Neuer Versuch
Macron und Scholz/Was bisher geschah/ Troisgros
Die Politiker unserer Zeit werden später an nur einem Kriterium gemessen werden: Wie effektiv sie der Ukraine halfen. Gelingt es Putin, Kiew zu erobern und Selensky hinzurichten, werden die Beileidsbekundungen aus Europa lächerlich klingen. Dann hat die EU fertig. Berappelt sich die freie Ukraine hingegen, gehen sie in die Geschichte ein als jene Männer und Frauen, die, während sich die USA zurück hielten haben, die Freiheit verteidigten. Bleibt man als Churchill oder als Pétain in Erinnerung?
Emmanuel Macron hat das erkannt. Er nutzt diese Lage zu seinem Vorteil. Das Thema Ukraine eignet sich, die beiden Extreme in Frankreich, den Club von Mélenchon und die Rechtsradikalen gleichermaßen zu jagen. Beide sind ewig im Team Putin gewesen, sind es noch heute. Mit Freiheit gegen Tyrannei hat er ein Megathema. Und er sagt, was sich in Deutschland nie jemand traut: Dass unser Leben sich verändern wird. Schon verändert hat.
In Deutschland wissen das zwar auch alle, aber auch diese Bundesregierung lebt von der Illusion einer permanenten Gegenwart. Jedenfalls beim wichtigsten Thema der Deutschen, dem Geld: Keine neuen Schulden, keine Steuererhöhungen.
Macron möchte diese neue Phase der Hilfe für die Ukraine politisch und ideologisch festigen. Nur schafft er es alleine nicht. Frankreich hat kein Geld. Die Mittel dazu müssen auch aus Deutschland kommen. Und der Kanzler ist bereit, mitzugehen. Leider lenkt die Sideshow von Taurus davon ab, was Scholz und die Ampel alles schon gemacht haben.
Was ist das mit der Kommunikation des Kanzlers? Brandt hatte Egon Bahr und Klaus Harpprecht, Schmidt den Klaus Bölling, Kohl Peter Boehnisch und Angela Merkel erst Uwe Wilhelm, dann Steffen Seibert. Männer, die man kannte, die vielen Menschen sympathisch waren. Heute Abend wird Lars Klingbeil bei Caren Miosga sitzen und versuchen, seine Sache gut zu machen. Aber er kann nicht für den Kanzler sprechen.
Diese Sorge hat Emmanuel Macron nicht. Kommunizieren fällt Scholz schwer, Macron nicht. Liefern und bezahlen fällt Macron schwer, Scholz nicht.
Frankreich und Deutschland sind Terence Hill und Bud Spencer. Hoffnungslos im Kampf gegeneinander, zusammen unschlagbar.
Sie müssen es nur noch einsehen.
Seit einger Zeit verbringe ich viele Stunden in einem Studio in Berlin-Kreuzberg. Nicht allein natürlich, dabei sind Joachim Telgenbüscher von Geo Epoche, Lukas Schreiber und Tim Kleikamp von One Pod Pod Wonder und Simone Terbrack von Wondery, einer Amazon-Tochter.
Mal geht es um Dschingis Khan, mal um die Täufer von Münster oder noch um ganz andere Themen. In dem neuen Podcast Was bisher geschah (Öffnet in neuem Fenster) sprechen wir über Geschichte. Über Personen, Ereignisse und Probleme vergangener Zeiten, die uns helfen könnten, heute klarzukommen. Oder die einfach interessant sind.
Als ich im vergangenen Jahr Lesungen aus meinem Roman Montaignes Katze anbot, kamen immer wieder Menschen zu mir, die sich für Geschichte interessieren - aber von einem schrägen Geschichtsunterricht abgeschreckt worden waren. Oder denen Zeit und Muße fehlt, um sich durch die Literatur zu kämpfen. In diesem Sinne geht es in Was bisher geschah nicht um Theorien der Geschichtsschreibung, auch nicht um Neuerscheinungen in der Geschichtswissenschaft oder die Dramen der Historikertage. Wir reden über Themen, Personen und Situationen und hoffen, Neugier zu wecken, aufzuklären und zu unterhalten.
Ich freue mich, wenn Sie reinhören. Am 19.3. startet die Sache, einen Trailer findet man hier:
https://open.spotify.com/show/2IBHZuVG79tSq1a3XXWMgG?si=9OpIC6xESbWL2QLAkdwK3Q&nd=1&dlsi=e7b310f1bd7f4c2f (Öffnet in neuem Fenster)Ein Freund schrieb mir begeistert von dem Dokumentarfilm von Frederick Wiseman über das Restaurant Troisgros in Roanne. Leider ist es in unserer Stadt mit dem Ins-Kino-gehen nicht einfach, aber eines Tages wird es schon klappen. Obwohl ich noch nie da war, kenne ich das Restaurant gut, denn meine Großeltern waren einmal dort und erzählten ihr restliches Leben lang davon.
https://www.youtube.com/watch?v=5cVe74nkBqk (Öffnet in neuem Fenster)Es war exakt ein Rezept, das den Ruhm der Troisgros in den siebziger Jahren begründete. Als eine neue Generation übernahm, konnten die es nicht mehr sehen und riechen. Sie hatten einfach viel zu viel davon essen müssen in Kindheit und Jugend. heute gibt es das glaube ich wieder. Hier jedenfalls ist das Rezept, das die Welt in Atem hielt.
https://www.lemonde.fr/m-styles/article/2014/10/23/l-escalope-de-saumon-a-l-oseille-de-la-maison-troisgros_4510760_4497319.html (Öffnet in neuem Fenster)Kopf hoch,
ihr
Nils Minkmar