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Ich liebe Baldur's Gate 3

Es war schwer, in den letzten Tagen an irgendetwas anderes zu denken als Baldur's Gate 3: das nächste große Rollenspiel von Larian Studios, die schon vor einigen Jahren mein Herz mit Divinity: Original Sin 2 erobern konnten. Die spielerische Freiheit, die wunderschön geschriebene Geschichte, die mehrschichtigen Charaktere, der Soundtrack, all das hatte mich damals zutiefst beeindruckt - und nun ist es dem Team gelungen, diese Leistung noch einmal zu toppen. Kein Scherz.

Baldur's Gate 3 fühlt sich wahrhaftig an wie ein gemütlicher Pen-and-Paper-Nachmittag mit Freunden: Man trifft sich eigentlich, um den fiesen Goblinboss zu erschlagen und verabschiedet sich acht Stunden später voneinander, ohne diesem Ziel auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein. Stattdessen hat das Grüppchen ein tanzende Ratte domestiziert, eine romantische Dreiecksbeziehung begründet, versehentlich einen Domina-Gruftkeller entdeckt und eine spontane Augenoperation nur knapp überlebt. Und das, liebe Leserinnen und Leser, sind keine an den Haaren herbeigezogene Beispiele, sondern ist mir das letzte Mal in der Welt von Baldur's Gate 3 passiert, als ich eigentlich nur Goblins umhauen wollte.

Ja, das Gefühl, dass diese Spielwelt auf jede meiner Entscheidungen und Spielzüge eine Antwort parat hat, lässt mich derzeit nur schwer meinen Schlafrhythmus einhalten, geschweige denn meine sonstige Arbeit erledigen. Ich fühle mich wie ein Kind am Geburtstag, das endlich seine Benjamin-Blümchen-Torte bekommen hat und nun sein Glück nicht fassen kann. Ganz gemütlich und genüsslich esse ich diese Leckerei jetzt, auch wenn alles in mir "STOPF SIE IN DICH REIN, DAS GEILE DING!" schreit. Nein, ich lasse mir Zeit, ich will genießen und hoffen, dass die hohe Qualität der ersten 25 Spielstunden nicht etwa doch irgendwann in sich zusammensacken wird. So oder so: Ich werde euch berichten.

PS: Ich habe übrigens nie einen der beiden Vorgänger aus den 1990-ern gespielt. Sobald ich Baldur's Gate 3 hinter mir habe, werde ich das vor dem Mikrofon bei "OK COOL holt nach" erledigen. Irgendwann 2025 dann.

Diese Woche wird von zwei Spielen beherrscht, die mir schon viele Stunden meiner Lebenszeit gestohlen haben: Zum einen Dave The Diver, ein gigantischer Überraschungserfolg, der uns tagsüber zum Tiefseetaucher und abends zum Mitarbeiter eines Sushi-Restaurants macht. Ich habe lange kein Spiel mehr erlebt, das vor Spielsystemen nur so strotzt und mir deswegen als Verstärkung die Journalistin Christina Kutscher herbeigerufen, die über 40 Stunden in Wasser und an Land verbracht hat. 

Diese Spieldiskussion ergänzen wir außerdem mit einem Expertengespräch über das Thema, das bei Dave the Diver zentral ist: Flow, der ideale, rauschartige Zustand beim Spielen, der uns die Zeit vergessen lässt. Mit zwei PsychologInnen spreche ich über dieses Phänomen und den kritischen Punkt, wenn "Flow" in "Sucht" umschlägt. 

Am Freitag dann kommen wir zu dem anderen Spiel, das mittlerweile in jede Ritze meiner freien Zeit gekrochen ist: Baldur's Gate 3, klassisches Rollenspiel, modern inszeniert, und eine wahre Freude. Das kann ich allerdings auch so leicht sagen, weil ich kaum Zeitdruck beim Durchspielen habe - im Gegensatz zu den Menschen, die den Giganto-Titel unter Zeitdruck und mit Deadline im Nacken durchleuchten müssen. Wie sowas funktionieren kann, darüber spreche ich mit zwei Testern, die mir die Frage beantworten, wie es eigentlich ist, ein riesiges Rollenspiel wie Baldur's Gate 3 für ihr jeweiliges Fachmagazin zu testen.

