OK COOL gibt Bescheid: Keine verschwendete Zeit
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
hier meldet sich Dom Schott, der ab sofort wieder wie ein normaler Mensch in der ersten Person über sich selbst schreiben wird. Ich bin frisch zurück aus dem Urlaub, habe durchgetretene Schuhe, saure Waden und ein schweres Thema auf dem Herzen. Es geht um das Ende eines bunten, vielversprechenden Projekts, das kurz - zu kurz - Teil meines Alltags war.
"Ein neues Kapitel für den deutschen Spielejournalismus" (Öffnet in neuem Fenster) betitelte ich das Gespräch, das ich im November 2021 mit dem Journalisten Christian Schiffer führen durfte. Ziemlich protzige Ansage, aber genau so fühlte sich der Start seines damals ganz frischen Online-Magazings WASTED auch an, das alles für jeden im Angebot hatte: Mehrere Podcastformate, flankiert von Texten und Newslettern, die auf einer teuer und hübsch programmierten Website ihr neues Zuhause fanden. Thema: Die Welt der Spiele. Genauere Beschreibung kaum möglich, denn das Gründerteam, zu dem neben Christian Schiffer außerdem Jagoda Froer und Stephan "Fabu" Günther gehörten, machte eine ganze Branche zu ihrem Spielplatz.
https://www.youtube.com/watch?v=_crVYHbmycw (Öffnet in neuem Fenster)Für mich war WASTED eine wichtige Inspiration für meine eigene journalistische Arbeit: Das Trio probierte neue, ungewöhnliche Formate aus, investierte etwa mit einem Crowdfunding-Font in Gaming-Aktien und diskutierte vor dem Mikrofon ihre (Fehl-)Investitionen. Oder schenkte einem jungen Vater seine eigene Kolumne, um über sein neues Leben als Elternteil zu sprechen, der inmitten seines neuen chaotischen Alltags eine ganz neue Beziehung zu Videospielen aufbaut. Sowas gab es davor nicht.
Und auch ich durfte irgendwann zum Team dazustoßen und als freier Mitarbeiter ein eigenes WASTED-Podcastformat produziere. Mein Pitch: Eine Audio-Reise, die meinen Versuch dokumentiert, eine möglichst spannende Geschichte über ein möglichst bizarres Spiel zu recherchieren - inklusive aller Sackgassen, frustrierenden Momente und Erfolgserlebnisse. Ein Experiment für mich, dem das Gründertrio sofort zustimmte. Ab sofort war "Random" (Öffnet in neuem Fenster) ein fester Teil des WASTED-Katalogs, der mich mit seiner Lust auf Neues überhaupt erst zu dieser Idee inspiriert hatte.
Jetzt, im März 2023, endete dieses Kapitel: WASTED wird eingestellt, weil die Zahl der UnterstützerInnen auf Patreon, die all die Arbeit finanzieren sollten, nicht wuchs, sondern immer weiter schrumpfte. Es werden keine neuen Inhalte auf der Website erscheinen.
https://twitter.com/WASTED_Magazin/status/1637049633871364096 (Öffnet in neuem Fenster)Ein Scheitern, irgendwie, ja, aber trotzdem waren diese 16 Monate keine verschwendete Zeit - zumindest nicht für die Menschen, für die WASTED gemacht wurde: Auf den digitalen Überresten entsteht nun mit "Mindestens 10 Zeichen" (Öffnet in neuem Fenster) ein neues spielejournalistisches Community-Projekt, das von Fans und Freunden des nun eingestellten Online-Magazins konzipiert wird.
Ex-WASTED-Kolumnist Rainer Sigl startete seinen eigenen Newsletter "Brief & Sigl" (Öffnet in neuem Fenster) und auch Mitgründerin Jagoda Froer bleibt der Tastatur treu (Öffnet in neuem Fenster). Junge Talente wie Lea Irion (Öffnet in neuem Fenster) konnten sich auf diesem Spielplatz ebenso ausprobieren und neue Erfahrungen sammeln, wie Kritikerstimmen a la Arabella Wintermayr (Öffnet in neuem Fenster), die in anderen Branchen schon lange etabliert sind. All das ist verdammt viel wert.
Ja, WASTED ist zwar nicht zu dem neuen Kapitel des Spielejournalismus selbst geworden, aber zu einem spannenden Vorwort, das nicht so einfach überblättert werden kann. Und dafür danke ich.
Gar nicht so leicht, nach einem so schweren Einstieg noch auf eine andere Themenwolke zu springen, aber ich versuche es - und zwar mit einem Fingerzeig auf ein kleines Comeback, über das ich mich sehr freue: Aktuell befindet sich neben den vielen anderen Premium-Formaten meines Podcastsmagazins eine neue Folge von "OK COOL fragt nach" im Ofen, die das Format aus seinem langen Winterschlaf befreit.
Wir erinnern uns (oder auch nicht, ist lange her) (Öffnet in neuem Fenster): In diesem Format habe ich mir selbst eine Frage rund um die Spielkultur gestellt und die dann mit der Hilfe von Expert*Innen zu beantworten versucht. Ein Mix aus investigativer Recherche, Interviews und viel Neugier.
Nach langer Findungsphase kehrt das Format nun in leicht abgewandelter Form zurück und das direkt mit einem Herzensthema. Ich will nicht zu viel verraten, aber es geht um Tavernen, Gaststätten und Spelunken.
Und damit sage ich Prost und wünsche euch einen wundervollen Morgen, Mittag oder Abend - das dürft ihr selbst aussuchen.
- Euer Dom