Jaylen Browns linke Hand
Herzlich Willkommen zu meinem Newsletter! Bevor wir mit der Premiere loslegen, möchte ich einmal kurz erklären, worum es hier geht und was es hier in Zukunft so zu erwarten gibt.
Ich will zum einen eine übersichtliche Möglichkeit haben, um wöchentlich mitzuteilen, was ich wo geschrieben und welche Podcasts ich aufgenommen habe. Das ist allerdings nur ein Teil des Newsletters, ein verhältnismäßig kleiner.
Wichtiger ist: In jeder Ausgabe soll es einen exklusiven Text geben. Ich werde ein monatliches Power Ranking über den Newsletter veröffentlichen, außerdem plane ich Spieler-Analysen, ein Mailbag-Format und noch einige weitere Formate. Lasst euch überraschen, schickt mir gern auch Feedback, was euch gefällt bzw. zu welchen Themen ihr gerne mehr lesen wollt.
Ich möchte das Ganze als Plattform nutzen, um zu experimentieren und zu machen, was mir gerade in den Sinn kommt. Quasi wie Alperen Sengün, wenn er zu einer Aktion ansetzt, selbst wenn der Ball dabei vielleicht auch mal auf die Tribüne fliegt. Nur, dass ich keinen Ime Udoka habe, der mich dafür auf die Bank setzen und zusammenstauchen kann. Wobei: Vielleicht seid ihr als Leser die Udokas?
Naja. Auf geht’s!
Es waren ein paar aufregende Tage in der NBA, insbesondere für Fans von gewissen Teams in der Eastern Conference. Celtics-Fans sahen erst, wie sich der andere vermeintliche Topfavorit im Osten mit Damian Lillard verstärkte, und konnten sich wenige Tage später darüber freuen, dass diese Transaktion wiederum ermöglichte, dass Jrue Holiday von jetzt an für Boston aufläuft.
Ich habe bei ran.de geschrieben, warum Holiday in Boston so ideal reinpasst (Öffnet in neuem Fenster) und das Team meiner Ansicht nach wieder zum komplettesten der Liga macht. In der zugehörigen Folge vom Korbjäger Podcast (Öffnet in neuem Fenster) erschrak Max gewissermaßen, weil ich mich so euphorisch anhörte. War ich auch. Ich bin nach wie vor ein großer Fan dieses Deals und denke, dass die Celtics ihre Chance, in den kommenden beiden Jahren Banner #18 zu holen, deutlich erhöht haben.
Dann kam dieses Video, um uns alle zurück auf den Boden zu holen.
https://twitter.com/basketbllnews/status/1709591494192242758 (Öffnet in neuem Fenster)Die folgenden Fragen kommen mir dazu in den Sinn:
1. Wer hielt es für eine gute Idee, dieses Video auf dem offiziellen Feed der Celtics zu veröffentlichen?
2. Ist Jaylen Brown der Mario Basler der NBA („den linken Fuß habe ich nur zum Geld abholen“)?
3. Hat Jaylen Brown nach einer Offseason, in der die ganze Welt über seine fehlende linke Hand gesprochen hat und selbst gegnerische Spieler offen über den Game-Plan gegen ihn („schickt ihn nach links“) geplaudert haben, nicht an seiner linken Hand gearbeitet, oder wurde hier nur ein unglücklicher Moment erwischt (was uns zurück zu Frage 1 führen würde)?
4. Spielt es eine Rolle?
Die letzte Frage ist die entscheidende. Natürlich wäre es schön, beim Spieler mit dem (für ein knappes Jahr) größten Vertrag der NBA-Geschichte keine offensichtliche Schwachstelle ausmachen zu können. Brown ist bisher in jedem seiner NBA-Jahre ein besserer Spieler geworden, aber gewisse Makel sind nach wie vor da.
Er ist kein allzu guter Passer und zu wild als Ballhandler, gerade bei Drives. Per nba.com/stats ist er unter allen 51 Spielern, die vergangene Saison mindestens zehn Drives pro Spiel verzeichneten, auf Platz 46 bei der Assist-Rate und auf Platz 44 bei der Turnover-Rate. In den Playoffs leistete er sich die siebtmeisten Turnover pro Drive und spielte dabei die drittwenigsten Assists (bei 27 Spielern mit wenigstens 10 Drives). Das ist eine komische Kombination. Brown taucht in beiden Kategorien am falschen Ende auf, weil er einerseits nicht die beste Übersicht hat und andererseits oft schon den Ball verliert, bevor er dran denken kann, zu werfen oder zu passen. Es hat schon Gründe, warum er in seiner Karriere sowohl in der Regular Season als auch in den Playoffs nur minimal mehr Assists als Turnover verzeichnet hat. Seine acht Ballverluste in Spiel 7 gegen Miami sind das beste, waren allerdings bei weitem nicht das einzige Anschauungsbeispiel dafür.
