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1965 | 2015

Hallo!

Ja, ja, ich weiß, der letzte Post bzw. Newsletter ist nun auch schon wieder fast drei Wochen her - für meinen Geschmack eigentlich eine zu lange Pause, heimlich vorgenommen hatte ich mir irgendwie eine höhere Schreibfrequenz. Aber so ist das mit Anspruch und Wirklichkeit; letztere war bei mir in den besagten knapp drei Wochen zunächst vom Wiedereinstieg in den Job nach einem fantastischen Urlaub geprägt - gar nicht so leicht, da bin ich ehrlich. Und kaum war ich drin, also, im Job, erwischte mich die Mutter aller Infekte und setzte mich in dieser Woche mal so richtig schachmatt.

So schachmatt, dass eine Serie riss - nach sage und schreibe 335 Podcast-Folgen hintereinander war ich zum ersten Mal bei einer Aufnahme nicht dabei. Großer Dank an dieser Stelle noch mal an Thomas und Kerstin, dass sie Folge 336 mit nur wenigen Stunden Vorlauf komplett allein gewuppt haben! War schon ein krasses Gefühl und wirklich schwer für mich, am Mittwochabend auf der Couch zu sitzen und eben nicht das Headset auf dem Kopf und die Aufnahmesoftware auf dem Bildschirm zu haben. Das ist, glaube ich, dieses “Loslassen”, von dem man immer mal wieder hört. Echte emotionale Arbeit, interessante Erfahrung, aber unter dem Strich auch eine gute irgendwie. Weil am Ende so die Erkenntnis steht: Wir sind ‘ne Crew, ich hab’ da zwei Leute, auf die ich mich verlassen kann, und merkwürdigerweise dreht sich die Podcast-Welt auch weiter, wenn ich mal nicht dabei bin. Schönes, erdendes Gefühl, bei dem vor allem ein großes Stück Dankbarkeit dabei ist.

Aber apropos Urlaub. Der sah in ganz vielen Momenten ungefähr so aus:

Oder so:

Und das Ende des Regenbogens habe ich irgendwann auch gefunden:

Will also sagen: Ich war raus, wirklich raus, hatte viel Zeit für die und mit der Familie, Zeit auch für Müßiggang und ließ die Seele baumeln. Naja, und was passiert beim Seelebaumelnlassen automatisch? Dass man so seinen Gedanken nachhängt, die bei mir dann natürlich irgendwann um den Club kreisen mussten. Oft dabei auf diversen Hunderunden, neudeutsch wohl “auf Heavy Rotation”, dieses Lied hier, das zum 50jährigen Vereinsgeburtstag das Licht der Welt erblickte:

https://www.youtube.com/watch?v=20mixJp16Ag (Öffnet in neuem Fenster)

Mich kriegt das wirklich jedes Mal. Ob man Rap mag oder nicht, ist Geschmacksache, klar, aber für mich steckt da so viel drin: Stolz, Zusammenhalt, Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht, und vor allem: Der Wunsch und die Hoffnung, nach “25 härteren Jahren” dieses Wir, dieses Brachiale, diesen einzigartigen “Clubsound” (klingt jetzt irgendwie doof, aber mir fällt gerade kein besseres Wort ein) endlich in die große, weite Fußballwelt zu tragen und zu sagen: Hier, wir sind wieder da, WIR sind wieder da! - “Gebaut aus Trümmern und Tränen”.

“Der Riese ist geweckt, die große Rückkehr - Europa, jetzt geht’s weiter, wir sind am Drücker!”

Und irgendwie war das ja auch genau das Gefühl damals. Erinnert Ihr Euch noch? Dieser utopische Fanmarsch vor dem Erfurt-Spiel (Öffnet in neuem Fenster), mit dem wir die Drittliga-Saison 2015/2016 eröffnen durften. Diese unfassbare Eskalation, als Fuchser vor der Kurve und ganz kurz vor Spielende zum 2:1 netzte. Ich habe damals wirklich geglaubt, das könnte gelingen: Profifußball in Magdeburg zu spielen, aber auf unsere Art. Also, auf die uns eigene Art, als Kollektiv, als Verein, als 1. FC Magdeburg mit Ecken und Kanten, mit Macken, aber mit einer klaren Identität als Erster Fußballclub Magdeburg, der anders ist in diesem Spiel, einzigartig, aus sich selbst heraus stark. Der nicht über jedes Stöckchen springt. Der sein Ding macht und es durchzieht.

