und außerdem von einer blöden, hartnäckigen Erkältung – nein, kein Covid, 10 Tests in 10 Tagen / gibt noch andere Erreger – befallen bin, heute mal Tempo, unter anderem mit einer Reihe heiterer Bilderrätsel. 

Als Warmup schon mal das hier: Wer wurde in dieser drögen niedersächsischen Kleinstadt unweit der herrlich weltoffenen, aufregenden Westfalenmetropole Münster am 14. Juni 1958 geboren?

Antwort: Derjenige, der eine Weile die Neujahrsansprache halten wird.

Nach Scholzens zweifellos aufwühlender Performance an Silvester 2021 wird Schumachers Woche übrigens für eine Weile ausfallen, bis mindestens März 2022. Es besteht gleichwohl kein Zusammenhang, sondern ein rein privates Bedürfnis.  "Ich habe so viel zu tun, ich komme gar nicht zum Arbeiten", soll Hugh Hefner mal gesagt haben, was mir wiederum Playboy-Herausgeber Florian Boitin verriet. Like.

So, und jetzt viel Spaß!

Ihr/Euer Hajo Schumacher

PS: Es macht zwar wenig Sinn, ein Produkt zu bewerben, das sich für den Winterschlaf einliegt , dennoch:  Für alle, die meine Arbeit unterstützen möchten und können, gibt's hier (Öffnet in neuem Fenster) die Möglichkeit. Diese Woche verlose ich unter allen Steady-Freunden ein auf Wunsch signiertes Exemplar von Kein Netz. (Öffnet in neuem Fenster)

Das erste Bilderrätsel der Woche

Wer ist das?

Richtig. Die starke Schulter von Generalmajor Carsten Breuer, Jahrgang 1964. 

Aus Interesse und ohne jede Wertung stelle ich eine These zur Debatte: Hat Angela Merkel aufgrund ihrer Sozialisierung womöglich ein anderes Verhältnis zur (NV-)Armee als der Wehrdienstverweigerer Olaf Scholz? Und wäre ihr daher niemals in den Sinn gekommen, einen Offizier auf einen zentralen, medienstarken Posten ins Kanzleramt zu heben?

Der Schüchterne der Woche

Zwei Männer glaubten unverdrossen an die Kanzlerschaft von Olaf Scholz. Olaf Scholz und Journalist Lars Laider. In Rekordzeit schrieb der Chefredakteur des Hamburger Abendblatts die Geschichte des Spröden aus Rahlstedt auf.

Von Merkel wussten wir manches, von Kohl viel, von Schröder alles. Und Olaf Scholz? Woher stammt er, was treibt ihn an, wie sieht er die Welt? Über zehn Jahre hat Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, den SPD-Mann immer wieder getroffen, mal zehn Minuten, mal fünf Stunden lang. Schon nach etwa 40 Treffen, so Haider, sei Scholz ein wenig aufgetaut. Nun legt der Journalist das erste Buch über Werte, Motive und Maximen des künftigen deutschen Regierungschef vor.

Die Prophezeiung

Schon 2018 erklärte Scholz seinen Plan: Zum Ende der Ära Merkel hin würden die Deutschen feststellen, dass ein ähnlicher Typus den Stil der Kanzlerin fortsetzen solle. Die SPD werde die Wahl mit gut 20 Prozent und ihm als Kanzlerkandidaten gewinnen. Haider: „Vielen dachten: Eher wird der HSV Deutscher Meister.“

Der Schock

Die Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg haben Scholz zugesetzt wie nichts sonst in seiner politischen Laufbahn. Am Tag danach "sah er aus wie ein Häufchen Elend", so Haider: "Das war eine Lehre fürs Leben. So etwas wird ihm nie wieder passieren."

Die Kunst des Verlierens

Am Tag nach der Niederlage um den SPD-Vorsitz kam Scholz ins Büro, Aktentasche unterm Arm, keine Spur von Zerknirschung, es gab weder Nachtreten noch Rache. Haider: „Wie Helmut Schmidt guckt er nie zurück, sondern immer nach vorn.“ Seinem gelassenen Umgang mit der Niederlage zollten die Sozialdemokraten Respekt, ein Grund, warum die Partei ihn später zum Kanzlerkandidaten kürte.

Der Spröde

„Scholz ist ein zutiefst schüchterner, sehr zurückhaltender Mensch“, weiß Haider. Oft mussten ihn Mitarbeiter schieben, damit er auf Menschen zugeht. Scholz betrachtet Distanz als Teil seiner Amtsführung. Er ist überzeugt, dass Gefühle in seinen Ämtern nichts zu suchen haben. Scholz: „Die Menschen wollen keinen Zirkusdirektor.“

Scholz und Hobbys

Scholz erklärt Haider mal, dass er keine Hobbys brauche zum Runterkommen, weil er gar nicht erst hochfahre. Als seine Frau ihn drängte, begann  er widerwillig mit dem Joggen, das ihm heute Freude bereitet.

