NOMADS 13 - It's getting claustrophobic!
Kurz vor dem Ausgang jedoch, machte es ihnen Mendez allmächtiger Kumpel unnötigerweise schwer. Nach der Grafik auf dem Display trennten sie jetzt nur noch etwa hundert Meter von der Außenwelt. Aber hier war die Decke heruntergekommen und machte das Weiterkommen schwierig. Immerhin sickerte oberhalb des Gesteinshügels trübes Tageslicht in den Tunnel ein und zeigte an, dass sie nicht mehr lange Gefangene des Berges sein würden.
Mendez kletterte hinauf und sah in den schmalen Spalt. „Ist eng, aber zu schaffen.“
Dominic wünschte sich in diesem Moment, Mendez könne ihm einen Teil seines irren Mutes abgeben, der ihn seine Platzangst vergessen ließ.
„Ich schätze in zehn Minuten können wir die Strecke überwinden“, erklärte Mendez und kroch in den Spalt. Er war so schnell darin verschwunden, wie eine Eidechse in einem Mauerspalt.
Dominic nahm all seinen Mut zusammen und folgte ihm. Keine halbe Minute darauf setzte bei ihm die Platzangst ein. „Mendez. Erzählen Sie mir etwas.“
„Was soll ich erzählen“, kam die Antwort aus dem Helmlautsprecher.
„Egal was. Etwas dass mich von der Vorstellung ablenkt, dass mich der Berg erdrücken will.“
„Würde dich der Plan interessieren, wie wir alle an Bord der Durana töten wollten, die nicht zu den Purifirern gehören?“
Dominic hatte natürlich geahnt, dass die Extremisten radikale Pläne verfolgten, aber mit einem umfassenden Genozid hatte er nicht gerechnet. „Ja. Erzählen Sie es mir.“
„Wir haben alle Gruppierungen infiltriert“, erklärte Mendez. „Viele zuverlässige Leute, an wichtigen Positionen. Gute Männer und Frauen, in Schlüsselpositionen. Und andere, die sie schützten oder übernehmen sollten, sollte etwas passieren. Ein Fail Save Plan.“
„Und warum sollten sie die Führungsriegen ausschalten?“ Dominic keuchte, während er sich über das scharfkantige Gestein vorwärts schob. „Selbst wenn ihre Gegner führungslos gewesen wären, die Purifirer hätten trotz allem nicht die Kapazitäten gehabt, alle ihre Feinde auszuschalten.“
„Das war auch nicht vorgesehen.“ Auch Mendez keuchte, als er sich durch eine besonders enge Stelle zwängte. „Die Operation trug den Namen Gomorrha. In Anlehnung…“
„… an die Schlagung der Erstgeburt“, ergänzte Dominic. „Der Pharao und alle Ägypter verloren ihre erstgeborenen, ob männlich oder weiblich. Es betraf auch Tiere.“
„Sie kenne Ihre Bibel gut.“
„Gut genug, um sie nicht als Richtlinie für mein Leben zu nehmen.“
Antonio Mendez ignorierte Dominics Bemerkungen. „Wir schafften es, große Mengen an Giftgaskartuschen an den Knotenpunkten der Frischluftversorgung zu installieren. Sobald die Zwölf Gomorrha gestartet hätten, würden wir die anderen Gruppen enthaupten, um Gegenmaßnahmen zu unterbinden. Gleichzeitig würden sich unsere Leute in ihre Schiffe und Unterkünfte zurückziehen und abwarten, bis der Todesengel vorübergegangen war.“
Dominic packte das blanke Entsetzen. „Sie finden, das sei ein Plan, dem auch Gott zustimmen könnte?“
„Sie sagten doch, sie kennen die Bibel.“ Mendez hatte den Engpass überwunden und atmete auf. „Wir lesen dort von vielen Toten, die Gott selbst hingerichtet hat oder seine Diener dazu aufforderte, es für ihn zu tun. Aus Ihren Worten meinte ich zu hören, dass Sie diese Passagen kennen.“
„Ja.“ Auch Dominic quetschte sich durch den engen Zwischenraum, der ihm kaum platz zum atmen ließ. „Der Teufel hat nicht so viele Menschen getötet, wie der Allmächtige.“ Der Zorn, der in Dominic aufloderte und seine Atmung beschleunigte, machte es ihm noch schwerer voranzukommen.
