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OK COOL streichelt... die Schlammkrabbe aus Skyrim

Liebe Menschen da draußen,

in der ersten Ausgabe von "OK COOL streichelt" nähern wir uns mit freundlich erhobener Streichelhand der Schlammkrabbe, eine der verbreitetsten Tierarten in der Welt von Skyrim. Sie bewohnt vor allem Bach- und Flussufer und reagiert auf vorbeischlendernde SpaziergängerInnen durchaus aggressiv.

Um herauszufinden, was passieren könnte, wenn ich eine dieser Krabben in der echten Welt streicheln würde, telefonierte ich mit Shahin Tavangari. Er ist Reviertierpfleger und stellvertretender Revierleiter im Zoo Berlin (Öffnet in neuem Fenster). Krebse und Krabben gehören zu seinen Fachgebieten.

Was ist Skyrim?

Skyrim (Öffnet in neuem Fenster) (voller Name: The Elder Scrolls V: Skyrim) ist ein Fantasy-Rollenspiel aus dem Jahr 2011, das heute als Klassiker gilt und trotz seines Alters noch immer viel gespielt wird. Das liegt vor allem an seiner idyllisch-weitläufigen Spielwelt, die einen enorm hohen Schauwert hat und mir während des ersten Lockdowns als digitaler Urlaubsort diente. 

Grüße gehen raus an den Kneipenwirt von Flußlauf, war schön bei dir!

Noch vor dem Telefoninterview mt Herrn Tavangari gab es für mich schon den ersten großen Aha-Moment: Als mich die Pressesprecherin des Zoos um Bilder der Tiere bat, um die es gehen sollte und ich ihr etwas peinlich berührt die Schlammkrabben-Screenshots zeigte, sagte sie sofort: "Das sind ja Mangrovenkrabben (Öffnet in neuem Fenster)!"

Ein paar optische Unterschiede gibt es zwar, aber tatsächlich scheint die Mangrovenkrabbe das Design-Vorbild der Schlammkrabe gewesen zu sein: Körperbau, Scherenstruktur, diese beiden wesentlichen Aspekte stimmen überein. Spannend.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf begann ich mein Telefonat mit Shahin Tavangari vom Zoo Berlin:

Dom: Herr Tavangari, ich muss ganz einfach anfangen, weil das wirklich eine neue Welt für mich ist: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Krebs und Krabbe?

S. Tavangari: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da geht viel durcheinander. Es gibt im Grunde eine zoologische und eine gastronomische Perspektive. Beispiel: Wenn wir vom "Krabben pulen" sprechen, ist das schon nicht ganz richtig, weil es sich hier eigentlich um Garnelen handelt. 

Im zoologischen Sinne gibt es da keine ganz klare Regelung, also auch keine systemische Gruppe, sodass man sagen könnte: Es gibt Krebse und es gibt Krabben. Stattdessen orientiert man sich am Aufbau: Krebse tragen ihren Schwanz offen ausgeklappt mit sich herum, während Krabben ihn unter dem Bauch haben. Das hat evolutionäre Gründe. Der Schwanz dient vor allem zur Fortbewegung im Wasser und Krabben leben eher an Felsen im Riff oder an der Küste - da brauchen sie den Schwanz nicht mehr, da wäre er eher ein Hindernis. Krebse, die vor allem im Wasser leben, benötigen ihn hingegen.

Alles in allem: Wenn wir von Krebsen in der Zoologie sprechen, meinen wir eine riesengroße Gruppe, zu der übrigens auch Asseln gehören, was viele nicht wissen.

Dom: Dann bleiben wir einmal bei Krabben. Besonders auffällig sind natürlich deren Scheren: Wie gefährlich sind die denn? Können die einem Menschen ernsthafte Verletzungen hinzufügen?

S. Tavangari: Das hängt von der Größe der Vertreter ab, aber ja, es gibt durchaus Arten, die in der Lage dazu wären, ernsthafte Verletzungen zu verursachen.

Dom: Ich wage ja kaum zu fragen, aber meint "ernsthafte Verletzungen" eher "Schnittwunde" - oder womöglich sogar "Finger ab"?

S. Tavangari: Wir reden auch von "Finger ab".

Dom: Ach du liebe Zeit. An welche Arten denken Sie da gerade zum Beispiel?

