Zum Hauptinhalt springen

Liebe Pfefferhasis und Newsletter-Lesende,

heute erreicht euch der Newsletter etwas früher als gewohnt. Ich schreibe euch aus dem Anhaltischen Landestheater Dessau, wo ich gleich die letzte Vorstellung von "Endstation Sehnsucht" schauen werde. Nicht wegen des Stücks bin ich angereist, sondern wegen der Hauptdarstellerin, die anschließend nach Augsburg weiterzieht. Falls hier Regisseur*innen oder Caster*innen mitlesen: bucht Mirjana Milosavljevic (Öffnet in neuem Fenster) (am liebsten in Berlin!)

Heute ist der dritte Jahrestag des rassistischen Anschlags in Hanau, wo ein Rechtsextremist neun Menschen erschossen hat.

Gökhan Gültekin
Sedat Gürbüz
Said Nesar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Hamza Kurtović
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu
Ferhat Unvar
Kaloyan Velkov

Der 19. Februar ist für Menschen, die von der Dominanzkultur als „Ausländer*innen“ markiert werden, der schwerste Tag. Es ist der Tag, der sie daran erinnert, dass sie nicht sicher sind in diesem Land. Dass der Staat sie nicht schützt. Dass ihre bloße Existenz für andere Anlass zum Morden ist. Drei Jahre nach dem Anschlag halten Politiker*innen heute betroffene Reden und legen vor laufenden Kameras Blumenkränze nieder. Es sind dieselben Politiker*innen, die das rassistische Framing von „Clankriminalität in Shisha-Bars“ in die Welt bringen. Dieselben Politiker*innen, die Links- und Rechtsextremismus gleichsetzen und Studien zum Rassismus in der Polizei verhindern. Dieselben Politiker*innen, die Gedenk-Demos untersagen, weil Karneval ist – so geschehen in Mainz. Eigentlich müsste das öffentliche Leben heute stillstehen, aber das tat es ja nicht mal im Februar 2020, wenige Tage nach dem rassistischen Massenmord. Unter dem Motto „Jetzt erst recht“ feierten die „Jecken“ Karneval wie eh und je.

Apropos Karneval, Fasching, Fastnacht, es ist leider immer noch nicht überall angekommen, dass viele Kostüme Rassismus reproduzieren. Stereotype Darstellungen von Menschen als Verkleidung zu tragen, ist beleidigend und herabwürdigend. "Stellen Sie sich vor, jemand würde sich wie nach einer Karikatur jüdischer Menschen im antisemitischen Hetzblatt 'Stürmer' schminken, dann gäbe es hoffentlich einen Aufschrei", sagte Jürgen Zimmerer, Professor für Globalgeschichte an der Universität Hamburg, im Interview mit t-online (Öffnet in neuem Fenster), das gestern erschienen ist. Wer heute noch ein I*******-Kostüm trägt und behauptet, das Problem nicht zu sehen, hat entweder in den letzten Jahren unter einem Stein gelebt oder ist schlicht ignorant. Zimmerer formuliert es so: "Man kann ja die Uhr danach stellen, dass diese Debatten jedes Jahr zum Karneval kommen. Wer also heute immer noch rassistische Kostüme oder Symbole verwendet, der muss doch um die Hintergründe wissen. Diejenigen, die es immer noch tun, machen es also bewusst. Man verteidigt das Recht auf rassistische Kleidung und rassistische Praktiken. Dazu muss man dann stehen: Man muss es dann auch ertragen, Rassist:in genannt zu werden."

Im Wochenrückblick geht es dieses Mal um die Ermordung einer trans Jugendlichen in England, eine ekelhafte Attacke eines Ballettdirektors auf eine Journalistin und einen Fortschritt in Sachen Equal Pay.

Kommt gut durch die Woche, passt auf euch und einander auf

Ulla

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Der Hase im Pfeffer und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden