Ostern, 13 Jungfrauen und der Irrsinn überhaupt
wünsche ich Ihnen!
Venedig ist, ja, wie man sich die Stadt an Ostern vorstellt: voll. Und zwar in jeder Hinsicht. Der Markusplatz ist vollgestellt mit dreizehn wuchtigen Skulpturen, die sich auf dem Weg vom Dogenpalast zur Basilika aneinander reihen und so der Warteschlange vor dem Markusdom ähneln. Wie im Fatto Quotidiano (Öffnet in neuem Fenster) beschrieben, handelt es sich, wenngleich nicht auf den ersten Blick ersichtlich, um eine Kunstausstellung, die von der Stadtverwaltung und dem Denkmalschutzamt genehmigt wurde: "Las Meninas" des spanischen Künstlers Manolo Valdés (Öffnet in neuem Fenster). 13 "Jungfrauen", inspiriert von dem bekannten Gemälde von Diego Velázquez. Die noch bis zum 15. Juni auf dem Platz stehen und Gegenstand von Selfies und Fotos von Touristen werden: Der Zeitpunkt ist nicht zufällig, denn die Kunstbiennale wird am 20. April eröffnet, und Valdés sucht wie andere Künstler einen Platz in der Stadt, um von dem internationalen Schaufenster, das die Biennale bietet, zu profitieren, ohne eingeladen worden zu sein.
Der Kulturschutzbund Italia Nostra protestierte (Öffnet in neuem Fenster) - und warf der Stadtverwaltung vor, Venedig als Schaufenster zu benutzen - der Stadtrat beendete die Kontroverse kurzerhand mit der Aussage, dass das Denkmalschutzamt zugestimmt habe. Italia Nostra beklagte die "Biennalisierung" Venedigs und argumentierte, dass in Venedig "jeder Ort, ob öffentlich oder privat, eine Gelegenheit zum Ausstellen" sei.
Nebenbei erwähnt, hat sich dieses Phänomen von Bürgermeister ja auch zum Kulturstadtrat ernannt. Für seine Großherzigkeit im Fall der dreizehn Jungfrauen werde die Stadt Venedig mit einer Skulptur beschenkt, die, nach Eigenaussagen angeblich 500 000 Euro wert sei. Tatsächlich schätzte Sothebys sie großherzig auf die Hälfte. Materialwert - auch sehr großzügig geschätzt: 60 000 Euro. Und dafür wird der Markusplatz verschleudert - der, remember, nicht dem Bürgermeister gehört, auch nicht dem Stadtrat, sondern allen Venezianern.
Wenn man bedenkt, dass die Miete eines Restaurants in Venedig in zentraler Lage - aber keineswegs am Markusplatz - 50 000 Euro beträgt, können Sie sich vorstellen, um was für ein wunderbares Geschäft es sich handelt, wenn man den Markusplatz an seiner ikonischen Stelle für wenig Geld mieten kann.
Für die venezianische Kunstgalerie Contini (Öffnet in neuem Fenster) hat sich der Deal tausendfach gelohnt, denn am 28. April zelebriert der Papst seine Messe auf dem Markusplatz - mit den 13 Jungfrauen im Vordergrund, die um die ganze Welt gehen werden.
Und weil das an Irrsinn noch nicht reicht, hat der italienische Ministerrat auf Initiative des Justizministers Nordio beschlossen, den Geisteszustand von Staatsanwälten und Richtern in Zukunft zu testen, mit dem Minnesota-Test (Öffnet in neuem Fenster). Das wundert uns hier nicht sonderlich, hat es doch bereits Licio Gelli verlangt, Gründer der Geheimloge "Propaganda Due" (P2) die einen Rechtsputsch plante und zu deren Mitgliedern auch Silvio Berlusconi gehörte, an der Seite von Militärs, Geheimdienstlern, Mafiabossen und anderen Spitzen der Gesellschaft.
Für Berlusconi waren Richter und Staatsanwälte “doppelt verrückt”: "Diese Richter sind doppelt verrückt! Erstens sind sie politisch, und zweitens sind sie sowieso verrückt. Um diese Arbeit zu machen, muss man geistig gestört sein. Wenn sie diesen Job machen, dann deshalb, weil sie anthropologisch anders sind als der Rest der Menschheit”, sagte Silvio Berlusconi im September 2003 im Interview (Öffnet in neuem Fenster) mit dem englischen Spectator. (Wundern Sie sich nicht über den kuriosen Stil, in dem sich B. ausdrückt, das liegt nicht an der Übersetzung, er hatte es nicht so, mit der Grammatik.)
Ungeachtet aller Mühen schaffte es Berlusconi dennoch nicht, als Ministerpräsident die Tests durchzusetzen. Seinen Traum erfüllt jetzt Giorgia Meloni.
Antimafiastaatsanwalt Nicola Gratteri, der jetzt Generalstaatsanwalt von Neapel ist, sagte dazu (Öffnet in neuem Fenster): “Kein Problem. Aber dann müssten die psychologischen Eignungstests auch bei Personen mit Regierungsverantwortung durchgeführt werden. Und die Eignungstests sollten auch Drogentests und Alkoholtests umfassen, denn wer unter Drogeneinfluss steht, kann nicht nur seine Argumentation ändern, sondern ist auch erpressbar. Und wir machen auch Alkoholtests, denn wer an dem Tag betrunken ist, kann Dinge sagen, die die öffentliche Meinung negativ beeinflussen können.”
Sie sehen: Es wird hier nie langweilig! In diesem Sinne grüßt Sie aus Venedig, Ihre Petra Reski
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