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Guten Tag, werte Lesende!

Sie müssen jetzt ganz tapfer sein: Ich werde die kommenden drei Monate nicht senden, fast nirgendwo. Kein Radio, kein TV, kein Twitter, kein Podcast, auch kein Newsletter. Bleiben wird nur meine kleine wöchentliche Kolumne für die geschätzten Funke-Blätter. 

Warum Pause? Weil ich noch so viel vorhabe. Weil ich Altersteilzeit einüben möchte, die auf Tages- oder Wochenbasis nicht funktioniert. Vor allem aber, weil ich meinen Chefdämonen Pflicht und Eitel in ihr furchterregendes Maul schauen möchte. Wie fühlt sich das an, scheinbare Pflichten zu ignorieren? Gibt es ein Leben ohne tägliche öffentliche Bestätigung? Was reduzierte Aufmerksamkeit bei älteren Journalisten anrichtet, die einstmals in Führungspositionen dienten, können wir täglich überall im Land beobachten, von Focus bis bild.tv. Ist doch tragisch, wenn die Antwort auf alle Fragen "Friedrich Merz" lautet oder Einfältigeres. Nicht mein Verein.

Also: Ich bin dann mal weg, komme aber aller Voraussicht nach im März wieder.

Bis dahin Love, Peace, Hapiness und natürlich
viel Spaß!

PS: Spaß an Schumachers Woche?  Für alle, die meine Arbeit unterstützen möchten und können, gibt's hier (Öffnet in neuem Fenster) die Möglichkeit. Diese Woche verlose ich unter allen Steady-Freunden ein auf Wunsch signiertes Exemplar von Kein Netz. (Öffnet in neuem Fenster)

PSPS: In der Zwischenzeit auflaufende Mitgliederbeiträge (insgesamt ca 500 Euro) werden vollumfänglich gespendet, siehe Punkt 1)

Engel der Woche

Andreas Tölke war auch mal Journalist, Kultur, Lifestyle und derlei, bis er vor sechs Jahren eine Erleuchtung hatte und seine durchdesignte Single-Wohnung fortan für Geflüchtete öffnete. Über 400 alleinreisende junge Männer haben bei ihm genächtigt und sich aufgeladen für den Sprung ins hoffnungsbefrachte, brutale Deutschland. 

Lieblingsgeschichte: Tölke fährt U-Bahn. Ein junger Mann stürmt auf ihn zu: "Hallo Andreas, ich bin's, Ali. Ich habe bei Dir gewohnt. Weißt Du noch?" Tölke: "Ali, Ali, keine Ahnung. Ich habe 54 Alis im Handy-Speicher."

Das von Tölke und Geflüchteten betriebene Restaurant "Kreuzberger Himmel" kämpft sich tapfer durch die Pandemie, aber kämpft halt. Meine gesamte Steady-Stütze von Januar bis März 2022 geht an Tölkes Verein. 

https://beanangel.direct/ (Öffnet in neuem Fenster)

Ach, sagte ich schon, dass Andreas Tölke für sein Engagement just das Bundesverdienstkreuz bekam, übrigens mit einer Gebrauchsanweisung, wie man den Orden zu tragen hat. Spoiler: An der Badehose, so wie Seepferdchen, ist verboten. Noch mehr Schnurren aus dem Schloss Bellevue, eine bislang ungehaltene Laudatio und zwei teilbewegte Männer hören wir hier:

Wir. Der Mutmach-Podcast der Berliner Morgenpost (Öffnet in neuem Fenster)

Bernd der Woche

Neulich bekam ich interessante Weihnachtspost. Kein Absender auf dem mittelteuren Umschlag, dafür eine herzwärmende Wohltätigkeitskarte mit Kinderzeichnung und eingedrucktem Standardtext. Darunter handschriftlich ein Name, offenbar von einem vielbeschäftigten Menschen in großer Eile auf die Pappe gekrakelt. Will man solche halbherzigen Grüße überhaupt? Kommt drauf an, von wem. Der erste Buchstabe sah nach einem „M“ aus. Martin? Maria? Merkel? Könnte aber auch ein lockeres „B“ sein. Beckenbauer war es nicht, aber vielleicht Barbara oder Bernd. Welcher Bernd? Ich kenne kaum welche, aber die sind sehr nett. Ich verspüre Bernd-Mangel. Vielleicht handelte es sich auch um ein unter Sherry-Einfluss missratenes „L“. Lukaschenko ist es nicht. Lothar Wieler? Hat dieses Jahr verständlicherweise wieder keine Zeit für Weihnachtskarten. Larissa? Hasst mich. Ich kenne auch kaum Menschen mit L. Lustig.

Der Auftakthieroglyphe folgte ein munterer Liniensalat, etwa drei bis sieben Buchstaben. Ich konsultiere mein Adressbuch. Die Suchfunktion „Wahrscheinlich M, B oder L plus drei bis sieben Buchstaben“ muss noch erfunden werden. Spontane Startup-Idee:  Weihnachtskartenabsenderidentifizierungs-App. Elon Musk, investieren Sie! Die Google-Bildersuche bietet mir ein vietnamesisches Kunstwerk aus Draht als wahrscheinlichsten Treffer.

