Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Mäuse,
eigentlich sollte dieses Wochenende in Nürnberg der „Deutsche Gender Kongress“ stattfinden. Was auf den ersten Blick vielleicht nach einer fortschrittlichen Veranstaltung klingt, ist in Wahrheit ein zutiefst antifeministisches Event und bundesweites Vernetzungstreffen von Männerrechtlern, Verschwörungsideolog*innen, Rechtsextremisten und fundamentalen Christ*innen. Veranstalter ist die „Trade 5 GmbH Event & Kongress“ aus München. Dahinter steht offenbar Sebastian von Meding (Öffnet in neuem Fenster), der außerdem Vorstandsvorsitzender der „Bundesvereinigung LIBERALE MÄNNER e.V“ ist, eine nach eigenen Angaben „politische Männerorganisation“, die der FDP nahesteht und „sich als ergänzendes Gegenstück zu entsprechenden Frauenorganisationen“ sieht. Als weitere Verbände beim „Deutschen Gender Kongress“ wird eine lange Liste verschiedener Organisationen, Initiativen und Blogs geführt, die sich wie das Who-Is-Who des deutschen Antifeminismus liest, von WikiMANNia, MANNDat, zahlreiche Väterrechtlergruppen und Maskulinisten über die queerfeindliche „Demo für Alle“ bis hin zu kruden Absurditäten wie die „Women Against Feminism“ oder „Männer Coaching – Für starke Männer mit schwachen Momenten“. Warum auch die bislang (unverdächtige) private IB-Hochschule und das Logo der internationalen LGBTQ-Organisation „Human Rights Campaign“ (Öffnet in neuem Fenster) hier gelistet werden, versuche ich noch herauszufinden. Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass sich der „Deutsche Gender Kongress“ mit renommierten Organisationen zu schmücken versucht. Erst am 6. November distanzierte sich die IG Metall Nürnberg öffentlich von der Veranstaltung (Öffnet in neuem Fenster) und erklärte: „Die IG Metall Nürnberg stellt keine Räume für den in Nürnberg angekündigten ‘Deutschen Gender Kongress’ zur Verfügung. Eine von den Veranstaltern suggerierte Nutzung eines IG Metall Saales in Nürnberg sowie eine Zusammenarbeit mit der IG Metall finden nicht statt.“ Bis vor ein paar Tagen deutete alles noch daraufhin, dass das antifeministische Event (das bereits 2015, 2017 und 2019 stattfand) am Wochenende steigen würde, doch plötzlich war der Termin auf der Webseite auf den 23. November 2024 geändert. Eine Archivsuchmaschine ermöglicht es, sich die vorherigen Versionen anzuschauen. Eine Erklärung für die kurzfristige Verschiebung habe ich bislang nicht gefunden, alle beteiligten Gruppen schweigen sich aus. Das antifeministische Netzwerk ist ein stinkender Sumpf, in den ihr nur hinabsteigen solltet, wenn ihr starke Nerven habt. Im September haben das Netzwerk Correctiv und der „Stern“ eine spannende Recherche dazu veröffentlicht. Sie heißt „Väterrechtler auf dem Vormarsch“ (Öffnet in neuem Fenster) und ist wirklich lesenswert.
Auch im Wochenrückblick geht es um Antifeminist*innen, von Olaf Scholz, der SWERF-Propaganda nachplappert, über den russischen Justizminister, der die „LGBTQ-Bewegung“ verbieten will, bis zur künftigen hessischen Regierungskoalition, die u.a. dem Hessischen Rundfunk das inklusive Gendern untersagen möchte.
Morgen ist der Transgender Day of Remembrance und wir trauern an alle, die wir verloren haben. Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) wurden zwischen dem 1. Oktober 2022 und dem 30. September 2023 weltweit 320 trans Personen gewaltsam getötet (Öffnet in neuem Fenster). Ein weiterer Mensch kam diese Woche dazu: In Mexiko wurde Ociel Baena ermordet aufgefunden. Mehr über Ociel, nicht-binäre*r Richter*in und Aktivist*in, erfahrt ihr im Wochenrückblick.
Das wars von mir für diese Woche. Passt auf euch und aufeinander auf,
Hasengrüße!
Ulla