Tja.

10 Jahre ist das jetzt her. Okay, 9, rechnerisch, aber ich denke das jetzt mal vom Anfang her. 2014/2015 war halt die Saison, die dem Profifußball den FCM schenkte. Und meine Gedanken seit dem Urlaub kreisen viel um die Frage: Was ist von diesem Gefühl, von dieser Kraft, von diesem “WIR” eigentlich geblieben? Ich will jetzt hier nicht den nächsten Jammertext a lá “Profifußball, alles ganz schlimm” schreiben (obwohl natürlich vieles ganz schlimm ist, Ihr kennt meine Haltung), festzuhalten bleibt aber dennoch: Als Verein ist von Alleinstellungsmerkmalen im Profifußballteich, von Ecken und Kanten, von der Magdeburger Schnoddrigkeit und ja, vielleicht auch Arroganz, nicht mehr viel übrig, inzwischen sehen wir - leider eben auch stark getrieben durch einzelne Akteure im Verein und die Verantwortlichen, die das zulassen - ziemlich genauso aus wie jeder andere Fisch im Tümpel. Die Fanszene nehme ich da aus, das meine ich nicht, sondern mir geht’s um das, was ich an anderer Stelle schon einmal aus “Ufo 1. FC Magdeburg” beschrieben habe: Einen Club, der seine “Basis”, seine Wurzeln, nur noch von ganz weit oben und dann auch nur hin und wieder mal wahrnimmt, gern aber auch dann, wenn’s opportun ist (Du Vorel). Der klare Kante lieber vermeidet, weil man ja anecken könnte bei den coolen neuen Freunden mit den teuren Klamotten und dem schicken Lifestyle. Der mitspielt, weil man das ja muss. Als wäre das alles ein Naturgesetz. Ach, ach.

Jedenfalls sind das so die Gedanken, die mir aktuell viel durch den Kopf gehen, wenn ich über 10 Jahre Aufstieg in den Profifußball in Magdeburg nachdenke. Wie sich die Dinge so verändert haben. Wie das alles kommen konnte und ob das wirklich unvermeidbar war. Wo wir hinsteuern und wie viel Einfluss wir eigentlich noch nehmen können als Clubfans. Nehmen wollen vielleicht auch. Denn natürlich ist die 2. Liga schon auch cool und hat dann eben ihren Preis. Vielleicht.

10 Jahre Aufstieg in den Profifußball in Magdeburg - das wird übrigens auch im Podcast in dieser Saison an der einen oder anderen Stelle Thema werden. Und ziemlich sicher werde ich den einen oder anderen Gedanken, den ich hier jetzt nur angedeutet habe, dann auch dort einspeisen und schauen, wo er so hinführt. Thomas hat ja am Ende der letzten Podcast-Ausgabe so schön rumgeteasert und ich will da eigentlich auch gar nichts mehr antragen. Seid gespannt, wir sind es auch - denn wenn uns die letzten 336 Folgen eines gelehrt haben, dann das: Planen kannste ville, kommen tut’s dann eh anners. Insofern: kuckenworrma!

Und damit soll’s das hier heute auch erstmal wieder gewesen sein. Eigentlich wollte ich nämlich auch noch meine drei Cent zu diesem Graffiti-Thema dazugeben, aber dann habe ich festgestellt, dass mich dieser Ausdruck “FCM-Schmierereien” so aufregt, dass ich schon wieder gar keine Lust mehr habe. Wenn man in einem öffentlichen Diskurs mit so einem undifferenzierten Kackausdruck gleich mal den Ton setzt und eine Wertung vornimmt, wie soll man sich denn dann noch ordentlich differenziert mit dem Thema auseinandersetzen? Da müsste man vorher ja erstmal wieder aufräumen und eine sachliche Grundlage schaffen und ehrlich? Dafür fehlt mir nach einer Woche Fiebermist und Aufdercouchvegetieren irgendwie gerade die Kraft. Ein andermal.

Passt auf Euch auf, hört Euch gegenseitig zu und seid nett zueinander.

Auf bald!

Alex

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