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Kurze Krise.

Über den Kreislauf meiner (kreativen) Phasen und warum ich auch für die kleinen und großen Krisen dankbar bin.

Vor genau einer Woche stand ich vor dem großen Problem, dir nichts erzählen zu haben, weil alles zu glattlief. Nun, ich kann uns beruhigen: In diesem Moment bahne ich mir den Weg aus einer mittelschweren Schreibkrise! „Wo kam die denn auf einmal her?“, möchte ich fragen und kenne die Antwort bereits. Man könnte sagen, die letzten Wochen genoss ich noch die Ruhe vor dem Sturm, doch im Grunde ist einfach nur ein ganz natürlicher Kreislauf am Werk. Und genau dieser Gedanke, genauer das Wissen um diese Tatsache, tragen mich relativ sanft durch diese Phase der Zweifel. Die Gewissheit, dass es wieder anders wird und Gespräche mit Menschen, die ganz genau wissen, wovon ich hier rede. Diese beiden Dinge halten mich davon ab, die Lage zu zergrübeln. Vielleicht erinnerst du dich daran, dass ich erneut an einem Literaturwettbewerb teilnehmen möchte, dem „Thalia Storyteller Award“. Mein erstes Buch, der Kurzgeschichtenband „Großstadtgut“ entstand letztes Jahr im Rahmen des „Young Storyteller Awards“ und schaffte es nicht einmal unter die Top 100, in dieser Hinsicht war das also kein großer Erfolg. Doch für mich war es die erste Teilnahme an einem Wettbewerb überhaupt und ich bin mittlerweile sehr stolz auf mein Debüt, das sich tatsächlich bereits einige Male verkauft hat (unabhängig von den Bestellungen von Freund:innen und Familie). Falls du dir ein Bild von meinem Schreiben außerhalb des Blogs machen möchtest, folge gerne diesem Link:

Trotz dieses Nicht-Erfolgs, was die Platzierung im letzten Jahr anging, habe ich Gefallen daran gefunden meine kreative Arbeit auf diesem Wege zu zeigen und vor allem auch ganz offiziell mein eigenes Buch zu veröffentlichen. Außerdem möchte ich mich nicht vom ersten Misserfolg, der ja eigentlich auch gar keiner war, entmutigen lassen und jede Chance nutzen, meine Werke einem breiten Publikum vorzustellen. Vom aktuellen Wettbewerb erfuhr ich etwas spät über Instagram und ehrlicherweise schob ich diesen auch sehr lange vor mir her, obwohl ich schon eine Idee hatte, welche Geschichte ich diesmal einreichen möchte. Eventuell fühlte ich mich deshalb auch so sicher, denn ich hatte schließlich bereits einen Plan: Ich wollte meinen ersten fiktionalen Kurzroman einreichen! Wie sehr ich dabei meine innere Grübelgabi unterschätzt habe, merke ich jetzt, eine Woche vor Einsendeschluss. Locker hätte ich einen weiteren Kurzgeschichtenband mit unterhaltsamen Stories aus meinem Leben in Berlin aus dem Ärmel schütteln können, garniert mit dem ein oder anderen Datingerlebnis und reichlich Herzschmerz. Doch es ist mir zu wichtig, mich weiterzuentwickeln, auszuprobieren und zu sehen, wie gut ich darin bin, Geschichten zu erzählen, die ich nicht einfach nur sorgfältig beobachtet und geschickt aufgeschrieben habe. Nein, ich möchte wissen, ob ich sie wirklich beherrsche, die Magie des Geschichtenerzählens. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich in dieser Kunst zu üben und mir die Erlaubnis zu geben zu scheitern. Zunächst lief es gut, ich war optimistisch, überzeugt von meiner Idee und habe den Löwenanteil bereits geschrieben. Und nun kurz vor der Zielgeraden kommen sie hervor, die Gedanken und Ängste, die niemand haben will. Ich lese meine fertigen Kapitel, verändere sie immer wieder und hoffe einfach, dass sich niemand denkt: „Was hat sie sich denn dabei gedacht?“ Immer wieder wird die Frage laut, ob es zu abgedreht oder nicht originell genug ist, was ich schreibe. Die Angst, dass die Lesenden nicht verstehen, was ich mit meiner Geschichte sagen möchte und niemand außer mir den Zusammenhang findet. Plötzlich sehe ich nur noch Worte, die einzeln vielleicht ganz gut aussehen, aber in meiner Aneinanderreihung keinen Sinn ergeben.

An dieser Stelle mache ich trotz Zeitdruck einen Schritt zurück. Ich lektorierte in der Zwischenzeit das Manuskript einer anderen Autorin, schreibe meinen Blog, gehe spazieren und spreche über meine Unsicherheiten. Und dieser Punkt ist wohl einer der wichtigsten: Ich offenbare meine Zweifel und gebe ihnen in diesem Moment Raum. Sie werden gesehen, gefühlt und dann verabschiedet. Einfach so. Und nun geht es weiter. Während meine schriftstellerischen Krisen noch vor wenigen Monaten locker mehrere Wochen in Anspruch nahmen, bevor ich mich überhaupt wieder an Stift und Papier wagte, ist die Sache heute nach zwei Tagen vom Tisch.

Auch wenn der Ausdruck „schriftstellerische Krise“ etwas anderes vermuten lässt, genieße ich diese Phase. Das Gefühl sich selbst aus einem kreativen Tief zu holen und den eigenen Mut wieder neu zu entdecken, ist wie einen alten Freund wiederzusehen, den man schmerzlich vermisst hat. Mit dieser Begegnung gewinne ich immer wieder eine neue Perspektive auf mein ganzes Tun und vor allem Vertrauen in mich selbst. Außerdem wäre es wohl auch mehr als langweilig, wenn immer alles gut läuft, oder? Wie wir im letzten Beitrag gesehen haben, birgt auch das seine Herausforderungen und selbst wenn alles gut ist, ist nicht alles gut.

Was ich endlich verstanden habe und sicher ab und an wieder vergessen werde, ist, dass es viel einfacher ist, die schwierigen Phasen genauso zu leben wie die, in denen alles ganz easy läuft, als zu versuchen sie auszuschließen. Das ist alles, was sie wollen: Raum. Für mich ist es hilfreich, das Ganze mit den verschiedenen Mondphasen zu vergleichen, die ich ja auch völlig selbstverständlich akzeptiere und bestmöglich für mich zu nutzen versuche. Vielleicht kannst du ja beim nächsten Anflug von Zweifel und Grübelei versuchen, sie einfach mal ihr Ding machen zu lassen und ihnen ein gedankliches Willkommensschild zu basteln - und dann sehen, wie schnell sie sich diesmal freundlich verabschieden.

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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