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Als Ranger unterwegs in Holyrood Park

Der Landrover mit der Aufschrift “Ranger” steht schon im Hof bereit. Wir werfen das Arbeitsgerät und die dicken Arbeitshandschuhe in den Kofferraum. Matt setzt sich an Steuer und los geht es - zu meinem ersten Arbeitseinsatz als volunteer Ranger in Holyrood Park in Edinburgh. Holyrood Park liegt inmitten der schottiischen Hauptstadt Edinburgh und lässt sich nicht übersehen: in dem Park liegt nämlich Arthur´s Seat, der Stadtberg von Edinburgh. Der Berg allein lockt viele Besucher an. Er ist einer der insgesamt sieben Vulkankegel, die vor rund 350 Millionen Jahren aktiv waren und Lava spuckten. Heute sind diese Vulkane längst erloschen, doch anhand der Topografie von Holyrood Park ist die geologische Vergangenheit des Parks noch immer erkennbar.

Viele Wanderwege führen auf den Berg, und auch eine asphaltierte Straße führt um Arthur´s Seat herum. Wir halten an der Südseite beim Dorf Duddingston. In der Entfernung sind die schneebedeckten Hügel der Pentland Hills zu sehen. Es ist sonnig und trocken, aber kalt. Kein schlechter Einstieg für den ersten Tag. Der Weg zu unserem ersten Arbeitseinsatz ist matschig und rutschig und schon bald stehen wir vor einem steilen Abhang, an dessen Fuß Gisterbüsche wachsen wie dicke, gelbe Kissen. An einem regnerischen Tag wäre das keine gute Idee, aber wir klettern nun den Abhang hinunter. Ich taste mit dem Fingerspitzen über den Stein, auf der Suche nach Halt. Ein Kletterkurs in den Alpen vor rund zwanzig Jahren fällt mir wieder ein, und hilft mir, die kurze Strecke zu überwinden. Der Ginster wird Gorse genannt. Er schmückt die schottischen Hügel mit seinen Blüten in kräftigem Gelb, er riecht auch gut. Leider ist er sehr stachelig. Wir sind insgesamt fünf Helfer, und unsere Aufgabe an diesem Morgen wird es sein, den Stachelginster so weit wie möglich im Zaum zu halten.

Holyrood Park ist ein so genannter royal Park. Er gehört zum Palast Holyrood House, der offiziellen Residenz der Royals, wenn sie sich in Edinburgh aufhalten. Von hier aus startete beispielsweise im vergangenen Jahr der Trauermarsch für die Queen durch die Innenstadt von Edinburgh. Für die schottischen Könige war Holyrood Park der Jagdgrund, und noch immer wird die Geschichte von David I. erzählt, der hier bei der Jagd einen schneeweißen Hirsch traf. Diese Erzählung ist schon fast ein Teil der Sagen und Mythen, die es natürlich auch hier gibt.

Wir hingegen kommen auf unserem Weg an einem Stück belegbarer Geschichte vorbei. Deutlich sichtbar zeichnen sich im Gras terrassenförmige Strukturen ab. Auf den Hängen von Arthurs´Seat wurden bislang vier Siedlungen aus der Eisenzeit entdeckt, und die Menschen legten zur damaligen Zeit für den Garten- und Ackerbau Terrassen an. Am Boden ist außerdem erkennbar, wohin die Magma des einstigen Vulkans floss. Matt macht uns darauf aufmerksam, dass das Gras an diesen Stellen weniger gut wächst, weil der Boden an dieser Stelle zu dünn ist als dass die Wurzeln dort guten Halt finden könnten.

Holyrood Park ist bekannt für die Artenvielfalt seiner Schmetterlinge, und das ist der Grund für das Ranger-Programm und unsere Arbeit. Es wurden mindestens 24 verschiedene Arten von Schmetterlingen im Holyrood Park identifiziert, darunter das Schachbrett, der Admiral, der Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs. Einige der Schmetterlingsarten, die im Park vorkommen, sind selten und geschützt, wie zum Beispiel das Hochmoor-Perlmutterfalter. Der Park ist auch ein wichtiger Lebensraum für verschiedene Pflanzenarten, die von Schmetterlingen als Nahrungsquelle benötigt werden, darunter verschiedene Arten von Wildblumen und Kräutern. Doch damit diese zarten Pflanzen nicht vom Stachelginster überwuchert werden, muss dieser zurückgeschnitten werden. Keine leichte Aufgabe. Doch mit den dicken Arbeitshandschuhen und einer Säge geht es dennoch voran.

Über die Ranger in Holyrood Park haben wir in Heft 13 berichtet. 

https://www.schottland.co/produkt/schottland-magazin-heft-13/ (Öffnet in neuem Fenster)

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