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Guten Tag, werte Lesende!

Alles tut weh. Bauch. Rücken. Arme. Beine. Alles. Das ist kein Muskelkater mehr, sondern ein Muskelleopard. Seit zehn Tagen gehe ich wieder zum Kickboxen. Ich will zu meinem 80. Geburtstag den epic split von Jean-Claude von Damme hinkriegen. Die Trainer, Murat und Bujar, sind wirklich nette Kerle, gleichwohl werde ich den Verdacht nicht los, dass sie mich, wenn auch lächelnd, für 50 Jahre mäßiger Einwanderungspolitik bestrafen, mit Bauchmuskelfolter, Perma-Planking und Liegestützen bis an die Reiergrenze. Die gute Nachricht: Es scheinen Muskelreste verblieben zu sein nach sieben Monaten im Maulwurfsbau. Die schlechte: nicht mehr viele. Egal. Ich gehe ohnehin nur zum Kickboxen, weil das gefährlicher klingt als Golfen oder Walken. Ein Sport mit Sozialprestige.

Womit wir bei Armin Laschet wären. Wieviel Sozialprestige wird dieser Mann am Sonntag gegen 18.30 Uhr genießen? Gewinnt Rainer Haseloff die Wahl in Sachsen-Anhalt, dann dürfen wir uns auf Kanzler Laschet freuen. Er wird vermutlich kein toller Kanzler, aber für Unterhaltung ist gesorgt. Nach Lektüre von "Der Machtmenschliche", der Laschet-Biografie von Tobias Blasius/Moritz Küpper, bin ich sicher, dass wir eine Art Polit-Messi als Regierungschef bekommen, aber nicht die Fußball-Variante, sondern einen fröhlichen Chaoten, der sich selbst am meisten wundert, das er soweit kommen konnte. Laschet ist Mann, West, katholisch und jovial, also das komplette Gegenteil von Angela Merkel. Ein Stratege ist er nicht. Ob Judoka Putin Respekt vor Laschet hat? Wird höchste Zeit, dass der kommende Kanzler mit dem Kickboxen anfängt.

Viel Spaß und ein Wochenende mit zärtlich zwickenden Muskelkatern wünscht
Hajo Schumacher

Bujar (Mitte), Murat (rechts), Opfer (links).

Talk der Woche

Ja, ich war bei Markus Lanz. Aber der wahre Talk fand danach im Kleinbus von Jens statt, der mich durch die Nacht von Hamburg nach Berlin bringen sollte. Spontan stieg Diana Kinnert dazu, die auch in der Sendung war und in die Hauptstadt wollte. Die Frau ist Anfang 30, in der CDU und so lässigklug wie ich in dem Alter gern gewesen wäre. Wir sind uns nie zuvor begegnet, aber haben zwei Stunden lang fröhlich gequatscht, über Armin Laschet, über Stripperinnen und über sympathische Liberale. Gute Frau (die mit Hut).

Fund der Woche

Bei meiner Lieblingsbeschäftigung, dem sinn- und ziellosen Räumen, fiel mir mal wieder ein spannendes Buch in die Hand, aus dem Jahr 1997, mit Widmung. Sie kam von Professor Thomas Meyer, den ich damals für seine hellsichtigen Aufsätze zur Inszenierung von Politik schätzte. Vor 24 Jahren hat er das Buch "Identitätswahn" verfasst, Untertitel: "Die Politisierung des kulturellen Unterschieds". Klingt brandaktuell. Wochenende gerettet.

PS: Der Fleck da Mitte links, das war ich nicht.

Die wilde Party der Woche

Beim Kommentatorentalk von Radioeins habe ich mich mit dem wunderbaren Musik-Philosophen Jens Balzer ausgemacht, dass wir so bald wie möglich drei Tage am Stück im Berghain zubringen. Da fiel mir ein, dass ich mich vor etwa zwei Jahren schon mit dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer fürs Berghain verabredet hatte. Heißa, es geht wieder los. Passt mein Hasenkostüm noch? Ich bin schon ganz aufgeregt.

Klaus Lederer ist übrigens wie Diana Kinnert - ein politisches Wesen, das nicht komplett ins darstellende Spiel abgeglitten ist. Daher fand ich unseren Podcast sehr gelungen, wo wir über Spandaus Reize reden, über Saxofon und Sahra Wagenknecht, Bob Dylan, Wolfgang Schäuble und Aljoscha Rompe, vor allem aber darüber, wie Klaus Lederer fast mal bei Rammstein gelandet wäre.