S. Tavangari: Nicht unbedingt die Mangrovenkrabbe, aber zum Beispiel die Königskrabbe (Öffnet in neuem Fenster). In die Scheren passt wegen ihrer Struktur nicht so einfach ein menschlicher Finger, aber alleine von der Kraft her würde das ausreichen, um einen menschlichen Knochen zu brechen. Oder einen Finger abzutrennen.

Dom: Sind Krabben denn aggressive Tiere? Kann es passieren, dass ich am Strand spaziere und plötzlich auf eine Krabbe stoße, die mir nicht gut gesinnt ist?

S. Tavangari: Krabben sind schon sehr territorial, ja. Die gehen sich auch gegenseitig gerne mal an und kneifen sich Beine oder Scheren ab. Aber dass sie Menschen angreifen, das ist eher unwahrscheinlich. 

Dom: Wenn ich also eine Krabbe streicheln wollen würde, dann...

S. Tavangari: Dann würde sie fliehen. Und wenn sie keine Möglichkeit zur Flucht hat, dann würde sie nach Ihren Fingern kneifen.

Dom: Wie machen Sie das denn dann im Zoo bei der Fütterung? Können Krabben "lernen", dass Ihre MitarbeiterInnen keine Gefahr darstellen?  Wie intelligent sind diese Tiere?

S. Tavangari: Krabben gehören wie Insekten und Spinnentiere zu den Gliedertieren und die zeichnet ein ähnliches Nervensystem aus. Das muss man sich jetzt anders vorstellen als bei uns Menschen: Wir haben ein Gehirn, das für sich arbeitet und alle Vorgänge im Körper steuert. Gliedertiere hingegen haben war auch einen Hauptnervenknoten im Kopf, aber dann sind noch ganz viele weitere Nervenknoten im Körper verteilt. Einfach gesagt: Da denkt jedes Bein für sich.

Das macht diese Tiere auch für die Biotechnologie so spannend, weil man gemerkt hat, dass Roboter viel besser und effizienter funktionieren, wenn man sie wie Gliederfüßer aufbaut, also jedes Glied einen "eigenen Gedanken hat", vereinfacht gesagt. 

Also, zusammengefasst: Richtig schlau sind Krabben nicht. Sie reagieren eher instinktiv und reizorientiert auf ihre Umwelt. Sie können aber zumindest über Gewohnheiten "lernen", dass zum Beispiel wir Revierpfleger keine unmittelbare Gefahr darstellen, wenn wir mit Pinzetten ihr Futter bringen.

Dom: Aber streicheln...?

S. Tavangari: Streicheln würde ich sie deswegen noch lange nicht.

Dom: Ich bin froh, dass Sie mich gewarnt haben.

S. Tavangari: Ja, ich auch.

Übrigens: Während meiner Krabbenrecherche stieß ich auf den Twitter-Account "Does this game have a crab in it" (Öffnet in neuem Fenster),  der regelmäßig Bilder von Krabben (und Krebsen!) in Spielen teilt. 

Der Account ist nicht mal ein Jahr alt und begeistert schon über 33.000 Follower, das sind mehr Menschen als die Stadt Baunatal in Hessen (Öffnet in neuem Fenster) Einwohner hat. Beeindruckend.

Ich konnte einfach nicht anders, habe kurzerhand dem Betreiber des Twitter-Accounts geschrieben und nach seiner Lieblingsvideospielkrabbe gefragt (wirklich). Seine Antwort: 

Wer das Tierchen nicht erkennt: Kingler aus der ersten Pokémon-Edition, der seinem Trainer Ash in späteren Liga-Kämpfen mehr als einmal den bejeansten Hintern rettet. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.

So! Ich DANKE euch, dass ihr diese erste Ausgabe von "OK COOL streichelt" gelesen und womöglich sogar ein bisschen was dazugelernt habt!

Nächsten Monat geht es erneut ins Tierreich - wer bis dahin nicht genug von besonderen Perspektiven auf Spiele hat oder meine Arbeit honorieren will, kann OK COOL bei Steady unterstützen: Für knapp 5€ im Monat bekommt ihr jeden Freitag besondere Podcastformate wie Audioreportagen, Diskussionsrunden oder "Dom hat endlich diesen Klassiker gespielt, es ist fast peinlich, und spricht jetzt mit einem Gast darüber"-Gespräche in den Feed gespült. 

In jedem Fall: Danke und bis nächsten Monat! <3

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