„Gott richtet!“, fuhr Mendez fort. „Der Teufel mordet. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Da müssen Sie mir doch zustimmen. Menschliche Richter haben die Befugnis zu töten, oder jemanden die Freiheit zu nehmen. Würde ich das tun, wäre ich ein Mörder oder ein Entführer. Sie sehen. Das Gleiche ist nicht dasselbe.“
Dominic war mit seinem Latein am Ende. Er beschloss, nie wieder mit Mendez über Gott und dessen krude Ansichten über Gerechtigkeit zu reden. Es war schwer zu sagen, ob es Wut und Irritation über Mendez irre Ansichten bewirkten, Dominics Konzentration erlahmen zu lassen, oder das schlichte Gefühl der Beklemmung, des lebendig begraben seins, das Angst in ihm aufkommen ließ. Die Angst steigerte sich zur Panik, als er seine ausgestreckten Arme nicht mehr bewegen konnte. Dominics Finger griffen ins Leere und sein Oberkörper steckte zumischen den Felsen fest. Es fühlte sich an, als sei er in einen Schraubstock geraten. Mit den Zehenspitzen versuchte er irgendwo halt zu finden und wenigsten ein paar Zentimeter zu gewinnen. Es funktionierte nicht. Er schob die Steine an seinen Füssen lediglich nach hinten weg und bewirkte nichts. Staub und kleine Steinchen rieselten von der Decke. Der Berg bebte. Die Wände bewegten sich. Sie rückten enger zusammen. Millimeter für Millimeter. Oder bildete er sich das alles ein?
„Mendez!“, schrie Dominic. „Kommen Sie zurück! Helfen Sie mir heraus!“ Dominic konnte nichts mehr sehen, außer wirbelnden Staubwolken im Licht seiner Helmlampe. „Mendez! Verdammt, wo sind Sie!“
Dominic versuchte verzweifelt, sich aus der Umklammerung von Felsen und Steinen zu befreien. Es gelang ihm für einen Moment, seine Panik in den Griff zu bekommen. Zeit genug, für einen absurden Gedanken, der sich ihm in den Sinn bohrte. Die Vorstellung, in ein paar Millionen Jahren, zu einem rätselhaften Fund für zukünftige Archäologen zu werden, die sich fragten, was diese Kreatur dazu veranlasst haben könnte, sich in einen so engen Schacht zu zwängen, um darin den Tod zu finden. Irrsinn, oder die Flucht vor einer Art Raubtier? Dominic malte sich aus, wie sich Generationen von Altertumsforschern mit diesem Rätsel befassten und daran verzweifelten. Vielleicht würde man Bücher über ihn schreiben, Dokudramas veröffentlichen, die sich mit seinem Leben und Sterben auseinandersetzten. Gewiss würden dramaturgiebegabte Wissenschaftler genügend Anhaltspunkte für einen Vorzeitkrimi entdecken. Nur wenige mochten sich zu der simplen Wahrheit bekennen, die sie am wahrscheinlichsten hielten. Dass es sich lediglich um einen Schwachkopf handelte, der in ein Loch geklettert ist und darin sein Ende fand, weil er zu fett war und feststeckte, wie ein Korken in einer Flasche. Ein ziemlich unrühmliches Ende für jemanden, den ein Großteil der Durana-Mannschaft für einen Messias hielt.
Just before the exit, however, Mendez's all-powerful buddy made it unnecessarily difficult for them. According to the graphic on the display, only about a hundred meters now separated them from the outside world. But here, the ceiling had come down, making it difficult to move forward. At least hazy daylight was seeping into the tunnel above the rock mound, indicating that they would not be prisoners of the mountain much longer.
Mendez climbed up and peered into the narrow gap. "It's narrow, but manageable."
Dominic wished at that moment that Mendez could give him some of his mad courage that made him forget his claustrophobia.
