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Ab 4. Januar 2022

Wrestle Kingdom 16: Wer ist der wahre (World) Heavyweight Champion?

(c) Hirondon (Öffnet in neuem Fenster), CC BY-SA 4.0 (Öffnet in neuem Fenster), via Wikimedia Commons, ゾーヒョー, CC BY-SA 4.0 (Öffnet in neuem Fenster), via Wikimedia Commons, Bject (Öffnet in neuem Fenster), CC BY-SA 4.0 (Öffnet in neuem Fenster), via Wikimedia Commons. Bildcombo Ringfuchs.

Ein Text von STRIGGA (Öffnet in neuem Fenster).

Was für Fans von World Wrestling Entertainment WrestleMania ist, ist für Fans des japanischen Wrestlings Wrestle Kingdom – so lautet zumindest der landläufige Vergleich, den auch der Schreiber dieser Zeilen in den vergangenen Jahren immer wieder bemüht hat, um die Dimensionen von Wrestle Kingdom zu erläutern.

Erlaubt mir, mich an dieser Stelle kurz vorzustellen: Ich bin seit mittlerweile über 15 Jahren im Internet unterwegs als STRIGGA (Öffnet in neuem Fenster) und mittlerweile Administrator bei CAGEMATCH.net (Öffnet in neuem Fenster) sowie Teil des Teams von PUROLOVE.com (Öffnet in neuem Fenster). Einige von euch werden meine Stimme schon einmal als Gast im Ringfuchs Podcast gehört haben, andere kennen mich eventuell von Straight Wrestling (Öffnet in neuem Fenster) oder meinem englischsprachigen Podcast Eastern Lariat (Öffnet in neuem Fenster). All diese Formate verbinden eines: Seit langer Zeit schon bin ich großer Fan des japanischen Wrestlings.

(c) Wei-Te Wong from Taipei City, Taiwan, Republic of China (Öffnet in neuem Fenster), CC BY-SA 2.0 (Öffnet in neuem Fenster), via Wikimedia Commons

Der Vergleich WrestleMania vs. Wrestle Kingdom

Weit länger als mein Fandasein liegt die Tradition von New Japan Pro Wrestling zurück, am 4. Januar jeden Jahres im Tokyo Dome zu veranstalten. Seit 1992 findet in dem großen Baseballstadion in Tokyo mit wechselnden Namen New Japans größte Show des Jahres statt. Ittenyon – zu Deutsch schlichtweg „vierter Januar“ – ist in Japan ein echter „Household Name“ - ganz ähnlich wie WrestleMania in den USA. Man kann durchaus behaupten, dass die Dome Shows in den 1990er Jahren „größer“ waren als WrestleMania. Zumindest, wenn man den offiziellen Zuschauerzahlen von bis zu 65.000 Menschen Glauben schenkt. Jedoch ist weithin bekannt, dass die Promoter der 90er und frühen 2000er gerne, oft und viel übertrieben. So erscheinen die Zuschauerzahlen der letzten 10 Jahre, die zwischen 35.000 und 42.000 Zuschauern lagen, angesichts der Fernsehbilder weitaus realistischer. Auch wenn Wrestle Kingdom mittlerweile eine Veranstaltung ist, die an zwei Tagen, dieses Jahr sogar an dreien, stattfindet, ist der Vergleich mit WrestleMania doch nicht zwangsläufig treffend. Die Stärke der Marke WWE ist ungleich größer als die von NJPW und dass sich Städte mit großen Versprechungen und schlussendlich mit großen Touristeneinnahmen um Wrestle Kingdom bewerben, kommt ebenfalls nicht vor. Kurzum: Die Vergleiche enden bei dem Fakt, dass es die jeweils größte Veranstaltung der jeweiligen Promotion ist.

Die Suche nach dem wahren World Champion

Im Hauptfokus der New Japan Shows am 4. und 5. Januar steht die Frage danach, wer der wahre (World) Champion bei New Japan Pro Wrestling ist. Offiziell wird Shingo Takagi von New Japan als IWGP World Heavyweight Champion anerkannt, der am 7. Juni Kazuchika Okada um den vakanten Titel besiegte. Okada wiederum behauptet seit dem Gewinn des diesjährigen G1 Climax Turniers, in dem seit Jahren der Herausforderer für den Champion im Tokyo Dome ermittelt wird, der IWGP Heavyweight Champion zu sein – wohl gemerkt ohne den Zusatz „World“. Der dritte im Bunde ist Will Ospreay, dem New Japan den World Heavyweight Title aufgrund einer Nackenverletzung im Mai aberkannte, der aber seit seiner Rückkehr Mitte August ebenfalls behauptet, der rechtmäßige Champion zu sein. Verwirrend? Durchaus. Wie es soweit kommen konnte? Begleitet mich zurück zum 5. Januar dieses Jahres!