Und am Sonntag, na klar, ein neues Aufeinandertreffen mit einem Gast bei "OK COOL trifft" - mehr verrate ich allerdings noch nicht!

Kurzgefasst

Jagged Alliance 3 (Öffnet in neuem Fenster)

Eigentlich sollte mir die Fortsetzung des Traditionsfranchises aus den 90-ern wirklich gut gefallen: Rundenstrategie mit Deckungsspiel im Kampf, ein interessant gestalteter Wirtschafts- und Planungsmodus zwischen den Gefechten. Der Schauplatz und die Art und Weise, wie wir mit der Spielwelt von JA 3 interagieren, hat mir allerdings gehörig den Spaß verdorben: Als bunt durchmischte Söldnertruppe fallen wir auf dem afrikanischen Kontinent ein, um einen gewaltsam abgesetzten Präsidenten zu befreien und die paramilitärische Legion zu besiegen.

Grundsätzlich eine interessante Prämisse, die allerdings kolonialromantische Fettnäpfchen zuhauf in Aussicht stellt - und in die Jagged Alliance fast ausnahmslos tritt. "Befreite" indigene Dörfer plündern wir leer, auf den Märkten verkaufen wir Reliquien der Einheimischen ohne Konsequenz und die Minenarbeiter schicken wir wieder direkt zurück in den Schacht, nachdem wir sie von der Legion befreit haben - damit sie nun brav in unseren Geldbeutel scheffeln.

Nein, Jagged Alliance 3 hat mich wegen seiner Gedankenlosigkeit schwer genervt und scheint mir im Kern kein Deut moderner als der Vorgänger aus dem Jahr 1999. Selbst die sexistischen Stereotypen im Söldnerkader haben sich hinübergerettet. Das mag Franchise-Fans gefallen, mir allerdings nicht. 

Void Bastards (Öffnet in neuem Fenster)

Seit seinem Release 2019 ruhte sich Void Bastards auf meiner Wunschliste aus: Der interessante Comic-Stil hatte es mir angetan, aber für den Spontankauf hatte es damals nicht gereicht. Mensch, welch großer Irrtum!

Void Bastards ist ein stylischer Roguelite-Shooter, der uns von Raumschiff zu Raumschiff jagt, um die schwebenden Kolosse gründlich auszuräumen: Batterien, Geld, Ressourcen, alles ist wertvoll für uns - und wird je nach Los des Zufallsgenerators von mal mehr, mal weniger gefährlichen Gegnern bewacht. Die können wir umhauen, schleichend ignorieren oder mit einem Sprint hinter uns lassen - alles ist erlaubt, solange der Sauerstoffvorrat für die Rückkehr zum eigenen Schiff ausreicht. Verpassen wir den Ausstieg, ist das aber auch nicht weiter schlimm, denn dann geht das Spiel mit einem neuen Charakter einfach weiter. Was für ein Spaß, der seine Welt handgezeichnet und stilsicher inszeniert. 

Baldur's Gate 3 (Öffnet in neuem Fenster)

Ich bin fassungslos, wie sehr mich dieses Spiel in seine Welt zieht. Nach 25 Stunden habe ich nicht einmal das Anfangsgebiet verlassen - und bin darüber nicht frustriert, wie damals in den berüchtigten Hinterlanden von Dragon Age: Inquisition, sondern erfreut, dass ich noch so viel vor mir habe.
Es ist viel zu früh für ein finales Fazit, aber bisher bin ich begeistert: Insbesondere von der spielerischen Freiheit, der dramaturgischen Qualität der Geschichte und seiner Charaktere, dem Humor, dem Witz und den regelmäßigen kleinen und großen Wendungen im Spiel. Ich kann momentan kaum an etwas anderes als dieses Spiel denken. Wow.

Die große Frage ist: Bleibt das Spiel auf diesem hohen Niveau, sobald ich den Teil der Welt hinter mir gelassen habe, der in monatelanger Early-Access-Phase feingeschliffen wurde? Ich hoffe es von ganzem Herzen. 

Und jetzt, Leute, muss ich zurück an den Schreibtisch. Ihr könnt es euch denken: Baldur's Gate 3 spielen. Juhuuuu! Wir hören uns!
-Dom

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