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Dämmerung
Als würde sie selbst etwas besser im Griff haben. Als würden sich nicht auch zu Hause bei ihr unbeantwortete, ungeöffnete Briefe stapeln, ihr Koffer von der letzten Reise noch immer unausgepackt in ihrem Arbeitszimmer stehen, ihr Sakko noch Tage nach ihre Rückkehr achtlos hingeworfen auf dem Sessel liegen. Sie sah auf das erlesene Schachbrett des Freundes, das staubbedeckt war und dessen Figuren genauso ratlos verharrten, wie sie sie vor Monaten stehengelassen hatte und zog die Luft ein. Vielleicht spielte es keine Rolle. Unordnung, etwas Dreck überall, die Luft trotz geöffneter Balkontür nikotingesättigt, nichts von Bedeutung, kein Symptom, ein bisschen sich gehen lassen, weiter nichts.
Die weiße Königin und ihr wertvollstes Gefolge, die sie im Spiel gegen sich selbst geschlagen hatte, guckten immer noch resigniert umeinander gescharrt neben dem Spielbrett auf den Triumph der schwarzen Dame, deren Läufer ihnen sein undurchdringliches Gesicht zugewandt hatte.
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