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Schreibimpuls: W-Fragen

Liebe:r Schreibheld:in,

in meinem letzten Blogbeitrag „Warum schreibst du?“ habe ich dir einen neuen Schreibimpuls versprochen und hier sind wir nun! Bist du bereit für ein Date mit deinem Schreiben? Ich bin es definitiv! Nach ein paar eher schreibarmen Wochen bin ich heute voller Energie und kann kaum so schnell tippen, wie die Worte aus mir herauspurzeln möchten - ist es nicht herrlich, was so eine kleine Pause bewirken kann? Das ist also erst einmal dein Zeichen, dass du dir gar keinen Druck machen solltest, wenn es mal eine Weile nicht so richtig fließen will: Erlaube dir auch mal ein wenig Schreibfaulheit, das tut ab und an sehr gut.

Mit diesem Impuls können wir vielleicht ein wenig nachhelfen, wenn es schon länger nicht mehr in den Fingern juckt, denn es dreht sich alles rund um unsere Gefühle zum Schreiben. Wir machen eine kleine Analyse und nutzen dafür die ganz klassischen W-Fragen, die auch im Journalismus Anwendung finden. Für diesen Impuls möchte ich dir gerne zwei Stufen vorschlagen, damit du je nach Zeit und Muße an das Thema herangehen kannst. Schließlich soll das ein sanfter Stups in Richtung Schreiben sein und dich nicht gleich zeitlich und energiemäßig überfordern.

Stufe 1:

Schnapp dir Stift und Papier und notiere:

„Ich schreibe am liebsten…“

  • Wo? (zu Hause, im Café, auf dem Sofa, am Schreibtisch,…)

  • Wann? (frühmorgens, abends, nachts, wenn es dir gut geht, wenn du krank bist,…)

  • Wie? (Laptop, Notizbuch, Kuli, Füller, Schreibmaschine?)

  • Was? (Gedichte, Tagebuch, Kurzgeschichten,…)

Mit wem? (…oder allein?)

Beginne jede Antwort auf die W-Fragen einzeln, z.B.:

„Ich schreibe am liebsten zu Hause.“

„Ich schreibe am liebsten abends vor dem Schlafengehen.“

„Ich schreibe am liebsten in mein rosa Notizbuch mit den gepunkteten Seiten.“

…und so weiter.

  • Als letzten Punkt beantworten wir das „Warum?“ und starten mit:

„Ich schreibe, weil…“ .

Das Ganze darf ruhig einen ganz nüchternen Listencharakter haben und muss nicht zusammenpassen oder hübsch aussehen. Schreib es so auf, wie es dir in den Sinn kommt und versuche nicht allzu viel über deine Antworten nachzudenken. Es geht einfach darum, dass du dich deinem Schreiben (wieder) annäherst und ihm deine Aufmerksamkeit schenkst, denn es ist in dir und lediglich ein wenig Raum, einen kleinen Ort, an dem es einfach existieren darf.

Stufe 2

Wenn du Stufe 1 gemeistert hast und wieder neugierig geworden bist, ist Stufe 2 ein schöner Einstieg: Was könnte dafür besser geeignet sein, als eine „Ode an unser Schreiben“? Dazu verwandeln wir unsere Stichpunkte in einen fließenden Text und beginnen wieder mit:

Ich schreibe am liebsten…“.

Ziehe dafür gerne deine Liste aus Stufe 1 zurate, wenn du möchtest. Eventuell hilft dir auch der Gedanke daran, dich mit diesem Text als Schriftstellerin vorzustellen, quasi als „die etwas andere Autor:innen-Vita“. Natürlich darfst du die Reihenfolge der W-Fragen, wie sie oben aufgeführt sind, als Orientierungshilfe einhalten, das ist jedoch kein Muss. Wenn du ins Stocken gerätst, fange einfach immer wieder mit dem Satz „Ich schreibe am liebsten…“ an.

