Zeichen der Hoffnung
Russland und wir/Post vom Gesundheitsamt/Schottisches Penizilin
Wer genau hinsieht, entdeckt schon die ersten Anzeichen für ein Ende dieses langen Winters. Er war anders belastend als es die harten Winter der Vorfahren waren, denn es war nicht bitterkalt und die große Plage früherer Jahrhunderte, die Langeweile in einer Welt ohne Strom, deren Wege nicht zu benutzen waren und in der es kaum etwas zu tun gab, kam nicht auf. Dafür sorgt schon die internationale Situation.
Seit Monaten wächst die Sorge wegen eines möglichen Angriffs Russlands auf die Ukraine. Dabei geht es in der Berichterstattung viel um den russischen Präsidenten, der sich, so scheint es mir, und es wäre ein Zeichen der Hoffnung, unnötigerweise in eine dumme Lage manövriert hat. Weder traut er sich, einzumarschieren, noch kann er diese Streitmacht in der Landschaft herum stehen lassen.
Vor vielen Jahren fuhr ich mit dem Zug nach Berlin und Frank Schirrmacher rief mich an, damals mein Chef bei der FAZ. Nach seinem freundlichen, aber keine Antwort erwartenden "Geht's grade?" folgte die Frage, ob ich einen Anzug an oder wenigstens dabei hätte? Ich sollte ihn am nächsten Abend am Flughafen treffen: "Wir fliegen zu Putin." Ich las mich ein und fragte mich bald, wieviele unerklärliche Todesfälle so einen Lebensweg eigentlich begleiten können. Ich erläuterte dem Herausgeber, dass der Präsident eher kein guter Umgang für uns ist und war erleichtert, als die Sache abgeblasen wurde.
Putin ist das Gegenteil dessen, wofür die offene Gesellschaft und die Sozialdemokratie stehen und es ist traurig, was aus Gerd Schröder geworden ist. Aber Putin ist nicht Russland. Unsere Partner dort sind diese mutigen Menschen:
https://www.rferl.org/a/russia-ukraine-activists-intellectuals-statement/31681047.html (Öffnet in neuem Fenster)Wer ein an Corona erkranktes Schulkind zuhause hat, erhält früher oder später Post vom Gesundheitsamt. In unserem Fall kam der Brief einige Tage, nachdem die Krankheit vorüber, der PCR-Test negativ und das Kind wieder in der Schule war. Das lahme Tempo, das triste Papier, die zig Schriftgrößen – alles geschenkt. Aber der Inhalt dieses Schreibens! Das Deutsch! Der Ton, die Wortwahl, der Aufbau – alles vom Amt für das Amt. Wer, außer deutschen Akademikern, soll solche Passagen verstehen?
Mein liebster Satz beginnt mit: "Sofern weitere Personen mit ihrem Kind in einem Haushalt leben..." - Gibt es außer Pippi Langstrumpf Minderjährige, die allein wohnen? Hoffentlich nicht!
Der Brief ist nicht an das Kind adressiert, sondern an die Erziehungsberechtigten. Aber wenn es die möglicherweise nicht gibt – wer liest denn dann gerade dieses Schreiben?
Sie haben Post von Schrödinger.
Wer erinnert sich noch an das schöne Silbenklatschen im Kindergarten? Machen wir es doch mal mit:
Nu/kle/in/säu/re/nach/weis,
I/so/la/tions/zeit/raum
An/ti/gen/Be/fund
Ab/son/der/ungs/ver/pflich/tung
Haus/halts/an/ge/hö/ri/ge
Schutz/maß/nahm/en/-Aus/nahm/en/ver/ord/nung -
Da sind die Kinder allein mit Silbenklatschen schon wieder halb über die Isolationszeit.
Das Ganze erinnert mich an einen klassischen Sketch der Monty Python über Regeln: It's perfectly simple:
https://www.youtube.com/watch?v=yKg7IinlUfI (Öffnet in neuem Fenster)Der wichtigste Satz fehlt in dem Schreiben übrigens:
"Wir wünschen Ihrem Kind eine gute Besserung."
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich Käse aus England kaufe. Nicht, dass ich so viel davon halte, aber sie tun mir leid. Diese Regierung muss schwer auszuhalten sein. Manchmal denke ich an das Interview mit dem französischen Außenpolitiker Hubert Védrine, gleich am Morgen nach der ersten Brexit-Abstimmung. Der sagte damals im französischen Radio: "Sie werden eines Tages wieder eintreten. Es geht gar nicht anders."
Bis dahin heißt es durchhalten, dieses Rezept scheint mir eine gute Hilfe:
https://www.theguardian.com/food/2021/jan/13/how-to-make-cock-a-leekie-soup-recipe-felicity-cloake (Öffnet in neuem Fenster)Kopf hoch,
ihr
Nils Minkmar
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