Die Hintergründe des Titel-Streits

An diesem Tag verteidigte Kota Ibushi erstmals den Double Championship, bestehend aus IWGP Heavyweight und Intercontinental Championship, den er einen Abend zuvor von Tetsuya Naito gewonnen hatte. Im Anschluss brachte Ibushi erstmals die Vereinigung der beiden Titel zu einem Neuen ins Gespräch. Innerhalb der Wrestler von New Japan war diese Idee umstritten. Ospreay und Hirooki Goto etwa konnten der Idee etwas abgewinnen, während Okada, Naito und Jay White sich gegen die Idee positionierten. Naito versuchte gar, Ibushi die Idee mit Gewalt auszutreiben, indem er ihn im Februar „nur“ um den Intercontinental Title, also eine Hälfte des Double Championships, herausforderte. Erfolglos zog Naito von dannen und Ibushis Pläne wurden am 4. März in die Tat um gesetzt. Zum Entsetzen vieler Fans stellte sich heraus, dass die Titelhistorie des „alten“ IWGP Heavyweight Titels nicht einfach weitergeführt wurde, vielmehr wurde Ibushi als erster Champion einer neuen Ära proklamiert. Viele Fans lehnten diese Entscheidung ab und verbanden sie untrennbar mit Ibushi, der in den Erzählungen von New Japan die treibende Kraft hinter dem Entstehen des neuen Titels war. Tradition spielt im japanischen Wrestling seit jeher eine riesige Rolle und so wurde seit langen Jahren vor jedem Titelmatch ein Video abgespielt, das jeden Champion seit 1987 zeigte. Dieser Titel, den zuerst der Gründer der Promotion Antonio Inoki hielt, hatte aus Sicht der New Japan Fans ein solches Prestige inne, dass er die Marke IWGP (International Wrestling Grand Prix) weltweit bekannt machte. Mit dem IWGP, ein fiktives Komitee zur Sanktionierung der Titel, verbinden Fans weltweit Wrestling auf Spitzenniveau. Dass die Historie des IWGP Heavyweight Titels nun einfach vorbei sein sollte, erzürnte viele Fans.

Erschwerend für Ibushi kam hinzu, dass er den Titel bereits bei seiner ersten Verteidigung im April an Will Ospreay verlor. Ospreay wiederum gelang nur eine Verteidigung – und das gegen niemand geringeren als Shingo Takagi. Jener Takagi gewann, wie erwähnt, rund drei Wochen nach der Vakantierung des Titels ein Entscheidungsmatch gegen Okada. Bei seiner Rückkehr zu New Japan Strong, dem amerikanischen Ableger von NJPW, tauchte Ospreay mit „seinem“ Titelgürtel auf und sprach Takagi das Recht ab, sich Champion nennen zu dürfen. Somit entbrannte die erste Streitlinie um die Frage, wer der wahre World Champion ist.

Den zweiten Erzählstrang fügte Kazuchika Okada nach seinem dritten G1 Climax Sieg hinzu, nachdem er im Finale Kota Ibushi besiegte. Okada selbst hatte 2012 einen Koffer eingeführt, in dem ein Vertrag enthalten war, den der G1 Climax Sieger zwischen August und Januar verteidigen musste. Dieser Vertrag erlaubte es dem G1 Champion, den IWGP Heavyweight Champion bei Wrestle Kingdom herauszufordern. Dieses Jahr jedoch kam Okada auf eine neue Idee: Er proklamierte sich zum IWGP Heavyweight Champion und somit quasi zum „Gegenkönig“ zu Shingo Takagi und auch Will Ospreay. Anders als bei Ospreay scheint Okadas Anspruch sehr willkürlich zu sein und aus der Notwendigkeit erwachsen zu sein, dass man für zwei Veranstaltungen im Tokyo Dome große Main Events benötigt. So wird Okada am 4. Januar Takagi herausfordern und der Sieger dieses Matches wird am Folgetag auf Will Ospreay treffen. Der Sieger dieses Matches dürfte entscheiden, welche Linie fortgeführt wird: Die des IWGP Heavyweight Titels oder die des IWGP World Heavyweight Titels. 

Okadas Anspruch resultiert vor allem daraus, dass er nicht nur von Beginn an den neuen Titel ablehnte, sondern auch ein radikaler Gegner des Double Championships war. Zwar stand er im Juni im Entscheidungsmatch, doch dieses schien nach Ospreays zwischenzeitlicher Auszeit vor allem aus der Not geborgen zu sein. Zuvor lehnte Okadas es ab, um den Double Championship anzutreten und gab immer wieder zu Protokoll, dass sich der Wert des Titels seit der Dazunahme des Intercontinental Titels nicht etwa verdoppelt, sondern halbiert habe. Okada steht also wie kein Zweiter für die Linie des ursprünglichen IWGP Heavyweight Titels ein, während Takagi und Ospreay bei einem Sieg am 5. Januar vermutlich die Linie des World Heavyweight Titels weiterführen würden.

Wenn ihr wissen möchtet, wie das Ganze ausgeht, gibt es eine klare Empfehlung: Der Januar ist traditionell einer der Monate, für die sich die Anschaffung von New Japans Streaming Service NJPWWorld.com (Öffnet in neuem Fenster) am meisten lohnt, denn für 999 Yen (umgerechnet ca. 7,71 €) bekommt ihr die zwei größten Shows des Jahres sowie den Beginn der „New Year Golden Series“ ab dem 20. Januar.

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