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Pause-Record-Play 30.01.2025

Die Hoffnung stirbt zuletzt
„… Last May, in Addis Ababa, I convened a meeting of Heads of African States and Governments. In three days, the thirty-two nations represented at that Conference demonstrated to the world that when the will and the determination exist, nations and peoples of diverse backgrounds can and will work together. In unity, to the achievement of common goals and the assurance of that equality and brotherhood which we desire. On the question of racial discrimination, the Addis Ababa Conference taught, to those who will learn, this further lesson: That until the philosophy which holds one race superior and another inferior is finally and permanently discredited and abandoned; That until there are no longer first-class and second-class citizens of any nation; That until the color of a man's skin is of no more significance than the color of his eyes; That until the basic human rights are equally guaranteed to all without regard to race; That until that day, the dream of lasting peace and world citizenship and the rule of international morality will remain but a fleeting illusion, to be pursued but never attained…“

Aus einer Rede von Tafari Makonen, besser bekannt als Emperor Haile Selassie I, Regent (Enderase, 1916–1930) und letzter Negus Negesti (Kaiser) von Äthiopien (1930–1974) vor der UNO Hauptversammlung 1963

Zugegeben, dass ich 2025 eine Rede von Haile Selassie zitiere, die 1976 als Rohmaterial in den Bob Marley & The Wailers Titel „War“ eingeflossen ist, hätte ich mir bis vor Kurzem nicht denken können. Zu basic, zu selbstverständlich die Botschaft, zu vermeintlich banal das Politische, für das Selassie und Bob Marley, der große Pop-Populist der späten 1970er hier stehen.
Ähnlicher Grundsatz-Kanon wie ein unbedingter Anti-Faschismus, den ich bis vor nicht allzu langer Zeit auch für einen Konsens unserer Gesellschaft hielt, der zu den Mindestanforderungen eines Post-Nazi deutschen (und auch allgemein "westlichen") Selbstverständnisses gehört.

Wie man sich täuschen kann, war in den letzten Wochen erfahrbar.

Dunkle Zeiten, in denen Wille und Entschlossenheit vieler Politiker offenbar nicht mehr Träume dauerhaften Friedens, von Weltbürgertum und Regeln einer internationalen Moral beinhalten.

Darum also diese Newsletter Eröffnung. Aufhänger war ursprünglich nur der erste Todestag von Wailers-Musiker Aston "Family Man" Barrett am 03.02., um hier an diese von seinem Bassspiel mitbestimmte Nummer zu erinnern.

https://youtu.be/vPZydAotVOY?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

Ansonsten erstmal Happy Mond-Neujahr, willkommen im Jahr der Schlange und jetzt zu den weiteren "News", diesmal mit diesen Mitschnitten:

  • Zwei Neuerscheinungen und ihr Genre: John Glaciers "Like A Ribbon", Jeshis "Airbag Woke Me Up" und eine Playlist mit UK Hip Hop Highlights der letzten Monate

  • Zum 50. Todestag von Uum Kulthum

  • Moat Music: Die aktuelle Wochenkarte der Canteen

  • Live im Februar: Musik IRL - Touren/Live Show, die ihr im kommenden Monat besuchen könntet

  • Und sonst: Happy Bdays Big Boi (Outkast) und Melody Gardot / Der 50. Todestag von Jump Blues Legende Louis Jordan

UK Hip Hop

Foto der Musikerin John Glacier
John Glacier (Foto © Jurga Ramonaite)

UK-Rap begleitet mich nun seit weit über 30 Jahren und irgendetwas an den Akzenten der britischen Insel, irgendetwas an den musikalischen Einflüssen von Reggae, Dub und Drum&Bass, irgendwas an der Euro-Nähe von UK Hip Hop zieht mich immer wieder in seinen Bann.
Zeit für einen aktuellen Blick auf das Thema. Anlaß sind zwei Alben, die mir sehr gut gefallen. Das eine ist gerade erschienen, das andere kommt in Bälde.

Foto des Musikers Jeshi
Jeshi (Foto © Samuel Ibram)

Letzten Freitag erschien das Album "Airbag Woke Me Up" von Jeshi, das zweite Album des Londoner Rappers, der mit "Universal Credit" 2022 bereits punkten konnte und mit seinem neuen Werk einen weiteren Beitrag zur UK Rap Geschichte im Langspielformat vorlegt. UK Rap oder UK Hip Hop ist, wie Autor David Kane in "What Do You Call It? From Grassroots to The Golden Era of UK Rap" (2024, Velocity Press. Mit Cover-Design von Trevor "Underdog" Jackson) (Öffnet in neuem Fenster) schreibt, "geprägt durch die Sound System Kultur, inspiriert von Punk, beschleunigt durch Rave und hat sich von Britcore Ende des letzten Jahrhunderts über UK Hip-Hop und Trip-Hop entwickelt zu Garage, Grime und Drill". Tatsächlich lassen sich die verschiedene, spezifisch britischen Einflüsse der UK Szene bei Jeshi bestens wiederfinden. Sogar eine Gothic/Bauhaus-artige Basssline hat im Track "Hurricane (feat. Leilah)" ihren Weg auf das Album gefunden. Das macht als Ganzes viel Spaß , was bei Hip Hop immer noch eine Kunst ist, die nicht viele beherrschen. Jeshi kommt im Februar auf Tour nach Hamburg, Berlin und Köln.