Wie immer gilt: Es gibt kein richtig oder falsch, sondern nur dich und dein Schreiben <3

Als kleine Inspiration teile ich hier unten einen Teil meines Ergebnisses aus Stufe 2 mit dir. Wenn du dein Ergebnis auch gerne teilen möchtest, z.B. auf deinem Instagram-Kanal, dann freue ich mich, wenn du den #schreibmut verwendest, damit wir uns finden und gegenseitig unterstützen können.

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Ode an mein Schreiben

Ich schreibe am liebsten zu Hause. Dann sitze ich im 11. Stock des Kreuzberger Plattenbaus mit Blick auf den Fernsehturm an meinem weißen Ikea-Ausziehtisch, zwar rückenunfreundlich, aber doch recht gemütlich in meinem samtrosa Sessel. Manchmal schreibe ich auch gerne in einem Café, mit brummenden Espressomaschinen, blubbernder Milch und anderen am Laptop sitzenden Menschen um mich herum, denn ab und an, da sehne ich mich nach einem „Zusammen-ist-man-weniger-allein“-Gefühl. Die beste Zeit zum Schreiben ist für mich irgendwie immer, aber ganz besonders frühmorgens oder spätabends. Das Schreiben ist eines der wenigen Dinge, die mich nach 22 Uhr noch hellwach bleiben lassen und macht mich gleichzeitig wohlig müde, weil all die Gedanken in meinem Kopf dann entweder im Notizbuch oder auf dem Laptop zur Ruhe kommen. Fast täglich belohne ich mich nach einem nüchtern-seriösen Arbeitstag am Nachmittag mit ein paar Schreibminuten, auf die ich mich schon während des 10-Uhr-Meetings freue. Obwohl die Vorstellung, ein ganzes Buch auf meiner alten Erika-Schreibmaschine zu schreiben, an Romantik fast nicht zu übertreffen ist, schreibe ich doch am besten auf meinem kleinen Laptop mit den weißen Tasten, die so schön sanft in meinem Ohr klicken und genau den richtigen Widerstand für meine Finger leisten. Manchmal, wenn ich über sehr persönliche Dinge schreibe, was meist in Gedichtform geschieht, dann schreibe ich lieber in mein Notizbuch. Das mit dem rosa Hardcover und den zart gepunkteten Seiten, denn die würden niemals meine Geheimnisse ausplaudern, von denen ich noch nicht sicher bin, ob sie für fremde Augen bestimmt sind. Für diese Notizbuchschreibmomente gibt es genau eine Sorte Stift, einen Kugelschreiber in Petrol-Silber, der auch dann noch fantastisch in der Hand liegt, wenn es etwas stürmischer zugeht und meine Worte in wohltuendem Blau auf den weißen Seiten festhält. Solche Dinge schreibe ich am liebsten ganz mit mir allein, denn ich brauche reichlich Privatsphäre, um mich mir gegenüber so zu öffnen. Ab und an finde ich ein „nebeneinander herschreiben“, man könnte es auch „Co-Writing“ nennen, ganz anregend. Gewohnheitsmäßig würde ich mich dennoch als "Alleinschreibende“ bezeichnen. Wie oft denke ich an den großen Roman, für den schon so manche Idee existiert und eines Tages werde ich ihn auch fertigstellen. Im Moment drängeln sich die Kurzgeschichten immer wieder nach vorn, die Banalitäten des Lebens liefern eben reichlich Stoff dafür und das Format scheint sich mühelos in den Alltag einzufügen. Ist es nicht wunderbar, vor dem Schlafengehen noch eine ganze Geschichte geschrieben zu haben? Darum schreibe ich. Ich schreibe für das zufrieden-warme Gefühl, das sich in mir ausbreitet, wenn eine Idee zur Geschichte wurde. Ich schreibe für jedes kleine Lächeln, das meine Lippen formen, sobald mir eine Wortfolge auf Anhieb gefällt und für den Ehrgeiz, den ich spüre, wenn ein Satz einfach nicht ganz rund klingen mag. Ich schreibe, weil es sich nach zu Hause anfühlt und bekomme Heimweh, wenn ich es nicht tue.

Und jetzt wünsche dir eine zauberhafte Verabredung mit deinem Schreiben!

Alles Liebe

deine Sarah

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