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Hallo, Bill Kunkel

Eher zufällig als absichtlich stolperte ich in der Randzeile eines Artikel vor einigen Tagen über Bill Kunkel. Ich hatte diesen Namen in irgendwelchen Nebensätzen schon häufiger gelesen, mir aber nie die Mühe gemacht, einmal nachzuschlagen, wer dieser Bill Kunkel eigentlich ist, auf den sich sowohl SpieleforscherInnen als auch Retro-Spielemagazine der 1980er Jahre immer mal wieder beziehen.

Als er mir dann aber erneut in einem Artikel über Rollenspielklassiker vor die Nase sprang, hatte ich genug von meiner eigenen Unwissenheit und googelte seinen Namen. Stellt sich heraus: Bill Kunkel gilt als der erste professionelle Spielejournalist, der schon in den späten 70er Jahren über die neue und damals noch sehr krude Welt der Tele- und Computerspiele schrieb. Kolumnen, Reportagen, Tests natürlich, Tipps und Tricks, später sogar referierte er als Dozent an Universitäten über Game Design und die Geschichte der digitalen Spiele. Bewegter Lebenslauf.

Um 2005 herum veröffentlichte Kunkel, der sechs Jahre später leider versterben sollte, eine Autobiographie, in der er auf die wichtigsten Stationen seines bisherigen Lebens zurückblickte - und genau die habe ich mir gekauft. (Öffnet in neuem Fenster)Die historische Neugier, mehr über die allerersten Schritte des Spielejournalismus zu lernen, wich allerdings schon nach ein paar Seiten einem ganz anderen Gefühl: Erstaunen, weil Kunkel offenbar schon vor fünfzig Jahren Ideen und Formate anregte, die im deutschen Spielejournalismus noch bis heute modern, geradezu revolutionär wirken würden. 

So erzählt der Journalist, der sich selbst den Spitznamen "Game Doctor" gab, in einer Anekdote von drei Freunden, mit denen er gemeinsam noch in den 1970er Jahren ein eigenes, kleines spielejournalistisches Magazin herausbrachte, das jede Ausgabe ein einzelnes Oberthema wählte, zu dem die drei AutorInnen dann jeweils einen eigenen Beitrag schrieben. Daraus entstanden also vier Texte zu einem Thema, die jeweils ganz unterschiedliche Herangehensweisen und Gedankenanstöße offenbarten. Ein tolles Konzept, das vor dem Hintergrund der gängigen Formate da draußen wie ein dringend herbeigesehnter frischer Wind im muffigen Spielejournalismus-Kabuff wirkt.

Ihr merkt es schon: Ich bin ziemlich angetan von dem, was ich da zufällig im Bücherregal herausgezogen habe - und gleichzeitig auch ein bisschen schockiert, wie weit Bill Kunkel seiner Zeit voraus war und wie reformresistent die großen Fachredaktionen hierzulande bis heute sind.

Ja, es grummelt heute sehr in mir, mich treibt dieses Thema schon längere Zeit um. Statt mich aber brodelnd in ein Eckchen zu setzen, werde ich versuchen, all diese Energie in ein kreatives Projekt, einen Podcast, irgendetwas dieser Art zu lenken - und davon werdet ihr dann, wie immer, ganz sicher mitbekommen.

Der aktuelle Wochenplan

Die "OK COOL"-Woche beginnt am Dienstag mit einer neuen Ausgabe von "OK COOL schweift ab", dem monatlichen Offtopic-Podcast für alle großzügigen 10€-Supporter. Ohne zu viel zu verraten steige ich dieses Mal gleich mehrere Etagen in den Keller der Selbstreflexion hinab und lasse euch an dieser kleinen Reise teilhaben.

Spätestens am Freitag bin ich dann wieder aus dem Keller zurück und schmökere gemeinsam mit Lea Irion in einer alten Spielezeitschrift, die nur sagenhafte zwei (!) Mal erschienen ist, bevor sie direkt wieder eingestellt wurde. Zurecht oder völlige Fehlentscheidung, über das und anderes werden wir urteilen!

Am Sonntag schließlich die Kirsche auf der Wochentorte: Eine neue Ausgabe von "OK COOL trifft", in der ich - wenn alles klappt - dieses Mal den Entwickler eines Spiels begrüßen darf, das mich dieses Jahr ziemlich begeistert hat (nein, nicht Baldur's Gate 3).

Kurzkritiken

Baldur's Gate 3 allerdings ist der Grund, warum ich euch diese Woche keine Kurzkritiken anbieten kann. Ja, ich bin ehrlich: Wie schon vergangene Woche prophezeit komme ich aktuell zu kaum mehr als diesem Rollenspiel, das ich gerne noch vor der gamescom nächste Woche (oh Schreck!) durchspielen möchte.

Bisher habe ich rund 60 Spielstunden und zwei von drei Akten auf der Uhr, das sollte also alles klappen. Abschließende Podcastrunden, Gespräche und Gedanken von mir zu diesem Spiel werdet ihr dann bei den lieben Leuten von The Pod, aber auch hier bei OK COOL hören können - in welcher Form auch immer.

Und damit entlasse ich euch aus diesem Newsletter von Herzen. Wir hören uns diese Woche, die Woche drauf und in den Monaten, die folgen werden - ich freu mich. Und wehe, ihr euch nicht auch!!!1
-Euer Dom

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