Pause-Record-Play 31.01.2025
Sonder-Ausgabe: RIP Marianne Faithfull
Vonwegen wöchentlicher Newsletter: Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, heute mal eine Zwischenmeldung zu versenden.
No Spam intendend, aber als ich gestern den Newsletter dieser Woche verschickte, erreichte mich erst direkt im Anschluß die Meldung vom Tod Marianne Faithfulls.
Als großer Bewunderer dieser Künstlerin nehme ich mir darum heute die Freiheit heraus, euch mit einem Extra-Aussand zu belästigen.
Da ich noch neu bin im Newsletter-Spiel, bitte gerne Feedback, ob ich das zukünftig lieber über eine eigene “Extra-Liste”, also mit zusätzlichem OK meiner Subscriber machen sollte.
Ich verspreche aber, so etwas nur im wirklich besonderen Ausnahme-Fall zu tun, also vermutlich vor allem, wenn jemand unbedingt Bemerkenswertes gestorben ist.
Wie Marianne Faithfull.
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So sehr die Gegenwart von weiblichen Pop-Idolen geprägt sein mag, so wenig wurde deren Vorgängerinnen in den letzten Jahrzehnten der Respekt gezollt, der ihnen zusteht. Marianne Faithfull und ihr Schaffen sind jedenfalls nie genug zu würdigen. Zu ihre Tod darum also hier diese Erinnerung, zusammengesetzt aus einer Playlist, dem Text zu einer Sendung über ihre Karriere, die ich vor einigen Jahren gemacht habe und einer kleine nAuswahl an Videos.
Was fehlt ist eine Würdigung ihrer Karriere als Schauspielerin, von den Theater-Auftritten in den 1960ern und später bis zu den Filmen wie der Hanif Kureishi-Verfilmung “Intimacy” von 2001, Sofia Coppolas “Marie Antoinette” 2006 oder ihre Hauptrolle im Film “Irina Palm” von 2007.
Ich habe 2021 auf ByteFM zu ihrem 75. Geburtstag eine School of Rock über diese Lieblingskünstlerin produziert (Für Mitglieder des Fördervereins hier abrufbar (Öffnet in neuem Fenster)).
Für diese Sendungen erstelle ich als Vorbereitung Playlisten mit einer Vorauswahl. Für Marianne Faithfull hatte die bereits viel zu bieten.
Hier ein Link für Spotify und Tidal (hört ihr eigentlich auf weiteren Streaming Plattformen?) zu Ehren dieser tollen Musikerin (chronologische Reihenfolge; leider fehlt auf den Streaming Plattformen die geniale 1976er Country-Nummer "Dreamin' My Dreams", damals Nr. 1 Hit in Irland).
Hier der Text zur Sendung:
Marianne Faithfull ist eine in bereits sechs Jahrzehnten aktive, andauernd relevante Veteranin der Popkultur, die als Interpretin musikalische Maßstäbe gesetzt, Stile geprägt und mit den spannendsten Musikern mehrerer Epochen gearbeitet hat.
In den 1960ern wurde sie zunächst ein Inbegriff der verführten blonden Unschuld aus besserem Hause und ein Pop-Hit des Swinging London. Sie verkehrte in Kunstkreisen, schauspielerte in Filmen und auf der Bühne, war Sixties-Sexsymbol und, wie man so sagte, Rock-Muse, vor allem während ihrer spektakulären, mehrjährigen Beziehung mit Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger. Musikalisch stand sie für einen sehr englischen Pop/Folk-Crossover, der Teil der British Invasion wurde.
In den 1970ern war sie gebrochener Junkie, ein gefallener Engel, teilweise quasi obdachlos und erhob die inzwischen interessant ruinierte Stimme nur kurz für eine in Irland erstaunlich die Nummer 1 der Charts erreichende Country-Platte. Am Ende der Dekade erfand sich Marianne Faithfull als herbe Schönheit mit raubeinig-poetischen Texten und Post-Punk/Synth-Pop/Reggae-beeinflussten Tracks bei Island Records erfolgreich neu. Mit der Single „The Ballad Of Lucy Jordan“ und dem Album „Broken English“ landete sie einmalig auch in den Top 10 diverser kontinental-europäischer Charts.
In den 1980ern überwand sie ihre Heroinsucht und traf Hal Willner, mit dem sie kongeniale Kurt-Weill- oder Tom-Waits-Kathleen-Brennan-Interpretationen produzierte und ihre spezielle Art des Neo Noir Chansons begründete.
In den 1990ern arbeitete sie mit Musikern wie dem David-Lynch-Filmmusik-Komponisten Angelo Badalamenti und dem Produzenten Daniel Lanois, in den 2000ern mit alternativen Stars wie Beck, Blur, Jarvis Cocker, PJ Harvey und Billy Corgan.
Seither, in den 2010ern, gab es Platten mit Stücken u. a. von Nick Cave und Mark Lanegan sowie Produktionen mit Warren Ellis, zuletzt 2021 das rezitative Album „She Walks In Beauty“, auf dem Marianne Faithfull klassische Gedichte der englischen Literatur vorträgt.
In den 60 Minuten dieser Sendung versucht Christian Tjaben anhand einiger Höreindrücke dieser Künstlerin ihre Wandlungen zu zeigen, vor allem aber sich vor ihrer künstlerischen Leistung zu verbeugen, die zu oft nur als Reaktion, als kathartische Erwiderung auf die misogynen Epochen gedeutet wird, die Marianne Faithfull überlebt hat. Dabei hat sie eine Persona geschaffen, die weitaus interessanter und vielseitiger ist als die Stereotype, in denen sich ihre männlichen Zeitgenossen meist lebenslang eingenistet haben.
Und zum Schluß noch ein paar Videos und damit von mir Bye Bye - Christian
Something Better 1968 (Aus: The Rolling Stones Rock and Roll Circus) :
https://youtu.be/JIg49PAM2CY?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)
Dreaming My Dream 1976:
Broken English 1979 (Derek Jarman):
https://youtu.be/f2tbc81Ujno?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)Sweetheart 1981:
https://youtu.be/dJEnYZMKku8?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)Strange Weather 1989:
https://youtu.be/YqoM4euYOfs?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)Working Class Hero 1995:
https://youtu.be/yCn_6RBe0X4?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)Down From Dover 2009:
https://youtu.be/63aWwElocKA?feature=shared (Öffnet in neuem Fenster)