Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Mäuse,
die Woche war lang und ich bin froh, dass sie vorbei ist. Corona hat vier von fünf Kolleg*innen in der Buchhandlung erwischt und ich arbeite wieder ausschließlich mit Maske. Ihr glaubt nicht, wie viele Menschen hustend und schniefend im Laden stehen und mich komisch angucken, weil ich mich vor ihren Keimen schützen will. Bitte seid nicht diese Leute! Infektionsschutz ist Community Care.
Am Wochenende habe ich an zwei Tagen Kegel- und Bowlingtrainer*innen in Sachen diversity- und gendersensible Kommunikation weitergebildet und ich bin - gelinde gesagt - vollkommen fertig. Es war ein echter Realitäts-Check für mich und ich weiß es umso mehr zu schätzen, dass ich mich jetzt erstmal wieder in meine „Blase“ zurückziehen kann, in der Leben(sentwürfe), die von weiß-christlich-cis-hetero Modellen abweichen, nicht als Absonderlichkeit behandelt werden, die „die Normalen“ belästigen. Dank einer findigen Teilnehmerin (sie selbst würde sich an der Stelle im generischen Maskulinum als „Teilnehmer“ bezeichnen), weiß ich jetzt, wie oft ich in einem Workshop „ähm“ sage, denn sie hat eine Strichliste geführt und gesagt: „Ein Dozent muss sich daran messen lassen.“
Auch im Wochenrückblick geht es um ignorante Boomer, wie Jan Fleischhauer, Wolfgang Kubicki und Nancy Faeser (habe deren Jahrgänge nicht gecheckt, Boomer steht hier fürs Mindset, nicht zwingend für die Generation), aber auch um die Proteste der Textilarbeiter*innen in Bangladesch, um Femizide, Rassismus und Antisemitismus. Also alles wie immer leider.
Ich habe euch hier vor einer Weile mal versprochen, immer auch auf gute Nachrichten zu achten, die leider viel zu kurz kommen. Diese Woche habe ich mal wieder drei für euch gefunden.
In Indonesien ist es Forscher*innen gelungen, ein Bild des extrem scheuen Attenborough-Langschnabeligels zu machen. (Öffnet in neuem Fenster) Mehr als 60 Jahre nach seiner letzten Sichtung! Benannt ist das Tierchen, das wirklich ausgesprochen goldig aussieht, nach dem britischen Tierfilmer Sir David Attenborough. Seine erste und bisher einzige bestätigte Sichtung war im Jahr 1961. Hier gibt’s mehr Bilder (Öffnet in neuem Fenster)!
Der US-Bundesstaat Ohio hat das Recht auf Abtreibung in der Verfassung festgeschrieben (Öffnet in neuem Fenster). Rund 55 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für die Verfassungsänderung. In Zukunft ist ein Schwangerschaftsabbruch bis ungefähr zur 24. Woche verfassungsrechtlich geschützt und bei Lebensgefahr der schwangeren Person auch darüber hinaus.
Die Stadtbibliothek in Göteborg war an Allerheiligen eigentlich geschlossen, also offiziell. Da aber das Bibliothekspersonal vergessen hatte, die Tür abzuschließen (Öffnet in neuem Fenster), kamen die Besucher*innen trotzdem. Es fiel den meisten gar nicht auf, dass keine Mitarbeiter*innen da waren. Die Menschen schlenderten zwischen den Bücherregalen umher, lasen und liehen auch Bücher an den Ausleihautomaten aus (246 Stück, um genau zu sein). Nichts wurde gestohlen, nichts kaputt gemacht. Aufgefallen war das Ganze einer Mitarbeiterin, die an ihrem freien Tag zufällig an der Bibliothek vorbei kam und sich über die Betriebsamkeit wunderte. Sie habe dann gemeinsam mit einem Kollegen den Besucher*innen erklärt, das eigentlich zu sei. Die Menschen reagierten verständnisvoll, klappten die Bücher zu und gingen nach Hause.
Das wars von mir für diese Woche. Passt auf euch und aufeinander auf,
Hasengrüße!
Ulla