Und gleichzeitig … es ist nicht so, dass Brown in den Playoffs nicht funktionieren würde. Sein Ruf hat unter der zugegebenermaßen schwachen Serie gegen Miami unverhältnismäßig gelitten; über die vergangenen Jahre war er jedoch in deutlich mehr Serien ein klar positiver Faktor für Boston, trotz der Schwächen. Seine Athletik und sein erster Schritt in Kombination mit dem zumeist exzellenten Wurf (in fünf seiner letzten acht Playoff-Serien traf Brown über 40 Prozent von draußen, auch in den Conference Finals 2022 gegen Miami) machen ihn zu einer exzellenten zweiten Option und einem Spieler, der überragend attackieren kann, wenn anderswo schon ein Vorteil kreiert wurde. Gerade dann, wenn er nicht vom besten Wing-Defender der gegnerischen Mannschaft verteidigt wird.
Die gute Nachricht ist: Das wird in der kommenden Saison häufiger der Fall sein als vorher. Wenn Brown mit Holiday, White, Porzingis und Tatum (oder zwei oder drei aus diesem Quartett) auf dem Court steht, muss er nicht derjenige sein, der andere in Szene setzt oder der permanent Vorteile kreiert – vielmehr muss er der explosivste Spieler auf dem Court sein, der Vorteile ausnutzt und rotierende Defense attackiert, eher am Ende als am Anfang einer Possession.
Eigentlich sollte es ihm absolut entgegenkommen, sozusagen die Celtics-Version von Prime Klay Thompson zu werden – ein Spieler, der offensiv nicht alles kann oder machen muss, aber überragend in seiner Rolle ist. Weniger Shot Creator, mehr Play Finisher. Vielleicht ist es perfekt für Brown, seinen Aufgabenbereich im neuen Celtics-Setup ein bisschen zu simplifizieren – vielleicht ist das auch ein Kalkül dahinter gewesen, noch einen zusätzlichen starken Ballhandler ins Team zu holen.
Vielleicht lasse ich mich von einem 14-sekündigen Clip auch zu sehr triggern.
Was ich diese Woche veröffentlicht habe:
Im Korbjäger Podcast sprachen wir am vergangenen Montag über den Holiday-Trade. Hier geht’s zur Folge.
https://www.youtube.com/watch?v=CMzrC7yputk (Öffnet in neuem Fenster)Am Freitag leerten wir via Doppelfolge unser Postfach. Teil 1 erschien auf unserem öffentlichen Feed (Öffnet in neuem Fenster), Teil 2 kam exklusiv für Korbjäger-Supporter bei Patreon (Öffnet in neuem Fenster).
Bei Hall of Game erschien vergangene Woche unsere Folge zu Dave Bing. Wer dieses Projekt noch nicht kennt: Hier findet ihr alle Infos dazu. (Öffnet in neuem Fenster) Als nächste Legenden haben wir übrigens schon Dwyane Wade und Rick Barry in der Pipeline. Beide sind überraschend vulgär.
Bei ran.de (Öffnet in neuem Fenster) erschien heute meine Kolumne zu den Dallas Mavericks (Öffnet in neuem Fenster) und dem Druck, der die Franchise begleitet. Gutes Timing übrigens: Pro7/Sat.1 hat sich die Rechte gesichert, um die NBA zurück ins deutsche TV zu bringen. Das Testspiel der Mavs vs. Real Madrid gibt's heute auch schon bei den Kollegen auf ran.de (Öffnet in neuem Fenster) im Livestream zu sehen.
Soundtrack der Woche
„Shake you out your J's made your ankle roll / Do you dirty like Kobe did Jalen Rose“
Roc Marciano ist der Beste.
https://open.spotify.com/intl-de/track/2dy1mzIabutlEgzzxGdsww?si=92ca1d521d0b41db (Öffnet in neuem Fenster)Bis zum nächsten Mal!