Klaus Lederer: Angela Merkel und das Berghain (Öffnet in neuem Fenster)

Der Tweet der Woche

https://twitter.com/hajoschumacher/status/1400346724317765632 (Öffnet in neuem Fenster)

Das Schnackseln der Woche

So, genug geplaudert. Nun zu den harten Themen. Sex zum Beipsiel, und alles was damit zusammenhängt. Ich sage mal: Wer schnackseln will, sollte nicht nur kurzfristig freundlich sein, sondern langfristig solidarisch. Ja, wir reden von Männern. Als Westfale bin ich nicht gerade das, was man empfindsam nennen würde oder avantgardistisch. Ich  brauchte eine heftige Ehekrise, eine midlife crisis und ein ganzes Rudel kluger Menschen wie Malu Dreyer, die mir mit viel Geduld nahe gebracht haben, dass wir in Deutschland mit der Gleichstellung nach wie vor ein Problem haben. Ich dachte ernsthaft viele Jahre lang, die Sache sei mit Alice Schwarzer irgendwie geritzt. Stimmt nicht. Warum ich finde, dass auch Männer sich gegen den  blödsinnigen Strafrechtsparagraphen 219a stellen sollten.

Radio Eins (Öffnet in neuem Fenster)

Die Prämie der Woche

Zwischen der Aufregung über Impfdrängler und der Panik vor Impfmuffeln liegen nur wenige Wochen. Schon bald werden wir über Piekser-Prämien sprechen. Und ich Idiot habe mich einfach so impfen lassen.

Ümpf ist Trümpf

Warum habe ich mich eigentlich umsonst impfen lassen? In Ohio holte Abbigail Bugenske in der Impflotterie eine Million Dollar ab, der Schüler Joseph Costello gewann ein Uni-Stipendium. In Ohio klafft die Impflücke besonders weit; nicht mal 50 Prozent sind geimpft. Der Gemeinschaftschutz aber, bei Tieren als Herdenimmunität bekannt, braucht stramme 80 Prozent. Impfgegner wird man kaum bewegen können, aber es gibt ja noch Impftrödler, Impfverpeilte, Impfschwänzer oder Impfnoranten, an denen Corona schlicht vorbeigegangen ist. In den USA motivieren Lotterien oder auch die bevorzugte Vermittlung von Paarungswilligen auf Dating-Apps. Impf ist Trimpf.

Weil auch die Impflücke nicht überraschend kommt, braucht Deutschland dringend eine Piekserprämiendebatte. Freibier und Lotterie gehen immer; einfach ist es auch bei Skat-Spielern, die freuen sich über jeden Stich. Junge Männer ließen sich mit einer Stunde Rasen ohne Tempolimit auf einem eigens freigesperrten Autobahnabschnitt locken; junge Frauen mit einer Erwähnung durch ihre liebste Influencerin. Geht natürlich auch umgekehrt. Grüne bekommen ein Bund Radieschen, Rechte den Aufkleber „Impf-Pimpf“, pro Parlament wird ein Doktor-Titel verlost. Jüngere erhalten Datenvolumen, wahlweise darf eine Klassenarbeit geschwänzt werden – Mathe gegen Moderna, Bio gegen Biontech. Und wer Astra nimmt, wird lebenslänglich vom Bodenturnen befreit. Tatort-Fans wären mit einem Impftermin bei Professor Börne zu ködern, der dazu einen #allepieksmachen-Sketch aufführt, diesmal witzig. RTL lobt einen Freiplatz fürs Dschungelcamp aus.

Für Profis, die auch auf dem Rummel Los-Serien sammeln, gibt es die Chance, nicht ausgezahlte Novemberhilfen, staatliche Zuschüsse fürs E-Auto, Cum/Ex-Erträge und Impfprämie kunstvoll für ein Reihenhaus zu kombinieren. Die Baugenehmigung wird von Eigenheim-Skeptiker Anton Hofreiter persönlich signiert. Und notorische Impfmuffel? Dier müssen an der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz teilnehmen.

M (Öffnet in neuem Fenster)it freundlicher Genehmigung der Berliner Morgenpost (Öffnet in neuem Fenster)

Das Foto der Woche

Sind natürlich wieder mehr geworden, weil ich mich nicht entscheiden kann. Wir haben: meinen neuen Sattel (Alcantara, Muskelleopardenmaserung), ein Knopf auf der BUGA in Erfurt (echt) und der Seifenblasen-Freak auf einer Wiese kurz vor Spandau.

Mehr Wochenend-Feeling geht nicht, oder?

Herzlich,     
Hajo Schumacher

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