Vorbereitet sein
Ein einziges Wort von Trump reichte, um die Börse abstürzen zu lassen: “Rezession”. Der mächtigste Mann der Welt sagte, das könne durchaus passieren, und: das sei sogar eingeplant.
Trump ist Narzisst. Wir haben das in den letzten Jahren erlebt: Er lobt alles, was er tut, als sei er der wiedergekehrte Messias. Seine Fehler hingegen redet er klein. Wenn er also davon spricht, dass es eine Rezession geben könnte – also Firmenpleiten, Kündigungen, Armut –, dann macht mir das Angst.
Es geht mir nicht um die Kursverluste an der Börse. Ja, auch da verlieren Menschen ihr Erspartes, aber um da zu spekulieren, muss man erstmal Erspartes haben. Es geht mir darum, dass Trump die Welt ins Chaos stürzt.
In den vergangenen Tagen hat er die Strafzölle gegen Kanada eingeführt, sie ausgesetzt, dann erhöht, und die Erhöhung teils zurückgenommen. Das wirkt irre. Irrational. Aber nur aus unserer Perspektive. Aus seiner Sicht macht das Sinn. Trump will zerstören, um dann die Welt nach seiner Vorstellung wiederaufzubauen. Das Video aus Gaza – bester Beweis dieses Mindsets.
In der US-amerikanischen Außenpolitik hat das eine lange Tradition, sie läuft unter dem Namen „Schockdoktrin“. Naomi Klein hat ein Buch darüber geschrieben, das jede und jeder gelesen haben sollte. Die Zusammenfassung lautet so: Während großer Krisen herrscht große Verunsicherung und ein Machtvakuum. Wer vorbereitet ist, kann es für sich nutzen. Ein Beispiel aus dem Buch: Nach dem Tsunami 2004 in Südostasien waren unzählige Dörfer entlang der Küste zerstört. Investoren ergriffen „die Chance“ und bauten auf dem Land der Menschen Hotelanlagen. Die Menschen verloren alles.
Trump sorgt für Unsicherheit überall. Er setzt auf Disruption. Während die meisten anderen Staatschefs Golf spielen, spielt er American Football. Deswegen haben ihm die anderen Staatschefs auch nichts entgegenzusetzen. Wenn die Krise dann kommt, sind alle überrascht, wissen nicht, was sie tun sollen. Trump und seine Berater hingegen spielen ihr Spiel zu Ende und gehen als Gewinner hervor. Gewinnen heißt in dem Fall: mehr Macht für die globale Oligarchie. Ja, auch für deutsche Milliardäre wie Schwarz, Quandt und Müller. All die Leute, die schon in ruhigen Zeiten zu viel Macht haben, sie bekommen dann noch mehr Macht. Die zehn reichsten Männer der Welt verdoppelten während Corona ihr Vermögen. Es war eine Krisensituation. Sie haben sie ausgenutzt. Und viele von ihnen unterstützen jetzt Rechtsradikale wie Meloni, Le Pen und Weidel.
Warum mir das so Angst macht: Die Welt ist sowieso schon so instabil. Lieferketten, die für unsere Versorgung notwendig sind, spannen sich um den ganzen Planeten, alles just in time, alles unglaublich fragil. Die Finanzmärkte sind nach Jahrzehnten des billigen Geldes aufgeblasen bis ans Limit, können täglich platzen. Wegen der Klimakrise kann es jederzeit zu einem „multiple breadbasket failure“ kommen, also zum Zusammenbruch der globalen Nahrungsmittelversorgung. In dieser Situation geht Trump hin und zerstört das bisschen Stabilität, das noch da war.
Was hat zum Aufstieg der Nationalsozialisten geführt? Es war auch die Wirtschaftskrise von 1929, die die USA und Deutschland gleichermaßen traf, die Millionen von Menschen ihre Lebensgrundlage raubte. Die Legitimität der Demokratie litt, die Menschen suchten Halt bei einem starken Führer.
Hundert Jahre später: Es geht uns auf den ersten Blick gut, aber viele Menschen fühlen sich seit Jahrzehnten als Verlierer. Spätestens seit der Agenda 2010, dem sozialen Kahlschlag durch die SPD, herrscht Abstiegsangst. Wer studiert hat, dem geht’s gut. Allen anderen droht die Vollsanktionierung durchs Jobcenter, falls sie nicht spuren. Das Ergebnis: Die Menschen wenden sich von der Demokratie ab und ihren Feinden zu. Die AfD bei zwanzig Prozent, mit dem alten Trick, die Wut der Menschen auf „die Ausländer“ zu kanalisieren. In einer globalen Krise könnte die Arbeitslosigkeit schnell auf zehn Prozent steigen, oder auf zwanzig.
Vorbereitet sein auf diesen Zeitpunkt, ich glaube, das ist das Wichtigste, was wir gerade zu tun haben. Du, ich, wir alle, die politisch wach sind und sich organisieren – unsere Aufgabe in diesem Moment des Zusammenbruchs ist es, die Wut in die richtige Richtung zu lenken. Nicht gegen unsere Mitmenschen, sondern gegen diese Allianz aus Reichen und Rechten, die uns die ganze Scheiße eingebrockt hat.
Es ist nämlich kein Naturgesetz, dass Menschen sich einen starken Führer oder eine starke Führerin suchen in Momenten der Verunsicherung. Das ist vor allem ein Verhalten, das in unserer patriarchalen Gesellschaft männlich kodiert ist. Kein Wunder, dass mehr Männer als Frauen die AfD wählen.
Es gibt aber auch die entgegengesetzte Reaktion auf Bedrohung: sich einander zuwenden und dafür sorgen, dass es allen gut geht.
Vorbereitet sein in diesen Zeiten heißt also: eine Bewegung aufbauen, die dann, wenn die Krise zuschlägt, auf die Straße geht, um den öffentlichen Diskurs zu prägen. Die AfD wird Menschen deportieren wollen. Wir werden dafür sorgen müssen, dass uns wieder gelingt, was #occupywallstreet damals geschafft hat: klarzumachen, dass wir die 99 Prozent sind, und dass wir die Macht der Reichen und Rechten zurückdrängen müssen.
Da wo #occupywallstreet gescheitert ist, nämlich tragfähige Strukturen zu bauen, da kommt unser Parlament der Menschen ins Spiel. Es ist das Gegenteil vom autoritären Führer. Es ist der Ort, an dem wir uns im Krisenmoment einander zuwenden können, um dafür zu sorgen, dass es allen gut geht.
Der Mensch ist im Grunde gut. Wir sind hypersoziale Wesen, evolutionär so unendlich erfolgreich, weil uns Kooperation in die Gene eingeschrieben ist. Wenn wir zusammenkommen, als Gleiche unter Gleichen in einem sicheren Rahmen, um Probleme anzugehen, dann suchen wir Lösungen, die fair und gerecht sind.
Menschen mit viel Geld haben in unserer Gesellschaft zu viel Einfluss. Dieses Problem zu lösen, daran macht sich das Parlament der Menschen. Wer mitmachen möchte, kann sich melden. Damit alle die gleichen Chancen haben, wird dann aus allen gelost. Es ist ein Bewegungsparlament. Es ist unser Parlament – und wenn du teilnehmen möchtest, dann trag dich jetzt hier ein: