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Willkommen in meinem neuen Haus! Ich bin mit meinem Newsletter zu Steady umgezogen, weil ich das Programm viel einfacher finde. Hier gibt es auch die Möglichkeit, „Ehrenvenezianer“ zu werden – also meine Arbeit zu unterstützen – muss aber nicht sein. Reskis Republik steht nach wie vor allen frei.

In den letzten Wochen habe ich in vielen Radiointerviews wiederholt, dass es sich bei dem „Verbot der Kreuzfahrtschiffe“ um eine Mogelpackung handelt, unter anderem hier auf WDR5 (Öffnet in neuem Fenster) im Europamagazin und im Morgenecho (Öffnet in neuem Fenster) des WDR5. Aber nach wie vor wird diese Fake News auf allen möglichen Nachrichtenportalen (Tagesschau (Öffnet in neuem Fenster), Tagesspiegel (Öffnet in neuem Fenster), etc.pp.) weiterverbreitet, es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Zumal öffentlich-rechtliche Fernsehsender wie das ZDF ja ohne Ende die Werbung für die Kreuzfahrtindustrie übernehmen, hier ein Film des ZDF (Öffnet in neuem Fenster), der dabei auch nicht davor zurückschreckte, venezianische Aktivisten wie meine Freundin Jane Da Mosto und Tommaso Cacciari, Sprecher von No Grand Navi, zu missbrauchen, also in 40 Minuten Kreuzfahrtwerbung auch fünf Minuten Gegner zu Wort kommen zu lassen, um dem Film den Anstrich von „objektivem Journalismus“ zu geben. Schamlos.

Die Unesco ist natürlich in Blick auf die Kreuzfahrtschiffe wie erwartet eingeknickt, was eindeutig eine politische Entscheidung war, keine technische (die Unesco wird von den Regierungen finanziert). Ich habe darüber in der FAZ geschrieben. 

Die Aufnahme in die Gefährdungsliste der Unesco hätte ein weltweites Echo gehabt, stattdessen aber wurde ein Schritt zurück gemacht. Jetzt haben wir hier in Venedig wieder den gleichen Billigtourismus, der die Stadt benutzt, ihr aber nicht nützt (in diesem Augenblick höre ich gerade, wie ein „Scout“ neue Airbnb-Kunden zu einer Wohnung in unserem Palazzo führt: „If you want, you can use the stairs, otherwise there is an elevator“). Ja, wir sind wieder in die Zeiten vor der Pandemie zurückgefallen. An diesem Wochenende waren so viele Touristen in der Stadt wie sonst nur zu Karneval (und das in Zeiten von Covid … ), drei Viertel davon wie immer Tagestouristen, die Vaporetti waren überfüllt (auch weil immer noch zu wenige Vaporetti eingesetzt werden).

Und als würde all das nicht reichen, wurde auch noch in Venedig bekannt, dass der Kanal für die Erdöltanker nun ohne jede (eigentlich unerlässliche) Umweltprüfung vertieft werden soll, was ein Unding ist – vor allem angesichts der Tatsache, dass wir jetzt selbst im August Hochwasser hatten (1,05 Meter). Die Anlegestelle in Marghera wird also definitiv keine Übergangslösung sein, zumal, wenn dafür 157 Millionen Euro ausgegeben werden. (Remember: Der Bürgermeister von Venedig hat sein Amt als Besitzer eines vierzig Hektar großen Grundstücks in Porto Marghera angetreten, das er dem italienischen Staat für fünf Millionen Euro abgekauft hat – ein Spottpreis für das mit Giftmüll belastete, aber strategisch gut gelegene Areal. Vor allem wenn die Kreuzfahrtschiffe im Industriehafen von Marghera anlegen werden.)

Und weil das an schauerlichen Nachrichten noch nicht reicht, wurde auch noch die von der überwältigenden Mehrheit aller namhaften Antimafia-Staatsanwälten kritisierte Justizreform verabschiedet, die sich selbst Silvio Berlusconi nicht getraut hätte – das Ganze mit den Stimmen der Fünfsterne. Remember: Wenn ein Prozess in den beiden Berufungsinstanzen länger als drei Jahre dauert, was in der überwältigenden Mehrheit der Prozesse der Fall ist, wird der Prozess als „unzulässig“ erklärt. Fertig. Ein Kinderspiel in Italien, weil die Anwälte des Establishments die Prozesse ohne große Mühe in die Länge ziehen können. Das Verbrechen ist nach Ablauf der Frist nicht verjährt, sondern die Strafverfolgung „unzulässig“. Das Vorstrafenregister der Betroffenen bleibt sauber.

Die Fünfsterne stimmten dafür, weil sie noch eine gewisse Anstandsverlängerung für Mafiadelikte durchsetzen konnten, was ihr soeben frisch inthronisierter „Präsident“, der ehemalige Premierminister Giuseppe Conte, als Sieg verkaufte. Und daraufhin versprach, die – mit den Stimmen Fünfsternen immerhin unterstützte Justizreform zu „verbessern“, falls die Fünfsterne bei den nächsten Wahlen wieder ins Parlament gewählt würden. Aber insofern nicht noch ein Wunder geschieht, sehe ich da wenig Chancen, weil die Fünfsterne bei ihren Anhängern ziemlich viel Sympathien verscherzt haben: Bei allen Mammutprojekten, bei denen sie noch im Wahlkampf 2018 Seite an Seite mit den Bürgern kämpften, sind sie eingeknickt, etwa beim TAV (Hochgeschwindigkeits-Zugstrecke von Turin nach Lyon mit einem 57 Kilometer langen Tunnel), dem Tap („Trans-Adriatic Pipeline“, der Gas aus Aserbaidschan nach Europa bringen, unter der Adria hindurchführen und im süditalienischen Apulien enden soll), Ilva (marodes Stahlwerk in Taranto: Wollten sie stilllegen wegen Umweltskandalen und erhöhter Krebsraten bei Anwohnern) oder der Xylella (unter dem Vorwand des Bakterienbefalls gerechtfertigtes Abholzen der zum Teil jahrtausendealten Olivenbäume, um Platz zu schaffen für industriell anbaufähige Olivensorten und Tourismus). Und jetzt haben sie sich auch noch in ihrem ureigensten Terrain, der Justiz, geschlagen gegeben. Tja.

Jetzt aber die guten Nachrichten: Als allererste natürlich die Besprechung in der FAZ: 

Das bringt mich gleich zu der zweiten guten Nachricht: Gerade wurde die fünfte Auflage meines Buches gedruckt!

Dritte gute Nachricht: Mein Buch befindet sich wieder auf der Spiegel-Bestsellerliste (Platz 33). (Sage ich doch: Mein Buch hat etwas von einer Napfschnecke am Felsen oder besser, wie man in Venedig sagt: un cappello cinese).

Vierte gute Nachricht: Nächsten Sonntag geht es los mit Lesungen! Echte Lesungen, mit Menschen!  Die erste findet am 15. August in Potsdam (Öffnet in neuem Fenster) statt. Hier auch alle weiteren Lesungstermine (Öffnet in neuem Fenster), besonders freue ich mich natürlich auch auf meine Buchvorstellung im Literaturhaus (Öffnet in neuem Fenster) der „nördlichsten Stadt Italiens“: in München am 13. September, moderiert wird die Veranstaltung von Kia Vahland.  

Auf die Lesungen freue ich mich sehr, vielleicht gelingt es ja einigen von Ihnen, dort selbst vor Ort zu sein. Bis dahin grüße ich Sie herzlich aus Reskis Republik!

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