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Ratlos am Sonntag

Unter der Omicron-Welle/Die Serie "Vigil"/ Ist das Steak rechts?

Vor einer Woche irrten mein Sohn und ich in frühabendlicher Dunkelheit von Teststation zu Teststation. Überall Schlangen, aber nirgends Tests, zumindest keine PCR Tests mehr. Manchmal hatten die kleinen Testläden jene drei Großbuchstaben mit Klebeband abgedeckt. Improvisiert, wie alle und alles zur Zeit. Die Omicron-Welle rollt über Stadt und Land. Keine Entwicklung ist so gut vorhergesagt worden, aber vorbereitet ist die Situation nicht. 

Wir kamen irgendwie klar. Dreifach geimpft. Wussten in etwa, was kommen würde, haben Platz, flexible Arbeitsbedingungen und können FFP 3 Masken, Desinfektionssachen und anderes bezahlen. Und jetzt ist auch alles wieder ok. 

Aber in einer Schlange vor uns war eine junge Mutter, die wenig Deutsch sprach. Sie hatte ein kleines Mädchen im Grundschulalter dabei, deren Schnelltest positiv war. Die Sorge und Ratlosigkeit am Sonntagabend in den Gesichtern dieser Familie werde ich nicht vergessen. 

Warum wird noch soviel von Regeln und Verordnungen geredet, wenn die Seuche ungehindert durch die Schulklassen rauscht? Flatten the curve - das ist offenbar zu teuer geworden, man braucht die Eltern am Arbeitsplatz. 

Ehrlicher wäre es, Listen zur Vorbereitung auf die Krankheit auszugeben. Es sind andere Vorkehrungen nötig, wenn man allein wohnt oder zu mehreren auf begrenztem Raum. Man kann und muss sich organisieren, dann wird es nicht so schlimm. Aber man kommt an diese Tipps durch Twitter, nicht durch die Schule oder die Behörden. 

Das ganze vormoderne, fragmentarische XG-Regelwerk, über das wir seit Monaten reden,  mag sinnvoll und gut gemeint sein –  es ist obsolet, wenn alle  Kinder und Jugendlichen in deutschen Schulen krank werden, andere anstecken und die Familien jeweils improvisieren müssen: Sonntagabend googeln, was Montag zu tun ist. 

In so einer pandemischen Phase kommt man sich vor wie abgetaucht, da ist eine Serie, die auf einem U-Boot spielt, sehr passend. In der Mediatthek von Arte ist die britische Produktion Vigil zu sehen, die mit einer hervorragenden Besetzung lockt. 

https://www.arte.tv/de/videos/096217-001-A/vigil-1-6/ (Öffnet in neuem Fenster)

Ehrlich gesagt löst die Sache dann das Versprechen nicht völlig ein, es ist nicht die beste Serie aller Zeiten. Aber sie lohnt sich, weil man erneut darüber staunen kann, wie umfassend britische Produktionen die heiklen Themen dieses Landes frontal angehen. Hier geht es um den militärischen -geheimdienstlichen Komplex, um die britischen Atomwaffen, um die Hörigkeit zu den USA und außerdem um die englisch-schottischen Beziehungen. Wann hat man in Deutschland  etwas über die Korruption durch Russland, die rechten Netzwerke in Polizei und Militär oder die Ausbreitung der organisierten Kriminalität sehen dürfen?

Ein französischer Wahlkampf erreicht seine Flughöhe erst dann, wenn in ihm das Essen verhandelt wird. Soweit war es endlich vor einigen Tagen, als der Kommunist Fabien Roussel gesagt hat, was er sich unter einem guten französischen Essen vorstelle: Ein gutes Glas Wein, ein gutes Steak und guten Käse – das sei ihn für ihn französische Kochkunst und Lebensart. Nicht viel, nicht jeden Tag, aber gut soll es sein und für möglichst viele erschwinglich. 

Und jetzt hat er deswegen gewaltigen Ärger. Die grüne Politikerin Sandrine Roussel erinnerte daran, dass der Couscous das Lieblingsessen der Franzosen sei. Andere warfen ihm eine Verharmlosung des Alkoholkonsums vor. und generell sah er sich dem Verdacht ausgesetzt, am rechten Rand und im Trüben zu fischen, denn, so hielt es ein Forscher Jean-Laurent Cassely in der "Le Monde" fest:" Das Steak mit Pommes frites ist nach rechts gerückt! (Öffnet in neuem Fenster)"

Die Linke sei nun auch nicht mehr die gauche caviar, die sich den Kaviar schmecken lässt, sondern die gauche quinoa. Könnte einiges erklären: Derzeit gibt es links mehr KandidatInnen als man Prozente erhoffen darf.  Quinoa. Äh bäh. 

Kopf hoch, 

ihr

Nils Minkmar

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