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Konfetti für alle!

Die Süddeutsche Zeitung hat mich um einen Kommentar zum Karneval (Öffnet in neuem Fenster) in Venedig gebeten, und ich bin dem gerne nachgekommen ... Auf meiner Facebookseite (Öffnet in neuem Fenster)habe ich auch die italienische Übersetzung meines Artikels veröffentlicht - damit die Mauer des Stillschweigens hier in Venedig ein paar Risse bekommt.

Bislang hat nur der Espresso einmal über Brugnaros Interessenkonflikte berichtet (Öffnet in neuem Fenster). In Venedig aber herrscht weiterhin omertà, das bewährte Schweigegebot. 

Interessant sind auch die Kommentare unter meinem Artikel, nachzulesen hier (Öffnet in neuem Fenster). Einige davon wie immer in der Art "Ach, jetzt wohnt sie schon in Venedig und beschwert sich immer noch!". Was Venedig betrifft, herrscht eben immer noch ein großes Informationsdefizit. 

Und ja, wandeln ist uns venezianischen Leichen nicht vergönnt in diesen Tagen ... Jedenfalls nicht in venezianischen Gassen. 

Die Wasserparade von Cannaregio, die einzige Veranstaltung, die von den Venezianern noch als die ihre betrachtet wurde, ist, um "große Menschenansammlungen zu vermeiden" dieses Jahr in den Canal Grande verlegt worden. Da sah es gestern so aus: 

Lustig war auch der Tweet des Stadtrats Simone Venturini, der die Wasserparade auf dem Canal Grande lobte: Sie habe "Licht und Mafia" nach Venedig gebracht. Manchmal bringt die Autokorrektur doch eben auch die Wahrheit ans Licht.

Im Fatto Quotidiano war heute ein Lob auf die Investigativarbeit des ZEIT-Redakteurs Ingo Malcher zu lesen, der im vergangenen November eine umfangreiche Recherche über den Erbschaftsstreit der Agnellis (Öffnet in neuem Fenster) veröffentlicht hat. Dazu muss man wissen, dass die Agnelli-Familie für die Italiener aus in Drachenblut gebadeten Göttern besteht, immer noch. Gianni Agnelli starb. Aber die Legende lebt. Und die Agnellis sorgen mit ihrem Erbschaftsstreit dafür, dass jener Mythos von Macht, Geld und Tod, von Leid und Liebe, der die Agnellis seit Generationen umweht, jetzt auch noch um die Gier bereichert wurde.

Margherita Agnelli, die Tochter von Gianni und Marella Agnelli, hat ihre drei Kinder aus erster Ehe - und zu Lebzeiten auch ihre Mutter Marella - verklagt, weil sie befürchtet, beim Erbe betrogen worden zu sein. Aus Margherita Agnellis zweiter Ehe stammen fünf weitere Kinder, die sie bei der milliardenschweren Erbschaft benachteiligt sieht. 

In Genf und in Turin laufen gegenwärtig Prozesse, die die obskure Verwaltung des Familienreichtums klären sollen, bei der auch Offshore-Konten im Spiel sind, von deren Existenz selbst engste Angehörige offenbar lange nichts gewusst haben. Auch fragt sich, ob der Lebensmittelpunkt der Mutter Marella Agnelli, wie sie das angegeben hat, die Schweiz war, oder ob sie nicht viel mehr zwischen Italien und Marokko pendelte. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht das sogenannte Dezember-Vermögen, das auf über 4,6 Milliarden Euro geschätzt wird. "Dicembre", so heißt die Familiengesellschaft, die 30 Prozent an der Fiat-Gruppe hält und Anteile an weiteren Unternehmen. 

Die ZEIT schreibt: "Sollte die Tochter Margherita diese Verfahren gewinnen, könnte 2023 das Jahr werden, in dem der Reichtum der Agnellis neu verteilt werden muss. Das würde auch die Besitzverhältnisse beim Automobilkonzern Stellantis betreffen, in dem Fiat inzwischen aufgegangen ist. Aber nicht nur dort. Die Schockwellen wären auch bei Ferrari, Iveco, Juventus Turin, der italienischen Tageszeitung La Repubblica und der Verlagsgruppe des Wirtschaftsblattes The Economist zu spüren. In all diesen Unternehmen mischen die Agnellis mit."

Weiter ist in der ZEIT zu lesen: "Entscheidend in der juristischen Schlacht zwischen Margherita Agnelli und ihren Kindern könnte sein, was der Privatdetektiv im Berner Oberland herausfinden wollte." 

Und der wurde Opfer eines bewaffneten Überfalls von drei Männern, laut seiner Aussage Leute, die "grobe Sachen gewohnt sind", Italienisch sprachen und ihm bereits zuvor in einer Tiefgarage aufgelauert hatten. 

"Wer den Privatdetektiv in Gstaad verprügelt hat, konnte nicht herausgefunden werden, das Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wurde ausgesetzt. Die Vertrauten der Elkann-Geschwister geben an, nie von dem Vorfall gehört zu haben. Der Privatdetektiv, so sagte er es der Polizei, hat seine Konsequenzen aus seinen Erfahrungen gezogen. Er lasse die Finger jetzt von dem Fall. Zu gefährlich. Lebensgefährlich."

Wir können also auf weitere Folgen der Agnelli-Soap hoffen. 

Konfetti und Luftschlangen werfend grüßt Sie aus Venedig - Ihre Petra Reski

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