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Ich bin gerade aus Positano zurückkehrt – ja, ein Privileg, aber natürlich bin ich wie immer im Dienst der Sache gereist. Das Positano Forum ist laut Jahresbericht der Wilhelm-Kempff-Kulturstiftung (Öffnet in neuem Fenster) eine „Plattform für den Austausch von hochkarätigen Vertreterinnen und Vertretern aus Kultur, Politik und Wirtschaft ins Leben gerufen, gefördert durch das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland“. Es widmete sich dieses Mal der Frage: „Kulturleben und -leiden in Pandemiezeiten – wie gelingt der Neustart in Deutschland und Italien?“. 

An der Hauptstraße von Positano, der Via Wilhelm Kempff, weist diese Tafel auf die Casa Orfeo hin, von wo aus „der große Pianist, Komponist und Maestro Wilhelm Kempff die verborgensten Winkel seines Positano mit großartiger Musik und magischen Klängen erfüllt hat“: Wilhelm Kempff (Öffnet in neuem Fenster) kam nach Positano, um hier ab Ende der 1950er Jahre Meisterschüler zu unterrichten – gratis. Heute ist die Casa Orfeo eine Kulturstiftung, die von Kempffs langjähriger Mitarbeiterin und Vertrauten geleitet wird, Annette von Bodecker, einer grazilen Dame mit Augenlidern wie Greta Garbo. Dank der Stiftung sorgt sie dafür, nicht nur den Geist der Casa Orfeo mitsamt seines Gartens zu erhalten –  sondern auch zum Überleben eines Kulturlebens in Positano beizutragen.

Denn von dem Ruf des mondänen Positano, als der Schriftsteller John Steinbeck im „Covo dei Saraceni“ feststellte, dass die Welt hier senkrecht steht, Roberto Rossellini mit Ingrid Bergmann durch die Gassen spazierte und Nurejew im Innenhof des Palazzo Murat tanzte, ist nichts mehr übriggeblieben. Anders als früher, als ganze Künstlerkolonien an die Amalfiküste zogen, weil es hier nicht nur zum Sterben schön, sondern auch spottbillig war – ist Positano heute nicht nur so reich, dass Künstler es sich heute nicht mehr leisten können, sondern hat seine Seele schon vor langer Zeit verkauft, zuletzt auch an Airbnb. Die touristische Monokultur hat  jede Spur von Leben jenseits der Bedürfnisse von Massentourismus beseitigt. 

Mir kommt die Ehre zu, Annette von Bodecker als Freundin bezeichnen zu dürfen. Kennengelernt haben wir uns im Jahr 2008 im Goethe-Institut in Neapel, wo ich zusammen mit dem Antimafia-Staatsanwalt Franco Roberti mein Buch „Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern“ vorstellte – daran kann man erkennen, dass Annette von Bodecker eine umfassend interessierte Person ist, die Italien liebt und mit Italien leidet. 

In Positano sprach ich darüber, dass Venedig die Moderne ist - wenn man sie richtig versteht: Gemeint ist die Tatsache, dass das im Frühjahr (als wir alle noch glaubten, aus der Pandemie geläutert hervorzugehen) viel gerühmte Viertelstunden-Konzept (Öffnet in neuem Fenster)  (eine Stadt soll künftig ohne Auto leben, alles soll in einer Viertelstunde erreichbar sein: Arbeitsplätze, Wohnungen, Krippe, Spielplatz und Läden, alles soll miteinander verknüpft sein) in Venedig 1600 Jahre lang erfolgreich praktiziert wurde. Bis es erst von dem bedingungslosen Glauben an eine Modernität und schließlich vom  Bekenntnis zum touristischen Fundamentalismus zerstört wurde. Folglich ist es eine Ironie der Geschichte, dass der Titel der diesjährigen Architekturbiennale sich mit „How will we live together?“ eine Frage stellt, die Venedig eigentlich schon längst beantwortet hatte.

Genau darüber habe ich in der Sendung „Venedig – Ausverkauf einer Traumstadt“ (Öffnet in neuem Fenster) gesprochen, wo ich als Studiogast eingeladen war, jetzt können Sie sich die Sendung auch online ansehen. 

Bis Ende des Jahres habe ich noch drei Lesungen im Programm: Am 31. November, nächsten Sonntagabend in Pfaffenhofen, im Festsaal des Rathauses,  Karten können hier vorbestellt werden (Öffnet in neuem Fenster). (Der Zugang zur Veranstaltung wird streng kontrolliert und neben "geimpft" und "genesen" werden nur negative PCR-Tests akzeptiert. Zur Belohnung darf man der Lesung ohne Maske folgen!)

Eine Woche später bin ich in Ansbach, wo ich am 7. November  mit meinem Venedig-Buch die „Lesart“ eröffne (Öffnet in neuem Fenster), die Literaturtage von Ansbach. Dann folgt am 19. November noch eine Lesung in Detmold (Öffnet in neuem Fenster), und ja, falls Sie mein Buch an Weihnachten verschenken wollen, denken Sie früh genug daran, zumindest, so lange Papier da ist, (Öffnet in neuem Fenster) kein Witz. 

Gerade war ich noch im Museo Correr, um mir die Ausstellung über Francesco Morosini (Öffnet in neuem Fenster) anzusehen, dem großen venezianischen Feldherrn und Dogen. Beeindruckt hat mich vor allem seine - mumifizierte - Katze Nini, samt Maus. Allein sie wären schon ein Romanstoff.

A propos Museum Correr: Seitdem ich es zum ersten Mal betrat, hängt mein Herz an diesem Bild eines "unbekannten venezianischen Künstlers": 

Es heißt "Die Herkuleskräfte". Genau die benötigen wir in diesen Zeiten. 

Herzlichst grüßt Sie aus Venedig, Ihre Petra Reski 

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