"I guess in ten minutes we can cover the distance," Mendez declared, crawling into the gap. He disappeared into it as quickly as a lizard into a crack in a wall.
Dominic mustered all his courage and followed him. Not half a minute later, claustrophobia set in. "Mendez. Tell me something."
"What should I tell," came the reply from the helmet speaker.
"Anything. Something to distract me from the idea that the mountain is trying to crush me."
"Would you be interested in the plan for how we were going to kill everyone aboard the Durana who was not a Purifirian?"
Dominic had suspected, of course, that the extremists were pursuing radical plans, but he had not expected a full-scale genocide. "Yes. Tell me about it."
"We have infiltrated all the groupings," Mendez explained. "A lot of reliable people, in important positions. Good men and women, in key positions. And others to protect them or take over should something happen. A fail save plan."
"And why would they take out the leadership ranks?" Dominic gasped as he pushed himself forward over the sharp-edged rock. "Even if their opponents had been leaderless, the Purifirians defiantly would not have had the capacity to take out all their enemies."
"That wasn't supposed to happen either." Mendez also gasped as he squeezed through a particularly tight spot. "The operation was named Gomorrah. In reference to..."
"... To the slaying of the firstborn," Dominic added. "Pharaoh and all Egyptians lost their firstborn, male or female. It also involved animals."
"You know your Bible well."
"Good enough not to take it as a guideline for my life."
Antonio Mendez ignored Dominic's remarks. "We managed to install large quantities of poison gas cartridges at the nodes of the fresh air supply. Once the Twelve launched Gomorrah, we would decapitate the other groups to stop countermeasures. At the same time, our people would retreat to their ships and shelters and wait for the Angel of Death to pass."
Dominic was gripped by sheer horror. "You think this is a plan that even God could agree with?"
"I thought you said you knew the Bible." Mendez had gotten past the bottleneck and breathed a sigh of relief. "We read there of many dead people whom God himself executed or told his servants to do it for him. From what you said, I thought I heard that you knew those passages."
"Yes." Dominic also squeezed through the narrow space between them, which barely gave him room to breathe. "The devil didn't kill as many people as the Almighty did." The anger that flared up inside Dominic and quickened his breathing made it even harder for him to move forward.
"God judges!" continued Mendez. "The devil murders. That's a huge difference. You must agree with me on that. Human judges have the authority to kill, or to take away someone's freedom. If I did that, I would be a murderer or a kidnapper. You see. The same is not the same."
Dominic was at his wit's end. He decided never again to talk to Mendez about God and his crude views on justice. It was hard to tell whether it was anger and irritation at Mendez's insane views that caused Dominic's concentration to lapse, or the simple feeling of trepidation, of being buried alive, that caused fear to rise in him. The fear increased to panic when he could no longer move his outstretched arms. Dominic's fingers gripped nothing and his torso pinned to the rocks. It felt like he was caught in a vise. With the tips of his toes he tried to find a hold somewhere and at least gain a few inches. It didn't work. He merely pushed the stones at his feet backwards and did nothing. Dust and small stones trickled from the ceiling. The mountain shook. The walls moved. They moved closer together. Millimeter by millimeter. Or was he imagining it all?
"Mendez!" yelled Dominic. "Come back here! Help me out!" Dominic could no longer see anything except swirling clouds of dust in the light of his helmet lamp. "Mendez! Damn it, where are you!"
Dominic desperately tried to free himself from the grip of rocks and stones. For a moment he managed to get a grip on his panic. Time enough for an absurd thought to drill itself into his mind. The idea, in a few million years, of becoming a puzzling find for future archaeologists, who wondered what could have caused this creature to squeeze itself into such a narrow shaft to find death inside. Insanity, or escape from some kind of predator? Dominic imagined generations of antiquarians grappling with this mystery and despairing over it. Perhaps books would be written about him, docudramas published that dealt with his life and death. Certainly, scholars gifted with dramaturgy would discover enough clues for a prehistoric thriller. Only a few of them would admit to the simple truth that they considered most probable. That it was merely an imbecile who climbed into a hole and met his end in it because he was too fat and got stuck like a cork in a bottle. A rather inglorious end for someone who a large part of the Durana team thought was a messiah.