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Mukiku Tag 6

Nachdem das Wochenende nun hinter uns liegt kam der Montag wie immer mit voller Wucht. Der einzige Unterschied: Statt Schreibtisch und Pressearbeit stand „Outdoor individuell“ auf meinem Plan.

Was das ist? Ich weiss es auch nicht. Meine Frage wurde damit beantwortet, dass ich einen Schrittzähler in die Hand gedrückt bekam und postwendend nach draussen komplimentiert wurde.

Das wiederrum finde ich ja nun nicht dramatisch: Ein Spaziergang an der Nordsee bei Sonnenschein scheint doch deutlich angenehmer als Statistikzahlen und Mails.

Outdoor statt Outlook lass ich mir gefallen.

Auf dem Weg traf ich viele der anderen Mamas hier, die jeweils wie verrückt die Promenade auf und ab liefen. Ein bisschen sah das aus wie ein total missglückter Staffellauf. Verwirrte Blicke, verirrte Schritte - gepaart mit gelegentlichen verstohlenen Blicken auf die anderen. 

Bundesjugendspiele für Erwachsene quasi.

Eine Mutter beobachtete ich sogar dabei, wie sie – während sie mit einer Hand an ihrer Zigarette zog – die andere auf und ab bewegte, als würde sie ein imaginäres Fenster putzen.
Eine Füchsin, wie mir scheint: Der Schrittzähler war offenbar leicht zu überlisten.

Apropos andere Mütter… natürlich konnte ich es kaum lassen, aus dem ganzen eine kleine Sozialstudie zu machen und zu schauen, in welche Schublade ich wen kategorisieren kann. (Ich hoffe ihr wisst, dass das nicht ernst gemeint ist – ich mag keine Vorurteile und versuche immer unvoreingenommen zu sein.)

Hier gibt es Eltern, die in jeder Suppe ein Haar finden und das auch lautstark kund tun. Hier ist die Schüchterne, die Zurückhaltende, die Vorlaute (Anm. d. Redaktion: Ähnlichkeiten zu Personen, beispielsweise solchen, die diesen Text gerade schreiben sind nicht beabsichtigt), die Ruhige und die EverybodysDarling. Hier trifft Fraktion Schlafanzug all day long auf Fraktion Stöckelschuhe auf dem Catwalk zum Kindergarten. Roter Lippenstift trifft auf Batic Shirt und Leistungssport auf Couch-Potatoe-tum.

Natürlich macht auch genau das das Ganze ungeheuer spannend. 

Was auch spannend ist ist allerdings auch die Frage, wann uns der erste uns unbekannte Virenstamm erwischt: Denn hier kommen ja nicht nur Menschen, Meinungen, Lebenseinstellungen und Stile aus dem ganzen Bundesgebiet zusammen… hier wift man auch die Viren aus allen Ecken Deutschlands in einem Kniffelbecher, schüttelt gut durch und spukt dann den Tusch aus. Wehe den, den der Würfel trifft!

Letzte Woche, so erzählte Mrs. Roter Lippenstift (sorry, ich weiss deinen Namen nicht) mir heute, war unser Flur in der ersten Etage zweigeteilt: Links Magen/Darm, rechts Mittelohrentzündung. Heureka!

Ich hoffe das besondere „Reizklima“ hier (was alle reizen soll herzukommen) rettet uns irgendwie.

Jedenfalls, um zu meinen sonstigen Montagen zurück zu kommen: Wenn ich das nächste Mal auf die Idee kommen sollte, mir selbst eine MukiKur vorzuschlagen, werde ich meinen Chef bitten mich (natürlich metaphorisch) an meinen Schreibtisch zu fesseln.

Denn dort werde ich voraussichtlich nach der Kur sehr lange Zeit sein, wenn es wieder heisst: Outlook statt Outdoor.

Hoffentlich sind wir dann gesund und ohne ein besonderes Kur-Souvenir namens Virus-to-go.

Rette sich, wer kann! 

Bis morgen!

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