Während Jeshi mit seinem Album eher in klassischer UK-MC Tradition steht und seine Tracks diesmal überwiegend mit den Produzenten JD Reid und Dom Valentino realisiert hat, und bei allen Genre-Ausflügen im Kern Rap-Musik macht, lässt sich die als John Glacier auftretende Musikerin eher in ein Trip Hop Kontinuum einordnen, aber letztendlich nicht auf ein Genre festlegen. Auf ihrem Debut "Like A Ribbon" (erscheint am 14.02.) vermengt sich Spoken Word mit Elektronik, dichter Atmosphäre und toller Produktion von Kwes Darko (bekannt durch seine Tracks für Slowthai).

John Glacier betreibt neben der Musik eine erfolgreiche Karriere im Fashion-Umfeld und dürfte 2025 noch einige Aufmerksamkeit bekommen, die sie auch unbedingt verdient.

Inspiriert durch diese beiden Album Neuerscheinungen hab ich aus meinen UK Hip Hop Favoriten der letzten Monate eine Playlist zusammengestellt, die ihr hier (Öffnet in neuem Fenster) finden könnt (Spotify und Tidal). Sortierung ist nach Album/EP alphabetisch, feel free zu shufflen.

https://sdz.sh/YQfbQ3 (Öffnet in neuem Fenster)

Uum Kulthum † 03.02.1975

Foto der ägyptischen Sängerin Uum Kulthum for der Sphinx 1969
Umm Kulthum photographed by Sphinx in Giza, Egypt in 1967

Es ist schwer, der ägyptischen Sängerin Uum Kulthum mehr Bedeutung für die Welt der arabischen Musik zuzumessen, als sie verdient. Zur Beerdigung der Über-Ikone gingen geschätzte vier Millionen Menschen in Kairo ihr zu Ehren auf die Strasse und noch heute ist ihre Musik omnipräsent. Sie war ein Symbol der neuen arabischen Welt, die nach dem Ende des Kolonialismus entstand und inzwischen bereits größtenteils wieder verschwunden ist.

Funeral procession for Umm Kulthum in Cairo 1975

Hier eine tolle Dokumentation aus dem Jahr 1996 (Öffnet in neuem Fenster), erzählt von niemand geringerem als Omar Sharif.

https://youtu.be/uLfONsv8BEI?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

Moat Music: Die Wochenkarte der Canteen (ByteFM) vom 27.01.

Newsletter-Autoren-Selfie der Woche

Geschmack als Burggraben oder Schlechte Zeiten, gute Musik: jede Menge gegenwärtige Tracks und eine Handvoll Jubiläums-Alben fügen sich in eine Playlist u.a. aus Sounds zwischen Pub Rock, Alternative, kolumbianischem Indie-Sound, Brit Pop, Jazz-Artigem, Folktronischem und etwas, das ein Info „introspektive Partymusik“ nennt.

60 Jahre Horace Silvers "Song For My Father", 50 Jahre Dr. Feelgoods "Down By The Jetty" und Gil Scott-Heron & Brian Jacksons "The First Minute Of A New Day" , 40 Jahre Yellos "Stella" und 30 Jahre Leftfields "Leftism" bringen Musikgeschichte ins Spiel, Tracks von Mess Esque, The Devil Makes Three, Los Pirañas, Damon Locks und Butcher Brown nehmen die nahe Zukunft schon mal in den Blick.

Wiederholung „on air“ wie immer Sonntag um 15:00 Uhr und wie alle Sendungen bei ByteFM für „Freunde von ByteFM“ = Mitglieder im Förderverein des Senders dort im Archiv abrufbar.