Rundfrage in der Familie: Wer kennt diese Unterschrift? Welcher Bernd? Keine Antwort. Gut so. Dann kann ich mir eine Person ausdenken. Auch ökologisch ein Knaller: Eine Universalkarte mit unleserlicher Signatur für jeden, man denkt sich seine Wunschabsender und schon werden Tonnen Altpapier vermieden, Lieferwagenketten verhindert, Delfinbabies gerettet.

Von wem hätte ich gern eine Weihnachtskarte? Michelle Obama vielleicht. Joshua Kimmich, der hat ja Zeit gerade. Simone, meiner ersten großen Liebe. Am liebsten von einer Person, die keine Rückkarte erwartet. Ich bekomme gern Weihnachtskarten, schreibe aber ungern welche. Meine Unterschrift ist lausig.

 Mit freundlicher Genehmigung der Berliner Morgenpost

Tweet der Woche

Meyer der Woche

Zuschriften von Lesenden bedeuten oft Ärger oder Last. Und manchmal sind sie einfach wundervoll, so wie diese drei schnellen Seiten aus dem "Buch des Lebens" von Volker Meyer, die 50 Jahre zusammenbinden: die Hunte, Vegesack, der Borgward. Zauberhaft die Liebeserklärung an seine Frau Renate.

Bhagwan der Woche

Zu den Höhepunkten meines Lebens gehörte ein Besuch vor 35 Jahren im Ashram in Poona, wo Bhagwan, später als Osho bekannt, seine ersten und letzten Jahre als spiritueller Führer verbrachte. Ich war Student, er Guru, ich war junger Journalist, er zuverlässiger Lieferant von Schlagzeilen. Ich finde Osho und seine Lehren bis heute spannend, allemal herausfordernder als das Gequatsche irgendwelcher Querknallköpfe und durchaus konkurrenzfähig für christliche Sinnanbieter. Meine Bibel war das Buch "Ganz entspannt im Hier und Jetzt" vom Stern-Reporter Jörg Andres Elten, der über Bhagwans Jünger schreiben wollte, um dann sofort einer von ihnen zu werden und in Poona zu bleiben. In unserem Mutmach-Podcast interviewen wir jedes Jahr eine/n HörerIn. Dieses Jahr ist Wolfgang dran, der Rentner ist und Sannyasin, also ein Bhagwan-Schüler von damals. Wir erinnern uns gemeinsam ein wenig an Poona in Franken, an "Zorba the Buddha", die hammergeilen Bhagwan-Diskotheken in Köln, Berlin, Hamburg und anderswo und all das, wovon die Welt heute vielleicht wieder ein gutes Stück vertragen könnte. Folge 355 ist am 28. Dezember öffentlich und zwar hier (Öffnet in neuem Fenster).

LateNight des Jahres

Wo wir gerade nostalgisch sind: Volker Seehof und Thomas Neef haben in der Pandemie ein wenig rumgebrütet und innerhalb kürzester Zeit mit unglaublich viel Energie und Mut, mit Kerstin und TBC, mit Bier und mir sowie einer sympahisch hohen Dosis Irrsinn eine kleine Latenightshow auf die Beine gestellt: "DocLateNight"im Überquell unweit der Hamburger Hafenstraße. Nein, unsere zwei Piloten schaffen vielleicht keinen Grimme-Preis, aber zeigen, was Enthusiasmus alles kann. Danke, Volker, Thomas, Kerstin, TBC – ich hatte irre viel Spaß. Und weiß jetzt, was es mit der legendären Jürgen-Schröder-Gitarre auf sich hat.

https://youtu.be/GK-S35bhTXw (Öffnet in neuem Fenster)

DocLateNight Folge 1 (auch mit Sex) (Öffnet in neuem Fenster)

BrostCast der Woche

Ob die Kollegen Micky Beisenherz und Hatice Akyün, Fußballschiedsrichter Wolfram Eilenberger, die Verlegerin Julia Becker, der Bauernsohn Bischof Overbeck, die Verfassungspatriotin Britta Zur, das Chemie-Brain Felix Müller, die Struktursprengerin Christiane Auffermann, der Ruhruferbewohner Bodo Hombach oder die BVB-Motorin Svenja Schlenker – mit all diesen tollen, klugen, lustigen, nachdenklichen Köpfen und Stimmen habe ich für den BrostCast ausgiebig über Perspektiven des Ruhrgebiets gesprochen. Kommt ab sofort alle zwei Wochen hier: Der BrostCast (Pflichtprogramm) (Öffnet in neuem Fenster).

Psst, Geheimtipp: Bitte abonnieren. Kost nichts, freut mich aber ungemein. 

So, jetzt ist aber wirklich Schluss für die kommenden drei Monate. Bis März 2022.

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