Scholz und die Frauen

Wer den künftigen Kanzler auf die Palme bringen will, sollte von „First Lady“ sprechen oder „seiner Frau“. Scholz nennt seine Partnerin und wichtigste Beraterin konsequent „Britta Ernst“. Traumatisch für beide: Als Scholz Erster Bürgermeister in Hamburg wurde, konnte die ausgewiesene Bildungsexpertin Ernst nicht Senatorin werden. Haiders Prognose: „Scholz wird mehr für die Frauen tun als Angela Merkel.“

Größte Schwäche, schärfste Waffe

„Er weiß immer alles besser“, sagt Haider, „leider stimmt es meistens.“ Scholzens Waffe ist seine Höflichkeit: Haider: „Das irritiert manche zutiefst.“

Erste Amtshandlungen

Olaf Scholz fände es ungehörig, der Merkel-Regierung in die letzten Tage zu grätschen. Gleich nach seiner Wahl aber wird der neue Kanzler sich als Krisenmanager beweisen, glaubt Haider, und etwa eine allgemeine Impfpflicht verfügen. „Wir werden uns alle wundern. Und Christian Lindner wird sich noch umgucken.“

Wille

Scholz ist seit jeher vom Willen beseelt, Kanzler zu werden. „Er will, er wollte es seit Jahren. Keiner will es so wie er“, so Haider, „und er ist bereit, sein ganzes Leben der Politik zu unterwerfen.“ Scholzens Disziplin ist an seiner Drahtigkeit abzulesen.

Familie

Olaf Scholz wuchs als ältester von drei Brüdern im eher unspektakulären Hamburger Vorort Rahlstedt auf. Seine Eltern arbeiteten in der Textilbranche. Olaf war der erste seiner Familie, der das Abitur machte. Den sozialen Aufstieg habe er der SPD zu verdanken, glaubte Scholz und wurde mit 17 Jahren Juso. Seine Brüder sind ebenfalls in Führungsfunktionen, als Klinikchef und Geschäftsführer einer IT-Firma.

Lars Haider: „Olaf Scholz. Der Weg zur Macht. Ein Porträt.“ 200 Seiten. Klartext-Verlag, Essen, 20 Euro.

Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Morgenpost

Und für alle, die was Kluges und Unterhaltssmes auf die Ohren wollen - zufällig haben wir im Mutmach-Podcast mit Lars Haider über den Neuen geplaudert. Und erfahren, warum Scholz der "größte Feminist über 60 in der deutschen Politik ist". 

Wie stellt Olaf Scholz seine Frau vor? (Öffnet in neuem Fenster)

Das zweite Bilderrätsel der Woche

Was ist das? (Achtung, es ist ein kleines Täuschungsmanöver im Spiel)

Also, erstmal drehen, um 90 Grad, idelaerweise nach links, sonst stünde die Unterschrift von Olaf Scholz ja auf dem Kopf. 

Und auch hier eine völlig wertfreie Frage: Wie lange mag es dauern, bis KollegInnen auf die noch nie dagewesene Idee kommen, eine graphologische Fachkraft zu befragen, was sich aus dieser Alltagskalligraphie an Charakterzügen herauslesen lässt außer jenem, dass der Urheber keinen Bock hat, Lebenszeit mit Schnörkeln zu vertrödeln?

Die Fast-Ministerin der Woche

Ich weiß, ich bin nicht der Erste, der sie entdeckt. Auch andere verehren sie für ihre Begründung einer Cannabis-Freigabe ( "Die halbe Junge Union will kiffen") oder ihren Wirkungstreffer gegen Markus Lanz ("Sie unterbrechen wirklich immer, machen Sie das zu Hause auch bei Ihrer Frau?"). Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist die Woman-Pride-Show im Klub der liberalen Manspreader.

Bei uns im Mutmach-Podcast spricht die Fast-Ministerin über die Kunst des Ameisen-Tätowierens, ihren "Lieblingskollegen Kevin Kühnert", über ihre Gemeinsamkeiten mit Karl Lauterbach und die auffallende Häufung von Doppel-, Drei- und Vierfachnamen in ihrer Partei. 

Weihnachtswunsch: Frau Strack-Zimmermann wird Fraktionschefin der FDP. Effektiver lässt sich das Interesse an Bundestagsdebatten nicht steigern.

Bonanza-Kunde mit MAStraZi: Hoss und Habeck, Little Joe und Lindner (Öffnet in neuem Fenster)

Das dritte Bilderräsel der Woche 

Wer ist die junge Dame?

Klar, unsere, äh Eure, also Nina. Und Ehrensache, dass beim Großen Zapfenstreich zum Abschied von Angela Merkel ihr Ostzonenohrwurm (Sorry, nur wegen des schönen Wortes) von einem gutgelaunten Bundeswehr-Orchester intoniert wurde. Damals im Video hieß die Band übrigens "Autobahn". 

https://www.youtube.com/watch?v=BeXHWIJJ0a8 (Öffnet in neuem Fenster)

Auch hier Gethese, gleich dreifach.