Hier die Playlist vom 27.01.:

  1. Nilipek. - Sırf Kırabilmek İçin ("Uydurduğumuz Oyunlarla", Nilipek.)

  2. Daughter - Party (Middle Farm Session) ("Middle Farm Session", 4AD)

  3. Mess Esque - Take Me To Your Infinite Garden ("Jay Marie, Comfort Me", Drag City)

  4. Throwing Muses - Drugstore Drastic ("Moonlight Concessions", Fire)

  5. Dr. Feelgood - Roxette ("Down By The Jetty", United Artists)

  6. The Devil Makes Three - Spirits ("Spirits", New West)

  7. La Sonora Mazurén - Conciencia Al Escape ("Magnetismo Anímal", Barbes)

  8. Los Pirañas - El Nuevo Prometeo ("Una Oportunidad Más De Triunfar En La Vida", Glitterbeat)

  9. Black Flower - Synesthetic ("Kinetic", Sdban)

  10. Juniore - Marche (Al Baabi Dub Remix) ("Dub Remixes & Instrumentals", Le Phonographe)

  11. Rose City Band - La Mesa ("Sol Y Sombra", Thrill Jockey)

  12. Butcher Brown - Ibiza ("Letters From The Atlantic", Concord Jazz)

  13. The Sure Fire Soul Ensemble - Las Olas ("Gemini", Coalmine)

  14. Benjamin Booker - Rebecca Latimer Felton Takes A BBC ("Lower", Fire Next Time)

  15. Damon Locks - Reversed ("List Of Demands", International Anthem)

  16. The Midnight Band: Gil Scott-Heron & Brian Jackson - Winter In America ("The First Minute Of A New Day", Arista)

  17. The Horace Silver Quintet - Song For My Father ("Song For My Father (Cantiga Para Meu Pai)", Blue Note)

  18. Big Boi - All Night ("Boomiverse", Epic)

  19. Villagers - A Matter Of Taste ("Mountain Out Of A Molehill / A Matter Of Taste", Domino)

  20. Tunng - Everything Else ("Love You All Over Again", Full Time Hobby)

  21. Yello - Sometimes (Dr. Hirsch) ("Stella", Vertigo)

  22. Leftfield - Original ("Leftism", Hard Hands)

Live im Februar: Musik IRL
Touren/Live Shows, die ihr im kommenden Monat besuchen könntet

Ein Hamburger Pflicht-Termin ist natürlich das Groove City Fest (Öffnet in neuem Fenster)im Knust am 06.02. und 7.02, für das der Hamburger Plattenladen Top-Acts am Start hat: Kelly Finnigan & The Atonements und Bobby Oroza, sowie die Flammer Dance Band. Zeitgenössischer Retro-Soul und mehr.

Weitere Termine in Kürze:

Immersive Elektronik mit spektakulären Visuals.
Max Cooper
ab 06.02 in Berlin, Hamburg,München, Frankfurt (Öffnet in neuem Fenster)

Alle Dates des „Romantic Soul/R&B musicians“
Bobby Oroza
ab 07.02. in Hamburg, Schorndorf, München, Berlin (Öffnet in neuem Fenster)

Die Stereolab-Musikerin solo
Laetitia Sadier
ab 15.02. in Schorndorf, Frankfurt, Köln, Hamburg, Berlin (Öffnet in neuem Fenster)

Aktueller UK Hip Hop (s.o.)
Jeshi
ab 21.02. Hamburg, Köln, Berlin (Öffnet in neuem Fenster)

Der Low-Gründer solo, drei Jahre nach dem Tod seiner Partnerin Mimi Parker
Alan Sparhawk
ab 24.02. in München, Berlin (Öffnet in neuem Fenster)

Der spät-erblühende Punk/Post-Punk/Psychedlic Rocker
Peter Perrett
am 24.02. in Berlin (Öffnet in neuem Fenster)

Und sonst:

Zum 50. Geburtstag von Antwan André Patton alias Big Boi (Outkast) am 01.02. hier eine YouTube Playlist mit einigen der Videos aus seiner Solo-Karriere und aus dem Outkast Oeuvre: ATLiens 1996, Rosa Parks 1998, B.O.B. 2000, Bowtie und The Way You Move 2003 (alle Outkast), Kill Jill und All Night (Big Boi solo), 2017

https://youtube.com/playlist?list=PLdReugA7SpUYI95TAitU10aPzIkPkgkxU&feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

Happy 40. Bday am 02.02. Melody Gardot: Same To You 2015

https://youtu.be/Jb3lTVL7qM8?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

Am 04.02. jährt sich außerdem der 50. Todestag von Jump Blues Legende Louis Jordan, der schon gerockt hat, als die erste Generation der Rock'n Roller noch im Kindergarten war:
Caldonia 1946#

https://youtu.be/b5TZcgzirMI?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

und I Know What You're Putting Down 1947

https://youtu.be/hlfQlPoZsyQ?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)

Und damit genug für die Woche. Bye Bye!

Christian

https://steadyhq.com/de/pause-record-play/newsletter/one_more_step (Öffnet in neuem Fenster)