1. Wer den Parallelengag "Autobahn/Autokanzlerin" macht, wählt auch Sahra Wagenknecht.

2. Die deutsche Einheit ist erst vollzogen, wenn auf allen Partys im Land "99 Luftballons" und "Du hast den Farbfilm vergessen" mit identischer Begeisterung und Textsicherheit und ohne irgendeine regionale Zuordnung mitgesungen werden.

3. Der Doppelauftritt der Bundeswehr (Kanzleramt/Zapfenstreich) in dieser Woche bedeutet ein Stück Extremismusvorsorge, weil Ansehen und Selbstbewusstsein der Truppe auf gesamtgesellschaftlichem Terrain gefördert wurden.

Das F-Wort der Woche

Führen ist wie Diät – wenn's leicht ginge, würde nicht jede Woche ein neues Buch darüber erscheinen. 

Zweimal hat Michael Rudolph den Ruhestand herausgezögert, obgleich die Politik ihn loswerden wollte. Jetzt geht er endgültig. Es gehört zu den Absurditäten unseres dauererregten Daseins, dass Rudolph den Titel “härtester Schulleiter Deutschlands“ trug. Dabei hat der Mann nur seinen Job erledigt. Mit Ruhe und Konsequenz, Mut und Klarheit, Autorität und Empathie, Ansagen und Delegieren hat er eine Berliner Brennpunktschule zur gefragten Lehranstalt gemacht. Seine Geheimnis: Mut zur Führung, ein Begriff, der hierzulande dummerweise historisch fehlgeladen ist.

Führung ist Kunst, also eine Mischung aus Gelerntem, Erfahrenem und Intuition. Führungskünstler zaubern virtuos die passenden Werkzeuge hervor, wenn scheinbar gordische Knoten zu entwirren sind. Hakt es beim Verteilen von Impfstoff, könnte man zum Beispiel einen Logistikexperten einsetzen, der sich nicht mit Verwaltung und Politkleinklein herumärgert, sondern zackig durchgreifen kann, weil Militär nun mal pandemiefreundlich organisiert ist. Genau, Generalmajor Breuer. Das mag zarte Seelen verletzen, was im Notfall aber von nachrangiger Priorität ist.

Ist es dagegen gute Führung, in einer Krise das Schicksal des Landes von sechzehn bisweilen egomanischen Herrschaften abhängig zu machen? Stärkt es Autorität, an Ostern zu Kreuze zu kriechen? Ermutigt falsches Führen womöglich erst den Widerstand von Hierarchieversessenen, die zu Brüllaffen mutieren sobald sie Mangel an Autorität riechen?

Mutiges Führen wäre auch, Werkzeug zu nutzen, das allerlei Würdenträger seit eineinhalb Jahren für untauglich erklären. Diese Woche ist tatsächlich ein kleines Wunder geschehen. Nein, es regnete keine rote Rosen. Aber eine vermeintlich nicht durchsetzbare Impfpflicht war plötzlich da.

Olaf Scholz wird mit Angela Merkel verglichen. In Sachen Gemütsruhe mag der Vergleich stimmen. In Sachen Führungskraft dagegen nicht. Die eine ist verbraucht, die andere frisch.

Und Herr Rudolph? Der ist noch gut dabei. Sucht Berlin nicht einen Schulsenator?

Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Morgenpost

Das letzte Bilderrätsel der Woche

Wo ist das? Und von wem?

Klar, Walter. Alte Berliner Schokoladenmanufaktur. Kennt doch jeder. Caroline Thiedig hat sich einen Menschheitstraum erfüllt, die Produktionsstraße in Berlin-Steglitz erworben und macht jetzt in Konfekt. Und Nuss. Und Bruch. Am besten ist diese Maschine, mit der man in einem Rutsch Trüffel füllen kann. Falls sich jemand fragt, was ich im ersten Quartal 2022 so vorhabe... Richtig: neue Highend-Schoko-Produkte ausdenken. Caroline hat schon mal die Verpackung moder- und berlinisiert. "Marzahnipan" ist schon ganz gut, oder?

https://www.walter-confiserie.de/ (Öffnet in neuem Fenster)

Und jetzt warten wir mal ab, welche Ausreden uns der neue Kanzler liefert, warum wir auf gar keinen Fall vor die Tür können, um unsere Corona-Wampe abzutrainieren. 

PS: Spaß an Schumachers Woche?  Für alle, die meine Arbeit unterstützen möchten und können, gibt's hier (Öffnet in neuem Fenster) die Möglichkeit. Diese Woche verlose ich unter allen Steady-Freunden ein auf Wunsch signiertes Exemplar von Kein Netz. (Öffnet in neuem Fenster)

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